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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschallt, wie aus einer anderen Welt kommend.
    Und Johnny war gegangen. Seine Eltern interessierten ihn auf einmal nicht mehr. Es gab nur noch Nadine und ihre lockende, irgendwie verzweifelt klingende Stimme. Konnte Johnny ihr helfen? Er mußte es versuchen. Ein Junge, zehn Jahre alt, wollte sich auf den Weg machen, um die Wölfin zu retten. Alles war fremd. Angefangen vom Hilferuf seiner Freundin, bis hin zur Umgebung dieses einsamen Dorfes. Er wollte auch nicht gesehen werden, deshalb mied er den Dorfkern und schlich durch Seitengassen und an Gärten vorbei. Manchmal bellten ihn Hunde an, davon ließ sich Johnny nicht irritieren.
    Er wußte auch, worüber seine Eltern gesprochen hatten. Da war die Rede von einem Friedhof gewesen und auch von einem Grab. Die beiden Dinge wollte er suchen.
    Niemand hatte ihm gesagt, wo der Friedhof lag. Aber weit entfernt konnte er nicht sein. Johnny lief einen Hang hoch und fand ungefähr auf der Mitte eine kleine Holzhütte, in der Fleu lagerte. Abgeschlossen war sie nicht, aber der Junge kletterte auf das Dach, weil er von dort einen besseren Überblick hatte.
    Dort blieb er knien. Sein Blick fiel über das gesamte Dorf und auch die nähere Umgebung.
    Wo befand sich der Friedhof?
    Sehr genau schaute er nach, suchte und forschte nach einem dunklen Fleck, wo Bäume und Sträucher vielleicht eine Insel bildeten, aber es war zu schwer, so etwas zu entdecken. Viele Gärten sahen fast so aus wie ein Friedhof.
    Sein Gesicht verzog sich. Er rief nach Nadine und hoffte auf eine Antwort. Sie kam auch. ›Komm zu mir!‹
    ›Wo bist du?‹
    ›In einer anderen Welt!‹
    ›Kann ich zu dir?‹
    ›Nein, aber vielleicht kannst du mich retten. Mich oder ihn. Man hat mich getrennt. Ich bin weder Mensch noch Tier. Bitte, komm…‹
    Johnny nickte, als stünde Nadine vor ihm. ›Muß ich zum Friedhof laufen?‹
    ›Nein, auf keinen Fall.‹
    ›Wohin dann?‹
    ›Komm in den großen Wald. Dort werde ich mit dir sprechen! ‹
    ›Ja, warte auf mich!‹
    Johnny hielt nichts mehr auf dem Dach. Er hatte die Not im Klang der Stimme genau vernommen. Seine Nadine steckte in Schwierigkeiten. Als sie sich noch im Körper des Wolfes befunden hatte, waren beide die besten Freunde gewesen. Und Freunde durfte man in der Not nicht verlassen, das wußte Johnny auch.
    Er wollte helfen, er mußte helfen!
    Sehr vorsichtig rutschte er vor und erreichte das Ende das Dachs, wo er sich über die Kante und auf den schrägen Hang schwang. Er glaubte nicht daran, daß er gesehen worden war. Er lief auch jetzt nicht auf das Dorf zu, sondern schlug einen weiten Bogen. Hin und wieder schaute er zum Himmel, wo die Sonne nur mehr wie ein blasses Auge stand, denn vom Meer her trieben graue Wolken heran, die den Glutball verdeckten. Leider brachten sie keinen Wind mit, so daß es schwül wurde. Über einen schmalen Pfad rutschte Johnny fast in einen kleinen Bach hinein. Im letzten Augenblick konnte er darüber hinwegspringen. Nadine hatte von einem Waldstück gesprochen. Wo befand es sich? Noch einmal mußte er sich orientieren.
    Wenn er nach links schaute, sah er einen breiten und großen Schatten. Das mußte der Wald sein. Er zog sich bis in die Nähe des Dorfes, war sehr dicht und bot bestimmt viele Verstecke.
    Johnny hatte genug gesehen und lief weiter. Seine Kondition war gut, zu Hause tobte er ebenfalls viel herum, denn er hatte zahlreiche Freunde. Sogar einen schmalen Pfad fand er. Er führte in Windungen auf den Waldrand oberhalb des Dorfes zu, und Johnny verschwand zwischen den Bäumen wie ein flüchtendes Reh.
    Nicht nur eine völlig andere Umgebung nahm in auf, auch die Luft war anders, stickig. Bei jedem Atemzug, den Johnny tat, glaubte er, die Luft schmecken zu können. Weiches Moos bedeckte den Boden. Die Schritte des Jungen waren kaum zu hören.
    Immer wieder schaute er sich um. Dicht standen die Bäume. Zweige und Äste berührten sich, waren miteinander verwoben und bildeten ein regelrechtes Gespinst.
    Überall schienen geheimnisvolle Flecken und Inseln zu lauern. Johnny hatte das Gefühl, von dem Bäumen beobachtet zu werden. Manchmal streichelten Blätter sein schweißfeuchtes Gesicht. Hin und wieder drang auch ein Windzug durch den Wald, streichelte das Gesicht des Jungen und spielte mit den Blättern.
    Johnny lief den äußeren Rand einer breiten Mulde hoch und stellte fest, daß er sie durchqueren mußte, wollte er keinen Umweg machen. Er rutschte den inneren Hang hinab. Seine Füße wühlten das Laub auf,

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