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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich.
    »Das ist aber nicht bewiesen.«
    »Macht nichts.« Bill Conolly winkte ab. »Wir spekulieren eben gern.«
    Der Pfarrer schaute uns an und schüttelte den Kopf. »Sie sind ungewöhnliche Menschen«, sagte er. »Ich glaube, daß es kein Zufall ist, daß Sie hier sind.«
    Wir schwiegen dazu. Vielleicht würden wir den Pfarrer später einweihen. Jetzt wollten wir erst einmal die Dinge von ihm hören.
    »Nun ja, es geht mich auch nichts an, welcher Grund Sie hergeführt hat. Das Kirchenbuch«, murmelte er dann und nickte sich selbst zu. »Man kann natürlich nicht alles glauben, was dort niedergeschrieben wurde, aber die ungewöhnlichen Vorgänge sind doch schon eingetragen worden. Einer meiner Vorgänger hat fsich damit beschäftigt, und er schrieb, daß die Bewohner in mondhellen Nächten ein Heulen vom Friedhof her gehört haben wollen. Ein richtiges Klagen und Schreien, als wäre dort jemand gefoltert worden.«
    »Ist Ihr Vorgänger diesen Dingen auf den Grund gegangen?« fragte ich.
    »Hat er nachgeforscht?«
    »Nein.«
    »Es gibt also keine Erklärung für diese Geräusche?«
    Der Pfarrer lächelte. »Erklärung ist gut. Das Wort Wölfe fiel einige Male.«
    »Auch Werwölfe?« fragte Bill.
    »Nein.«
    »Gab es denn versteckt einen Hinweis auf einen Werwolf?«
    »Das schon. Man konnte es zwischen den Zeilen lesen. Die Bewohner hatten Angst vor einem Wesen, das durch die Nacht eilte und sie unsicher machte.«
    »Das hat sich wohl bis heute nicht geändert«, bemerkte ich.
    »Man muß davon ausgehen, wenn man die Toten sieht.«
    Die Wolf-Theorie festigte sich bei mir immer stärker. Das mußte einfach eine Bestie sein, die die Gegend hier unsicher machte. Auch Nadines Verhalten wies darauf hin, wobei ich mir wiederum die Frage stellte, was sie in diese Gegend geführt hatte. Der Pfarrer schien ein kooperativer Mann zu sein. Zwar wußte er unsere Namen, aber wir den seinen nicht. Danach fragte ich ihn.
    »Kidder, heiße ich. Alfons Kidder.«
    »Gut, Mr. Kidder, wir werden versuchen, den Fall gemeinsam aufzuklären, denn uns geht es darum, den Werwolf, falls es sich um einen handelt, zu vernichten und zu stellen.«
    Kidder schaute uns groß an, dann schüttelte er den Kopf. »Sind Sie so etwas wie ein Werwolf-Jäger?«
    »Es gehört zu unserem Beruf«, erwiderte ich.
    Sheilas Stimme hörten wir von draußen. »Kommt ihr jetzt, oder dauert es noch länger?«
    »Ich gehe zu ihr.« Bill verschwand. Der Pfarrer und ich blieben zurück.
    »Was haben Sie denn jetzt vor?« fragte Alfons Kidder.
    Ich lächelte knapp. »Mich umschauen, mein Lieber. Und zwar auf dem Friedhof.«
    »Das hatte ich mir gedacht. Und wann?«
    »Ich würde sagen, noch vor dem Dunkelwerden. Vielleicht suche ich mir auch auf dem Friedhof ein Versteck für die Nacht. Sie wissen ja, Werwölfe lieben den Schutz der Dunkelheit…«
    ***
    Nadine, die Wölfin, hatte den Wagen verlassen. Sie mußte einfach raus, war sich vorgekommen wie in einem Gefängnis, denn eine innere Unruhe hielt sie umklammert.
    Es war keine Angst, aber sie hatte einen fernen Ruf vernommen. Ein Klagen, und dies über eine sehr lange Strecke hinweg. Kein Laut, den andere hörten, nur in ihr Gehirn war dieser Ruf gedrungen. Er hatte sie aufgerüttelt. Deshalb rannte sie.
    Weg, nur weg wollte sie. Keinen Menschen mehr um sich haben. Hätte man sie nicht aus dem Wagen gelassen, sie hätte es mit Gewalt versucht, denn sie haßte die Menschen.
    Dabei spielte es keine Rolle, ob sie mit ihr gelebt hatten oder nicht. Das andere Blut war stärker gewesen, es hatte sie aufgeputscht, und so rannte sie über Stock und Stein. Ein langer, gestreckter Körper, ein düsterer Schatten, der durch kein Hindernis aufzuhalten war und manchmal auf steileren Abhängen die Balance verlor, rutschte, über schmale Bäche hinwegsprang, sich durch Buschwerk wühlte und auch weiterhin die Stimme vernahm.
    Sie war lauter geworden, der Ruf hallte in ihrem Kopf nach. Jedes Wort erinnerte an ein Dröhnen, war wie ein harter Befehl, dem sie unbedingt gehorchen mußte.
    Es war die Stimme eines Großen, eines Wesens, das nicht auf dieser Welt lebte, das sie nicht sehen konnte, dessen Geist aber alles beherrschte, was mit den Wölfen zu tun hatte.
    Fenris rief!
    Der Götterwolf, der oberste aller Wölfe. Jeder gehörte zu ihm. Ob normaler Wolf, ob Werwolf, es gab keinen, der ihm nicht gehorchte, wenn er rief.
    Und so jagte Nadine weiter. Ihre Sprünge wurden noch kraftvoller. Sie hatte es eilig, denn das Ziel

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