Der Fremde vom anderen Stern
eine Eheberatungsstelle aufzusuchen. Charity hatte ihnen finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Mitteln versprochen, die allen sozial schwachen Familien zustand.
Auf der Heimfahrt waren sie und Starbuck in Gedanken versunken.
„Ich bin beeindruckt", sagte er schließlich, als Charity den Jeep vor ihrem Haus parkte.
Ob sie es nun wollte oder nicht, sein schlichtes Kompliment schmeichelte ihr. „Danke."
„Die Olsons hatten wirklich Glück, daß du dich eingeschaltet hast. Du bist eine vorbildliche Polizistin, Charity Prescott."
„Welch hohes Lob von einem eingefleischten Chauvinisten." Sie warf ihm ein amüsiertes Lächeln zu. „Vielleicht ist bei dir ja doch noch nicht Hopfen und Malz verloren."
Ihre Blicke trafen sich. „Charity ..." Starbuck fuhr mit dem Handrücken über ihre Wange und spürte, wie sie erschauerte.
„Ja." Sie schloß die Augen, und plötzlich ließen sich die lange aufgestauten Gefühle nicht mehr zurückhalten. Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn unverwandt an.
„Ich möchte mit dir schlafen, Starbuck", sagte sie mit dunkler, verführerischer Stimme.
Auf diese Worte hatte Starbuck so lange gewartet, dennoch zögerte er nun, hin-und hergerissen zwischen Pflicht und Verlangen. Während sich die Spannung zwischen ihnen immer mehr steigerte, klingelte plötzlich das Telefon.
Charity zuckte entschuldigend mit den Schultern und nahm den Hörer ab.
„Polizeirevier Castle Mountain. Ach, Dylan, du bist's." Sie klang nicht besonders erfreut. „Ja, er ist hier." Sie reichte Starbuck den Hörer. „Für dich."
Stirnrunzelnd lauschte er Dylans begeistertem Redeschwall - und wußte, daß das Schicksal ihm wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
„Er glaubt, bei unserem Projekt einen entscheidenden Schritt weitergekommen zu sein", erklärte Starbuck, nachdem er aufgelegt hatte. Daß offensichtlich jemand versucht hatte, die Computerdateien mit den geheimen Forschungsergebnissen zu kopieren, verschwieg er ihr lieber.
„Du mußt ins Laboratorium, stimmt's?"
Bleib! forderte sein Herz. Geh! befahl ihm seine Vernunft. Einen größeren inneren Zwiespalt hatte er noch nie erlebt. Charity fühlte, was in ihm vorging, und strich mit den Fingerspitzen über seine Lippen.
„Geh zu Dylan", flüsterte sie. „Morgen ist ja auch noch ein Tag."
Tief berührt von ihrem Verständnis, küßte er ihre Hand. „Ich bleibe nicht lange", versprach er.
Charity war enttäuscht, zwang sich aber zu einem Lächeln. „Ich warte auf dich."
Der nächste Morgen dämmerte, es war ein kalter, klarer Tag. Charity saß übernächtigt am Küchentisch. Sie hatte sich mit Unmengen von Kaffee wach gehalten und auf Starbuck gewartet.
Er war die ganze Nacht fortgeblieben. Traurig und geknickt erhob sie sich, zog ihren Kapuzenmantel an und ging hinaus. Die frische Luft würde sie vielleicht auf andere Gedanken bringen.
Während sie durch den harschigen Schnee stapfte, dachte sie über Starbuck nach. Es gelang ihr einfach nicht, sich ein klares Bild von ihm zu machen, doch ihr weiblicher Instinkt sagte ihr, daß er sich mit aller Kraft bemühte, seine Gefühle für sie zu unterdrücken. Sie spürte auch, daß der Mann, den sie über alles liebte, etwas vor ihr verbarg. Selbst wenn es schien, als sei er unfähig zu lügen, so verschwieg er ihr dennoch etwas, und zwar etwas Wichtiges.
Entschlossen wandte sie sich um und ging zum Haus zurück. Sie wollte endlich Klarheit und nahm sich vor, sofort ins Laboratorium zu fahren und Starbuck zur Rede zu stellen. Sie war so in Gedanken versunken, daß sie nicht bemerkte, wie eine Person hinter einer großen Tanne hervortrat und ihr folgte. Dann wurde sie mit einem dicken Ast niedergeschlagen.
10. KAPITEL
Starbuck fand Charity leblos im Schnee. Er hob sie auf und strich ihr den Schnee aus dem Gesicht.
„Charity, Liebling, wach auf."
An ihren Wimpern klebten kleine Eiskristalle, und ihre Wangen waren dunkelrot. Sie atmete flach durch den leicht geöffneten Mund, und allein dieses Lebenszeichen war es, das Starbuck davon abhielt, in Panik zu geraten.
Sie lebte. Aber das hatte sie nicht ihm zu verdanken, denn wer auch immer sie überfallen hatte, hatte es mit Sicherheit auf seine Forschungsergebnisse abgesehen.
„Charity, bitte wach doch auf."
Ire Lider zuckten. „Starbuck?" Sie lächelte schwach und hob eine Hand zu seinem Gesicht. „Du bist doch noch zurückgekommen."
„Ich habe es dir doch versprochen." Eigentlich hatte er schon
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