Der Fremde vom anderen Stern
hätte er Charity versprochen, daß er zurückkommen würde, doch er schwieg. Es ging einfach nicht, denn seine Welt war Sarnia.
Sie lächelte, aber ihre Lippen bebten, und heiße Tränen brannten in ihren Augen und verschleierten ihren Blick. Eine Träne lief über ihre Wange, und als Starbuck sie mit dem Daumen fortwischte, schluchzte Charity verzweifelt auf.
„Ich will nicht mehr reden", stieß sie mit brüchiger Stimme hervor. Sie schaute ihn an, und die ganze Liebe, die sie für diesen Mann empfand, spiegelte sich in ihren Augen und ihrer Miene.
„Ich möchte mit dir schlafen, Starbuck, so, wie ihr es auf Sarnia tut."
Erstaunt schaute er sie an. „Es wird dir nicht gefallen."
„Woher weißt du das? Ich habe es ja noch nicht ausprobiert."
„Es ist nicht halb so schön wie eure Art", wich Starbuck aus. Er sehnte sich danach, ihren Körper überall zu liebkosen und ein letztes Mal in ihren Armen die höchste Erfüllung zu finden. Der sarnianische Liebesakt war absolut kein Vergleich zu dem, was er mit Charity erlebt hatte.
„Bitte." Sie lächelte ihn verführerisch an, nahm ihn bei der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer.
Er konnte dieser Frau keine Bitte abschlagen. Wenn sie ihn angefleht hätte, in Castle Mountain zu bleiben, wäre er nicht in der Lage gewesen, nein zu sagen.
„Na schön. Aber ich habe dich gewarnt." Er küßte sie leidenschaftlich, dann seufzte er tief. „Wir müssen uns einander gegenüber hinknien."
„Geht es auf dem Teppich?" fragte sie und kniete sich hin.
„Ja. Auf Sarnia haben wir spezielle Matten dafür." Widerstrebend ließ er sich ihr gegenüber auf dem Boden nieder. „Jetzt müssen wir die Handflächen aneinanderlegen."
„So?" Sie preßte ihre Hände an seine.
„Genau. Aber denk daran, das ist eine rein geistige Angelegenheit."
„Ich bin schon gespannt."
Starbuck hatte ein nüchternes, gefühlloses Zusammensein erwartet, doch er sollte sich irren. Sobald ihre Finger sich berührten, verschmolzen ihre Gedanken, und der ganze Raum schien in ein sanft schimmerndes Licht getaucht zu sein.
Leuchtende Wirbel in Blau, Lila und Gold umgaben sie wie wundervolle Polarlichter.
Sie sahen sich auf einer Blumenwiese, Charity trug ein duftiges weißes Sommerkleid, Starbuck ein weites Hemd und eine schwarze Hose. Er sah fast aus wie ein Pirat. In einer Hand hielt er einen Kranz aus leuchtendgelben Blumen, den er ihr zärtlich auf den Kopf drückte. Langsam entkleideten sie sich, und als er sie behutsam auf das Gras bettete und tief in sie eindrang, verschwamm das Bild, und sie fanden sich am schneeweißen Strand einer romantischen Lagune wieder. Über ihren Köpfen fuhr der Wind durch die Palmenwipfel, die Wellen brachen sich sanft am Strand, und die Sonne wärmte ihre ohnehin erhitzten Körper. Sie liebten sich mit einer Leidenschaft, die ihnen den Atem nahm. Ekstatische Schauer durchströmten sie, und sie erlebten gemeinsam einen Höhepunkt, der wie ein Erdbeben war.
Und dann waren sie plötzlich wieder in Charitys Schlafzimmer, und Starbuck spürte, daß ihm eine Träne über die Wange lief. Nie hätte er es für möglich gehalten, derartig überwältigende Lustgefühle zu erleben.
Zögernd ließen sie die Hände sinken, verschränkten jedoch die Finger. Sie waren noch nicht bereit, diese wunderschöne körperliche, geistige und seelische Verbundenheit aufzugeben.
„Ich dachte, du hättest mir vergangene Nacht schon das Schönste gezeigt, was es gibt." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Aber ich hätte nie geglaubt ..."
„Ich verstehe, was du meinst." Er zog Charity in seine Arme und legte seine Wange an ihre. „Für mich war es auch einzigartig."
Die Intensität der Gefühle, die sie gemeinsam erlebt hatten, forderte ihren Tribut. Erschöpft sanken sie auf den Teppich, schmiegten sich aneinander und fielen in einen tiefen Schlaf.
Die Wirklichkeit holte Starbuck und Charity allzu schnell wieder ein. Enttäuscht stand er in der Küchentür. Er hatte Charity gebeten, ihn zum Laboratorium zu begleiten und ihn zu verabschieden.
Doch sie hatte sich geweigert und ihm erklärt, daß sie ihn hier in ihrem Haus in Erinnerung behalten wolle, wo sie gemeinsam glücklich gewesen waren.
„Ich finde es furchtbar, dich zu verlassen."
„Ich weiß." Ein Gefühl tiefer Verlorenheit breitete sich in ihr aus. Wie leer würde ihr Leben ohne Starbuck sein ...
„Aber du mußt zurück nach Sarnia und beweisen, daß deine Theorien Hand und Fuß haben."
Mit dem
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