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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich die Straße kaum. Man war hier kaum Autos gewohnt. Kinder spielten auf der Straße und verschwanden, als wir näher kamen. Einmal prallte ein Ball gegen den rechten Kotflügel.
    Ich sah auch eine Kirche. Ihr Turm wirkte wie ein ausgestreckter Finger. Ein Wetterhahn grüßte, und ich dachte, daß es wohl am besten war, sich mit dem Pfarrer in Verbindung zu setzen. Unter den Dorfpfarrern hatte ich schon wirklich außergewöhnliche Menschen kennengelernt, die mir oft eine große Hilfe gewesen waren.
    Bill dachte ebenso. Wir stoppten vor der Kirche und erkundigten uns bei einer älteren Frau nach dem Pfarrer.
    »Der ist nicht da.« Sie sprach einen Dialekt, den ich kaum verstand.
    »Wo steckt er denn?«
    »Im Spritzenhaus.«
    »Der Feuerwehr?«
    »Ja. Dort können Sie zu Fuß hingehen. Sie brauchen nur um die Kirchenmauer herum.«
    »Ich danke Ihnen, Madam.«
    Sie ging weg und schlug dabei die entgegengesetzte Richtung ein. »Da ist die Mauer«, sagte Bill. Diesmal ging er vor. Es war ein schmaler Weg, wir mußten hintereinander gehen.
    Johnny fragte seine Mutter, was ein Spritzenhaus wäre. Sheila erklärte ihm, daß dort die Wagen der Feuerwehr standen und daß dieses Haus auch für Veranstaltungen aller Art benutzt würde.
    Der Weg mündete auf einen kleinen Platz, wo wir auch das Haus sahen. Es besaß ein barackenhaftes Ausgehen. Die doppelflügelige Holztür hätte auch zu einer Scheune passen können.
    Eine Hälfte stand offen. Als wir ihr uns näherten und das Haus betreten wollten, kam aus dem Halbdunkel ein Mann auf uns zu. Er versperrte uns den Weg.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Hinein«, sagte ich.
    Der Mann schob seine Daumen hinter die breiten Hosenträger. »Nein, das gibt es nicht.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Weil ich es so will.«
    »Sind Sie der Pfarrer?« fragte Bill.
    Der Mann lachte. »Sehe ich so aus?«
    »Nein, aber wir wollen den Pfarrer sprechen. Man sagte uns, daß wir ihn hier finden könnten. Ist das korrekt?«
    »Und wenn er nicht mit Ihnen reden will?«
    »Das wird er schon, verlassen Sie sich darauf.«
    Der Dörfler schüttelte stur den Kopf. Sheila und Johnny standen hinter uns. Auch sie wollten hinein, doch es war nicht mehr nötig, denn wir hörten die unwirsche Stimme eines Mannes, der sich erkundigte, was an der Tür los wäre.
    »Da wollen Fremde zu Ihnen.«
    »Ich komme.«
    Der Pfarrer erschien tatsächlich, blieb auch in der Tür stehen und musterte uns. Er war schon älter. Das rote Haar auf seinem Kopf wuchs nur noch auf der hinteren Hälfte. Zur Stirn hin war es bereits ausgefallen.
    »Was ist mit Ihnen?«
    »Wir möchten Sie sprechen, Herr Pfarrer«, sagte ich.
    »Um was geht es?« Seine Blicke ließ er auch prüfend über Sheila und Johnny gleiten.
    Ich hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen. Jedenfalls möchte ich Ihnen etwas zeigen.«
    Er schaute sich meinen Ausweis sehr genau an. Als er ihn mir zurückgab, war sein Gesicht blaß geworden. Dafür traten die zahlreichen Sommersprossen deutlicher hervor.
    »Können wir uns jetzt unterhalten?« fragte ich ihn.
    Der Pfarrer ging darauf nicht ein und fragte statt dessen: »Woher haben Sie es gewußt?« fragte er.
    »Nun, das ist eine etwas längere Geschichte, aber es muß das Grab und auch den Wächter geben.«
    Der Pfarrer hob nur die Schultern, drehte sich um und verschwand im Spritzenhaus.
    »Hinterher!« flüsterte Bill.
    Wir nahmen einen typischen Geruch war. Nach Gummi und Öl, nach Putzmitteln und Abgasen. Das alles aber war zweitrangig, für uns zählten nur die drei offenen Särge, die auch belegt waren, denn drei Leichen sahen wir. Man hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis gelegt, um sie vor der Verwesung zu schützen. Die Eiswürfel hüllten sie ein wie gläserne Mäntel. Einige von ihnen schimmerten rosafarben. Sie hatten sich mit Blutstropfen vermischt.
    Bill schickte augenblicklich Frau und Sohn nach draußen. Der Anblick hier war nichts für schwache Nerven, denn die Toten sahen keinesfalls friedlich aus. Zwei waren auf schreckliche Art und Weise gestorben. Man hatte sie regelrecht zerfetzt, als wären sie einer Bestie unter die Krallen gekommen.
    Bill und ich standen schweigend neben den Särgen und hörten im Hintergrund das Hüsteln des Pfarrers. »War es das, das Sie gemeint haben?« fragte er.
    »Ja, ja«, sagte ich und hatte noch immer Mühe, meine Überraschung nicht zu zeigen. Mit vielem hatte ich gerechnet, damit allerdings nicht. Drei auf Eis gelegte Leichen. Wo kamen sie her? Wer und wo

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