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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineindrücken. Das Gefährt begann zu schwanken. Erst als die beiden Türen zugeschlagen waren, durfte auch der Totengräber auf den Bock klettern.
    Die Pferde bekamen die Peitsche zu spüren. So wie er sich den Menschen gegenüber verhielt, benahm sich der Großgrundbesitzer auch bei seinen Tieren.
    Er schonte keine Kreatur!
    Die Tiere wieherten schrill, scharrten mit den Hufen, rissen dort einen Teil des weichen Untergrunds auf und zogen dann erst an. Jedoch so heftig, daß der auf dem Bock hockende Totengräber sich hastig festhalten mußte.
    Pfarrer und Bürgermeister, die sich eben noch gegenübergesessen hatten, saßen mit einem Ruck nebeneinander.
    Der Pfarrer hatte mehr Mühe, sich wieder zu fangen. Er streckte die Arme suchend aus.
    »Es war wohl etwas viel Schnaps«, sagte der Pfarrer und begann zu grinsen.
    »Aber Hochwürden, Ihr seid doch sonst nicht so leicht aus der Bahn zu werfen.«
    Der Geistliche hob die Schultern. »Ja, da gibt es immer gewisse Unterschiede. Manchmal sind die Tage gut, manchmal sind sie schlecht.«
    Das breite Gesicht des Bürgermeisters zeigte Neugierde. »Wie sind sie denn heute?«
    Hochwürden hob die Schultern. Er hatte einen langen braunen Mantel übergestreift. Man sah diesem Menschen die Furcht an. Er war eine ängstliche Person und duckte sich hinter den Mächtigen. Auch wußte er, daß es ein großes Unrecht war, was sie vorhatten, aber er besaß einfach nicht den Mut, sich dagegen anzustemmen.
    »Heute ist der Tag nicht gut«, erwiderte der Geistliche. »Ich mag ihn nicht. Stürmisch, Regen, und wir fahren zu einem Mann, der uns gefährlich werden kann.«
    »Wieso?«
    Der Pfarrer stieß auf, und eine Schnapsfahne wehte dem Bürgermeister entgegen. »Dieser Dorian Asherhat den Teufel im Leib«, flüsterte er.
    »Ja, er hat den Teufel im Leib. Ich spüre es, und ich kann mich auf mein Gefühl noch immer verlassen.«
    »Aber Ihr kennt ihn nicht, Hochwürden.«
    »Nein. Nicht so genau. Wen ich nicht in der Kirche sehe, den kenne ich auch nicht. Den will ich auch nicht kennenlernen.« Der Geistliche lehnte sich zurück und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. Dagegen wollte der Bürgermeister nicht sprechen. Auch er hielt nichts von diesem Dorian Asher, aber sie brauchten nun mal den Friedhofswächter, da kam ihnen Asher gerade richtig. Er wohnte auch nicht direkt im Ort. Seine Hütte hatte er abseits gebaut, wo der Wald begann und das Unterholz sehr dicht war. Er lebte dort als Einzelgänger, wenn er nicht gerade in Diensten des Großgrundbesitzers stand.
    Der hockte auf dem Kutschenbock. Er gab den Pferden Zunder. Manchmal schrie er auch, da wurde es selbst dem neben ihm sitzenden Totengräber komisch, so daß dieser den Eindruck bekam, ein vom Teufel Besessener würde auf die Pferde einschlagen. Sie erreichten das Ziel innerhalb weniger Minuten. Schaum flockte aus den Mäulern der Tiere und wehte an deren Flanken entlang. Der Mann hielt die Zügel fest, als die Pferde durch den schmalen Hohlweg galoppierten, der direkt zum Ziel führte.
    »So, ihr Zossen, jetzt könnt ihr euch ausruhen.« Der Kutscher zog die Zügel an und grinste breit. In seinen Augen lag ein wildes Funkeln. Er freute sich darauf, einen Menschen in den Tod schicken zu können. Rasch stieg er vom Bock und winkte dem Totengräber, bevor er die Kutschentür öffnete.
    »Los, aussteigen, wir sind da!«
    Die beiden Männer nickten. Der Bürgermeister schob sich als erster nach draußen. Mit bleichem, käsig wirkendem Gesicht folgte der Pfarrer, dem es immer mieserging.
    Der Reiche hatte die Führung übernommen. »Ihr wißt, wo sich die Hütte befindet?«
    »Nein«, sagte der Pfarrer. »Ich bewege mich nicht in der Nähe eines menschlichen Teufels.«
    »Teufel ist gut. Folgt mir.«
    Der Großgrundbesitzer hieß Basil O'Lee. Seine Vorfahren waren aus Irland nach Cornwall gekommen und hatten sich in Trevarrick niedergelassen und viel Land aufgekauft.
    Auch Ashers Hütte stand auf O'Lees Land. Sie duckte sich dort, wo zahlreiche Häuser standen, und füllte praktisch eine kleine Senke aus. Die Tür war kein Hindernis. Mit einem wuchtigen Tritt trat O'Lee sie ein. Splitternd flog das Holz in das schmutzige Innere, das im Dunkeln lag. Nur schwach zeichneten sich die Umrisse des Betts und des alten Tischs ab sowie der Hocker.
    Voller Wut trat O'Lee gegen einen Hocker. Er flog in die Höhe und krachte in die wenigen Geschirrschalen, aus denen Asher seine kargen Mahlzeiten löffelte.
    »Hat man ihn gewarnt?«

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