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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wirtin bitten, uns etwas zu kochen…«
    »Nein, Mummy, ich will hier oben essen.«
    Sheila lächelte. »Wie du willst. Was denn?«
    »Ich weiß es nicht. Was sie da unten haben.«
    »Ich schaue mal nach.« Sheila verließ das Zimmer und trat auf den engen Gang. Es roch alt in diesem Haus. Man konnte den Eindruck bekommen, daß es jeden Augenblick zusammenkrachte. Unter der Decke zeichnete sich braunes Gebälk ab. Die Balken waren krumm und schief. An einigen Stellen hingen sie durch. Feuchte Flecken an der Decke zeugten auch davon, daß das Dach undicht war. Sheila nahm die schmale Treppe. Die Stufen knarrten unter ihrem Gewicht. Auch das Geländer sah nicht gerade stabil aus. Dennoch faßte sie es an.
    Im Gastraum putzte die Tochter des Hauses. Sie war knapp zwanzig und trug eine schmale Brille. Der graue Kittel stand ihr überhaupt nicht. Als sie Sheila sah, blickte sie hoch und lächelte scheu.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Ja«, sagte Sheila und lächelte ebenfalls. »Mein Sohn und ich hätten gern etwas zu essen.«
    Das Mädchen wurde rot. »Da kann ich Ihnen leider nicht helfen. Ich müßte meine Mutter fragen.«
    »Wenn Sie so freundlich sein wollen.«
    »Ja, warten Sie.« Fast fluchtartig lief sie durch eine schmale Tür hinter der Theke.
    Sheila setzte sich auf einen Holzstuhl. Es war still geworden. Auch durch die Eingangstür drangen kaum Geräusche. Der Ort schien sich schlafen gelegt zu haben. Hier konnte man sich tatsächlich vorkommen wie am Ende der Welt. Als Sheila Schritte hörte, drehte sie sich um. Die Wirtin erschien. Sie und ihre Tochter ähnelten sich stark.
    »Man sagte mir, daß Sie etwas zu essen wünschen?«
    »Ja.«
    Die Wirtin lächelte. »Viel habe ich nicht. Wir sind nicht auf fremde Gäste eingerichtet. Die Einheimischen, die hier einkehren, essen immer zu Hause. Sie kommen nur her, um etwas zu trinken.«
    »Das kann ich mir vorstellen, aber mein Sohn…«
    Die Frau lächelte. »So ganz arm sind wir ja auch nicht«, sagte sie. »Ich habe noch etwas Suppe übrig. Sie ist von gestern, und ich müßte sie aufwärmen. Wenn Sie damit einverstanden sind…«
    »Aber gern. Soll ich warten?«
    »Nein, meine Tochter kann Ihnen die Suppe bringen. Zwei Teller oder mehr?«
    »Zwei reichen.«
    »Gut.«
    Die Wirtin ging wieder, und auch Sheila nahm den Weg nach oben. Die Menschen hier waren ihr fremd. So scheue Personen kannte sie nicht. In London war es anders.
    Sheila hatte die Zimmertür geschlossen gehabt. Sie öffnete sie, trat über die Schwelle und sprach in den Raum hinein. »Man wird uns eine Suppe aufwärmen und hochbringen, Johnny. Dann kannst du…« Sie blieb stehen und schaute sich um. »Johnny?« fragte sie.
    Sheila bekam keine Antwort.
    Etwas Kaltes kroch über ihren Rücken, und sie spürte erst jetzt den Luftzug, der ihr ins Gesicht fuhr.
    Das Fenster stand offen, die Tür ebenfalls, so hatte Durchzug entstehen können.
    Mit einem Sprung war Sheila am Fenster, beugte sich heraus und suchte ihren Sohn. Von Johnny sah sie nichts mehr. Er hatte das Zimmer verlassen, und Sheila fror plötzlich vor Angst um den Jungen… Johnny hatte lange überlegt, bis ihm die Ausrede mit dem Hunger eingefallen war. Nie hätte es seine Mutter erlaubt, aber er mußte raus aus dem Zimmer.
    Kaum hatte Sheila die Tür geschlossen, war er zum Fenster geeilt, hatte es aufgezogen und sah den Baum vor dem Fenster.
    Johnny, ein richtiger Junge, war auch ein guter Kletterer. Er stellte sich auf die Fensterbank und brauchte sich eigentlich nur nach vorn fallen zu lassen.
    Wie ein Turner an der Reckstange klammerte er sich an einem Ast fest, bewegte seine Beine und fand auf einem anderen Ast unter ihm Halt. Für einen Moment blieb er so stehen, schaute zurück, seine Mutter war noch nicht zu sehen, und er kletterte weiter. Er gelangte in die Nähe des Stammes, stützte sich dort ab, schaute zu Boden und sprang. Sicher kam er auf. Der Untergrund war weich. Zusätzlich dämpfte das Gras seinen Aufprall. Er schaute nicht einmal zurück, lief sofort weiter, tauchte unter den Zweigen der anderen Obstbäume weg, erreichte den Gartenzaun und sprang darüber hinweg.
    Das nächste Haus gab ihm die Deckung, so konnte er vom Fenster aus nicht mehr gesehen werden.
    Johnny war nicht aus reiner Abenteuerlust aus dem Fenster geklettert und weggelaufen, er hatte den Ruf vernommen. Es war der Ruf einer ihm sehr vertrauten und bekannten Stimme gewesen.
    Nadine hatte nach ihm verlangt.
    »Komm, komm!« So hatte es

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