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Der Fremde vom anderen Stern

Der Fremde vom anderen Stern

Titel: Der Fremde vom anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joann Ross
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Mond war gerade aufgegangen und warf sein rosa schimmerndes Licht auf den Planeten Sarnia. Die Einwohner der mit einer Glaskuppel überdachten Stadt hatten alle Hände voll damit zu tun, das Fest der Wahrheit vorzubereiten, das einmal im sarnianischen Jahreszyklus gefeiert wurde und an die Ankunft der Großen Weisen erinnerte. Die Feierlichkeiten dauerten umgerechnet vierzehn Tage und bewirkten, daß sich selbst die verstandesbeherrschtesten Sarnianer nach reichlichem Genuß von Enos-Tau ihren Gefühlen hingaben.
    Die Sarnianer, die von Vorfreude auf die kommenden Festtage erfüllt waren, fuhren geschäftig durch die Stadt oder unterhielten sich angeregt.
    Daher waren sie auch zu abgelenkt, um zu bemerken, daß sich auf einem der Landeplätze für die City-Raumgleiter ein Mensch durch Astroprojektion materialisierte.
    „Es klappt!" Dylan schaute sich fasziniert um. „Himmel!" rief er. „Es klappt wirklich!"
    Doch seine Freude verflog jäh, als er bemerkte, daß er zwei riesigen schwarzuniformierten Männern gegenüberstand, die ihn alles andere als freundlich musterten. Sie erinnerten ihn irgendwie an Brian und Murph, auch wenn Vanessas Schläger nicht den breiten, knochigen Auswuchs auf der Stirn besaßen, der diese beiden Herren zierte. Aber der gewalttätige Augenausdruck war der gleiche.
    „Du bist spät dran", knurrte einer der Männer vorwurfsvoll in einer kehligen Sprache, die Starbucks Übersetzungsmodul rasch übertrug.
    Starbuck hatte Dylan zwar versichert, daß er sich bei gebildeten Sarnianern in seiner Muttersprache verständigen konnte, doch bei der Unterschicht der Bevölkerung konnten nur sarnianische Sprachkenntnisse vorausgesetzt werden. „Ich bin aufgehalten worden", erwiderte Dylan hastig.
    Die Männer tauschten einen vielsagenden Blick aus. „Das Fest der Wahrheit fängt bald an. Du weißt doch genau, daß wir keine Überstunden bezahlt bekommen."
    „Jetzt bin ich ja da", beruhigte sie Dylan.
    Achselzuckend wandte sich der größere der beiden um und tippte einen Code in ein Gerät, das wie ein Solarrechner aussah. Geräuschlos schob sich eine schwere Tür hinter ihm zur Seite.
    „Deine Gefangene wartet schon."
    „Meine Gefangene?"
    Er mußte sich irgendwie verkalkuliert haben und woanders gelandet sein als in Julianna Valderians Haus. Zögernd betrat Dylan das weiße Gebäude. Leise schloß sich die Tür hinter ihm, und nun stand er allein in einem hallenartigen Flur.
    Doch bald bekam er Gesellschaft. Zwei Männer, die den beiden von draußen aufs Haar glichen, kamen auf ihn zu. Sie trugen ebenfalls schwarze Uniformen und kniehohe, schwere Stiefel. Sie gebärdeten sich wie aufgeblasene Gockel und flankierten eine Frau, bei der es sich nur um Julianna Valderian handeln konnte.
    Starbuck hatte ihm gesagt, daß seine Schwester sehr intelligent und ausgesprochen stur war. Er fragte sich, warum sein Freund ihre außerordentliche Schönheit nicht erwähnt hatte.
    Ihr hellblondes Haar schimmerte wie flüssiges Gold und war zu einem Kranz hochgesteckt. Sie war gertenschlank, doch ihr enganliegendes blaues Gewand verriet Dylan, daß sie an den richtigen Stellen verführerische weibliche Rundungen besaß.
    Ihre Augen strahlten wie kostbare Topase, ihr Blick verriet wache Intelligenz und merkwürdigerweise so etwas wie Verachtung.
    „Da sind Sie ja endlich", sagte sie. Ihre Stimme klang sanft, doch da schwang ein Unterton mit, der Dylan nicht gefiel.
    „Hier scheint jeder nur an Pünktlichkeit zu denken. Das ist wohl die größte Sorge der Leute von Sarnia", beschwerte er sich. „Und ich fürchte, Sie verwechseln mich mit jemand anders."
    „Oh, ich weiß genau, wer Sie sind." Julianna streckte ihm die Hände entgegen, die an den Gelenken mit metallenen Fesseln gebunden waren.
    „Sie sind der Mann, der mich zur Strafkolonie bringen soll."
    Kurz bevor sie das Haus erreicht hatten, wandte sich Charity erneut an Starbuck. „Und wenn Dylan nicht mehr zurückkommt?" Der Gedanke war so schrecklich, daß sie ihn am liebsten beiseite geschoben hätte.
    „Er kommt zurück", versprach er ihr mit aufmunterndem Lächeln, das sie so sehr an ihren Bruder erinnerte.
    „Julianna wird ihm schon helfen. Außerdem haben wir in zwei Wochen eine Verabredung."
    „Was denn für eine Verabredung?"
    „Er wird Trauzeuge bei unserer Hochzeit sein. Wir sind übereingekommen, daß vierzehn Tage ausreichen, um deine Mutter zu verständigen und alles vorzubereiten."
    „Hat einer von euch geistigen Überfliegern

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