Der Fremde vom anderen Stern
Schminkutensilien standen. Er öffnete einen weißen Porzellantiegel, der mit rosa Creme gefüllt war, und entnahm ein wenig davon. Die Creme duftete nach Charity. Mühsam kämpfte Starbuck gegen den Wunsch an, ihre vollen, runden Brüste mit der duftenden Substanz einzureiben.
Charity konnte nicht anders, sie mußte einfach ehrlich sein. Vor sich selbst rechtfertigte sie sich damit, daß er ihr immerhin auch die Wahrheit gesagt hatte.
„Warum genieße ich es dann jedesmal, wenn du mich berührst?"
Heißes Begehren durchzuckte ihn wie ein Laserstrahl, doch Starbuck bezwang seine Schwäche.
„Dylan wartet sicher schon."
Charity atmete ein paarmal tief durch, bis sie den Eindruck hatte, daß ihre Stimme ihr wieder gehorchen würde. „Und ich muß aufs Revier."
Trotzig reckte sie das Kinn. Erneut musterte er sie unverwandt, „Das Gewand, das du heute morgen getragen hast, gefiel mir viel besser."
„Gewand? Ach, du meinst den pinkfarbenen Pulli." Sie konnte sich gut vorstellen, daß Bram Starbuck es mochte, wenn seine Geliebte wallende rosa Kleider trug. Rasch rief sie sich zur Ordnung. Schließlich war sie nicht seine Geliebte! |
„Ich enttäusche dich wirklich ungern, Starbuck, aber in einer rosa Uniform würde mich wohl kaum jemand ernst nehmen."
„Das kann ich mir gut vorstellen. Aber wenn du denkst, ein Mann würde nicht merken, was für eine aufregende und begehrenswerte Frau in dieser Uniform steckt, dann irrst du dich, Charity Prescott."
Sosehr er sich auch bemühte, Starbuck konnte sich nicht länger bezähmen. Langsam ging er wieder auf Charity zu, umfaßte zärtlich ihren Nacken und ließ die Finger durch ihr seidiges Haar gleiten. „Im Gegenteil", murmelte er „jeder Mann hat nur noch einen Wunsch: dir diese unförmigen Sachen auszuziehen und den herrlichen Körper zu liebkosen, der sich darunter verbirgt."
Es kostete sie zwar übermenschliche Kraft, doch Charity gelang es, ruhig stehenzubleiben und weder in Starbucks Arme zu sinken noch davonzulaufen. Sie mußte sich der Situation stellen, damit die Dinge nicht gänzlich außer Kontrolle gerieten.
Er beugte sich zu ihr hinab, bevor er zögernd innehielt. Sein logisch arbeitender Verstand wollte ihr wohl noch eine Möglichkeit geben, sich zurückzuziehen, ehe sie sich beide Hals über Kopf in eine Beziehung stürzten, die sie vielleicht gar nicht wollten oder die ihnen verboten war.
In dem Augenblick, als seine Lippen ihre berührten, wurde Starbuck klar, wie gründlich er sich verschätzt hatte. Er hatte den Kuß als eine Art Experiment betrachtet und sich vorgestellt, daß Charity sanft, aber eher abwartend reagieren würde.
Sanft war sie sicher. Doch abwartend? Die glutvolle Leidenschaft, mit der sie seinen Kuß erwiderte, ließ eher auf das Gegenteil schließen. Erregt wühlte sie in seinem Haar, und sein Herzschlag beschleunigte sich. In diesem Moment hatte er nur noch einen Gedanken: die Frau in seinen Armen stürmisch zu lieben.
Etwas Geheimnisvolles, Unberechenbares ergriff Macht von ihm - etwas, das er sich nicht erklären konnte. Seine Logik versagte, und er versank in einem Strudel der lustvollsten Gefühle, die er je gekannt hatte.
Als er Charity schließlich atemlos freigab, stellte er fest, daß seine Hände zitterten. Er begehrte sie mit jeder Faser seines Körpers. Am liebsten hätte er sie ins Schlafzimmer getragen und ihr diese entsetzliche Uniform vom Körper gerissen, um jeden Zentimeter ihrer duftenden, samtweichen Haut mit heißen Küssen zu bedecken.
„Oh", meinte sie benommen und räusperte sich, „das war ... mit Sicherheit nicht alltäglich."
Also hatte sie es auch gespürt. „Das kann man wohl sagen."
Unfähig, ihre Gefühle in Worte zu kleiden, sahen sie sich schweigend an.
Charity schluckte. „Es könnte ein Problem werden."
„Nur, wenn wir eins daraus machen."
Wie schon so oft, seit sie ihn auf der verschneiten Straße aufgelesen hatte, fragte sich Charity, was für ein Mensch Starbuck wohl war. Welcher Mann konnte eine Frau mit einer Leidenschaft küssen, die ihren Körper und ihre Seele in einen unbeschreiblichen Aufruhr versetzte, und gleich darauf kühl und sachlich mit ihr reden, als sei nichts geschehen?
Nur ein berechnender Verstandesmensch vermag das, dachte sie, und ermahnte sich zur Wachsamkeit.
Starbuck beobachtete, wie ihre Miene von Sekunde zu Sekunde verschlossener wurde. Charity ging zu einer Kommode, nahm eine Handvoll Münzen aus einer Schale und steckte sie in die
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