Der Fremde vom anderen Stern
Unterschied zwischen der Zeit, aus der Sie kommen, und der aktuellen Zeit hier bei uns auf der Erde ist.“
„Nach Ihrer Zeitrechnung ungefähr zweihundert Jahre. Und damit wären wir beim wichtigsten Grund, warum ich Ihnen die Wahrheit verraten habe. Selbst in meiner Zeit gibt es niemanden, der Ihnen in bezug auf Zeitreisen das Wasser reichen könnte. Ich brauche Ihre Hilfe, um einen hier stationierten Transporter zu bauen - und um die korrekten Koordinaten zu ermitteln, damit ich in der richtigen Zeit nach Hause zurückkeren kann."
Dylan schwieg eine Weile, um über die Bitte nachzudenken. „Sie ahnen ja nicht, wie gern ich Ihnen glauben würde, aber ich bin Wissenschaftler und brauche Beweise." Sein Tonfall klang fast entschuldigend, als er hinzufügte: „Beweise wiegen in diesem Fall mehr als Ihr Wort."
„Das kann ich mir vorstellen." Innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde war Starbuck verschwunden, nur die Fußspuren im Schnee zeigten, wo er eben noch gestanden hatte. Auf geheimnisvolle Weise vermehrten sich die Spuren, bis sie neben Dylan angekommen waren.
„Starbuck?" Er schaute sich verunsichert in dem stillen Wäldchen um.
„Wo zum Teufel stecken Sie?"
„Hier bin ich."
Dylan wirbelte, herum und entdeckte Starbuck, der an einem Bau lehnte. Einen Augenblick später stand er schon wieder neben ihm.
„Na? Zufrieden?"
Dylan warf den Kopf in den Nacken und lachte laut und herzlich, so daß die Vögel in den Baumwipfeln erschrocken aufflogen und davonflatterten. „Himmel", stieß er hervor und zitierte aus einer bekannten Sciencfiction-Serie: „Beam uns hoch, Scotty, wir haben alle Hände voll zu tu. Wir müssen uns etwas überlegen, damit dieser Mann wieder nach Hause kommt!"
„Sie wollen mir also helfen?"
„Davon kann mich niemand mehr abhalten." Dylans Blick wurde plötzlich ernst. ,Aber da ist noch etwas, was Sie über mich wissen sollten. Etwas, das wahrscheinlich in keinem Ihrer schlauen Bücher steht."
Starbuck plante in Gedanken bereits seine Rückkehr nach Sarnia, und so entging ihm der warnende Unterton in Dylans Stimme. „Und was ist das?" fragte er gedankenverloren.
„Als Charity sechzehn war, hat sie sich in den Sohn eines Hummerfängers hier aus dem Ort verguckt."
Mit Befremden stellte Starbuck fest, daß er nur den Namen Charity hören mußte, um alles andere um sich herum zu vergessen. „Und das hat Ihnen nicht gepaßt", vermutete er.
„Nicht wegen seiner Herkunft", rechtfertigte sich Dylan. „Ich habe keine Vorurteile. Mir hat nur nicht gepaßt, daß der Bursche ein richtiger Casanova war und jede Woche eine neue Freundin hatte."
„Mit anderen Worten, Sie hatten etwas dagegen, daß Ihre Schwester auch auf der Liste seiner zahlreichen Eroberungen stehen würde."
„Ganz genau. Ich habe dem Kerl deutlich zu verstehen gegeben, daß ich ihn zu mundgerechten Ködern für seine Reusen verarbeiten würde, wenn er meine Schwester auch nur einmal anrührte."
„Das ist eine verständliche Reaktion", pflichtete Starbuck bei. „Unter den gegebenen Umständen."
Dylan machte keinen Hehl aus seinem Erstaunen. „Dieser Planet, von dem Sie kommen ..."
„Wir sind ein friedliebendes Volk", unterbrach ihn Starbyck. „Seit Jahrhunderten hat es bei uns keine bewaffneten Auseinandersetzungen mehr gegeben. Außerdem habe ich auch eine ledige Schwester, die ich sehr liebe. Und falls es Sie beruhigt, bis vor kurzem war ich mit einer Frau meines Volkes verlobt.“
„Das beruhigt mich ganz und gar nicht", widersprach Dylan. „Wenn Sie die Verbindung mit Ihrer Verlobten gelöst haben, sind Sie doch gerade frei für ein nettes kleines Abenteuer."
„Wir haben uns nur vorübergehend getrennt." Starbuck runzelte die Stirn, als er an die gefühllose, kalte Art dachte, in der Sela ihm erklärt hatte, daß sie nichts mehr von ihm wissen wollte. „Sela war nicht mit dem ganzen Rummel und Streit einverstanden, der durch meine Arbeit ausgelöst wurde.
Aber wenn ich erst wieder auf Sarnia bin und sich meine Theorien als wahr herausstellen, wird sie sicher zu mir zurückkehren."
„Oh." Erleichtert lächelte Dylan ihn an. „Ich sehe, wir verstehen uns."
Entgegen aller Vernunft mußte Starbuck plötzlich an Charity denken. Das Bild ihres weichen, wohlgeformten Körpers tauchte vor seinem inneren Auge auf, er atmete den sinnlichen Duft ihrer Haut ein und erlebt noch einmal die aufwühlenden Gefühle, die sie in ihm geweckt hatte, als sie in seinen Armen lag.
Gewaltsam verscheuchte
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