Der Friseur und die Kanzlerin
mehr Bewegung bei Sonnenuntergang. Die Praline ist zweimal herausgekommen und wieder hineingegangen. Um sieben ist der mit dem Peugeot 206 wiedergekommen. Er hatte Glück und konnte an der Ecke parken. Jetzt ist er bei ihr.»
«Meinst du, er übernachtet da?»
«Das schließe ich nicht aus. Beim Reingehen hat er sich an die Eier gefasst.»
«Ist er in die Kneipe gegangen?»
«Ja, und hat ein Bierchen mit Limo getrunken.»
«Ich hoffe, sie haben ihm die Nachricht weitergegeben. Ich möchte ja wissen, wer er ist. Geh du schlafen. Morgen früh will ich dich wieder hierhaben. Ich bleibe noch eine Weile und wache weiter.»
«Okay, aber nicht als Statue. Die Gewerkschaft duldet keine Eindringlinge, und schon gar nicht in gewinnträchtigen Zonen.»
«Keine Sorge, Dandy, an mir ist kein Schauspieler verlorengegangen.»
Er entfernte sich, und ich trat ins Dicke Rindviech . Da ich dem ehrlichen Dandy Morgan seine Dienste nicht hatte bezahlen müssen, war ich versucht, meine geliebte Pepsi zu bestellen, weil mir das chinesische Essen einen Höllendurst gemacht hatte, aber dann hob ich mir das Kapital doch lieber für die Zukunft auf. Ich bestellte Leitungswasser, vor dem ich zwei Stunden sitzenblieb, während ich die Haustür überwachte und mir aus dem Augenwinkel im riesigen Fernseher über der Theke Videoclips ansah. Der Dicke stand noch immer hinter dem Tresen, schien mich aber nicht wiederzuerkennen, und ich hütete mich, ein Gespräch anzufangen. Im Moment war es besser, nicht aufzufallen, ein Kinderspiel, denn mein Gesicht wird nur von den Primatologen wahrgenommen, was in gewissen Augenblicken sehr vorteilhaft ist. In anderen, ehrlich gesagt, nicht.
Gegen elf Uhr war jegliche Aktivität auf der Straße zum Erliegen gekommen, und in der schon seit einer ganzen Weile menschenleeren Kneipe waren der Fernseher, die Kaffeemaschine und sämtliche Lichter außer einer schwachen Glühbirne ausgeschaltet worden. Ich legte zwanzig Cent auf die Theke und ging. Der Peugeot 206 stand noch an derselben Stelle. Die Temperatur war nicht gesunken, die relative Luftfeuchtigkeit hatte zugenommen. Verschwitzt und erschöpft kam ich zu Hause an. Bevor ich hineinging, rief ich von einer Zelle aus Quesito an, doch aus ihrem Handy klang krauses Zeug, es sei ausgeschaltet oder habe keinen Empfang. Ich ging hinauf, wusch Unterhosen und Socken, hängte sie über die Esszimmerlampe und schlüpfte ins Bett.
Wohl wissend um die Gewohnheiten der Jugend von heute, mochte ich Quesito am nächsten Tag nicht schon in aller Frühe wieder anrufen und auf idiotische Art eine weitere Münze verlieren. Daher machte es einen sehr guten Eindruck auf mich, als sie ziemlich zeitig im Damensalon erschien, um mir zu berichten, dass am Vorabend zur Essenszeit ein Mann wegen einer Geschichte mit einem Auto und einer Versicherungsgesellschaft angerufen habe.
«Was für ein Glück!», rief ich. «Wer war es denn?»
«Das weiß ich nicht. Ich hab ihm gesagt, ich hätte keine Ahnung, wovon er spricht, und er hat aufgelegt.»
«Verdammter Mist! Schon wieder den Kontakt verloren.»
«Na ja, wenigstens haben wir seine Telefonnummer.»
«Hat er sie dir denn gegeben?»
«Nein, aber sie ist in der Anrufliste gespeichert.»
«Wundervolle Erfindung.»
Ich rief von der Fernsprechzelle aus an, und durch eine schmeichelnde Musik hindurch antwortete eine Frauenstimme.
«Der wirkliche Frieden befindet sich in unserem Inneren. Wenn Sie auf Katalanisch meditieren wollen, drücken Sie die Eins; wenn Sie auf Spanisch meditieren wollen, drücken Sie die Zwei; für alles andere warten Sie bitte.» Nach einer Weile sagte dieselbe Stimme, versüßt mit Flöten und Schellen, in saurem Ton: «Was wollen Sie, verdammt noch mal?»
«Mit dem Chef sprechen», antwortete ich sanft.
«Der Swami hat gerade keine Zeit für Sie. Er hat eine Sitzung mit dem Dalai Lama. Auf geistiger Ebene, versteht sich. Möchten Sie einen Termin für eine erste Besprechung? Das wären hundert Euro.»
«Die ist der Swami allemal wert. Schreiben Sie mich ein, und sagen Sie mir, wohin ich meine glücklichen Schritte lenken darf.»
Sie gab mir einen Termin für den folgenden Montag und nannte eine Hausnummer in der Calle Calabria.
«Das ist sehr teuer», rief Quesito, nachdem ich den Anruf beendet und ihr das Gespräch wiedergegeben hatte. «Werden Sie hingehen?»
«Nicht als Patient. Aber sobald ich kann, werde ich ihm einen andersgearteten Besuch abstatten. Und es wäre nicht schlecht, wenn du
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