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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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klebten. Oum riss ein Streich holz an und sog durch eine Red-A-Zigarette gierig an der Flamme.
    »Halten Sie es wirklich für ratsam, ausgerechnet hier mit offenem Feuer zu hantieren?«, fragte Siri, und das keineswegs im Scherz.
    Sie hustete eine Antwort. »Mit etwas Glück« – hust – »fliegt der ganze Laden in die Luft.« Hust. »Was kann ich für Sie tun?«
    Siri öffnete den kleinen Kühlschrank.
    »Ich habe Ihnen ein wenig Mageninhalt mitgebracht«, sagte er und holte den Beutel hervor.
    »Wie nett. Gary hat mir immer Pralinen verehrt.«
    Gary war der Australier, der die junge Oum während ihres Studienaufenthalts in Sydney entjungfert hatte. Pralinen waren nicht das einzige Geschenk, das er ihr hinterlassen hatte. Sie hatte ihren Sohn Nali genannt. Inzwischen war er sieben, und sein rotes Haar ließ sich nur schwer verbergen.
    »Wie geht es Nali denn so?«, fragte Siri.
    »Allmählich schlagen seine Aussie-Gene durch. Letzte Woche hat er ein vierjähriges Mädchen geboxt.«
    »Vielleicht wollte er auf diese Weise gegen Ihre Qualmerei protestieren.«
    »Er wird sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen. Ich habe nämlich die feste Absicht, mir noch das eine oder andere Laster zuzulegen, bis er groß ist.«
    »Gute Idee.«
    Oum verteilte den Mageninhalt mit einem Löffel auf sechs Petrischalen. »Wonach suchen wir?«
    »Ich tippe auf Spuren eines Sedativums, und zwar eines ziemlich starken.« Er holte ein kleines Fläschchen aus dem Kühlschrank. »Und dann wäre da noch das hier. Ich wusste nicht genau, ob wir etwas damit anfangen können. In meinem Lehrbuch stand darüber leider nichts.«
    »Was hoffen Sie denn zu finden?«, fragte sie.
    »Samenspuren.«
    »Ah, dann geht es also um eine Vergewaltigung?«
    »Ich möchte nur wissen, ob er …«
    »Schon klar. Dummerweise sind unsere Möglichkeiten sehr begrenzt. Sie brauchen ein richtiges Labor, Dr. Siri.«
    »Ich richte es dem Präsidenten aus.«
    »Dann sagen Sie ihm doch bitte auch gleich, dass Sie dafür schon eine Assistentin haben. Wissen Sie was? Das ist zwar ein Schuss ins Blaue, Siri, aber es könnte klappen. Ich habe darüber gelesen, als ich in Sydney war. Sie brauchen eine UV -Lampe. Das ultraviolette Licht macht die Phosphatasen im Sperma sichtbar.«
    »Und Sie haben rein zufällig eine UV -Lampe herumliegen?«
    »Das war hoffentlich nicht sarkastisch gemeint, Doktor, denn ja, wir haben eine. Drüben in der Turnhalle. Sie kam in der guten alten Zeit in der Schuldisco zum Einsatz. Ich habe keine Ahnung, ob sie noch funktioniert, aber einen Versuch ist es allemal wert.«
    »Wohl wahr.«
    »Ich kümmere mich heute Abend nach Dienstschluss darum. Werfen wir doch erst mal einen Blick auf diese Schätzchen.«
    Während sie die Liste im Handbuch abarbeiteten, beschloss Siri, sie in die Einzelheiten des Falles einzuweihen. Nachdem er Dtuis Reaktion hautnah hatte miterleben dürfen, wollte er Oum nur ungern den Tag verderben, aber die Welt war klein, und früher oder später würde sie ohnehin vom Würger erfahren. Die Sache mit dem Stößel hob er sich bis zum Schluss auf. Oum ließ die Pipette fallen, und sie landete mit lautem Klirren in einem Glaskolben. Die Lehrerin richtete sich auf.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte es Ihnen gern schonender …«
    »Nein, Siri. Diese Geschichte. Ich habe sie schon einmal genau so gehört.«
    »Was?«
    »Ein schönes Mädchen, erwürgt, an einen Baum gefesselt … der Stößel.«
    »Wie ist das möglich? Es ist am Freitag erst passiert.«
    »Nein, Siri. Es ist schon vor Ewigkeiten passiert.«
    »Wo haben Sie davon gehört?«
    »Hier, in der Schule. Es ist eine von diesen Gruselgeschichten, mit denen sich die Kinder gegenseitig Angst einjagen. Einmal habe ich ein Mädchen zur Strafe eine Stunde nachsitzen lassen, und da hat es mir davon erzählt. Ich fand es reichlich makaber, dass Kinder sich solche Märchen ausdenken.«
    »Glauben Sir mir, Oum, das ist alles andere als ein Märchen. Wie lange ist das her?«
    »Ein Jahr? Vielleicht zwei.«
    Siri kochte vor Wut. »Er hat das nicht zum ersten Mal gemacht, dieses Schwein. Wissen Sie noch, wie die Schülerin hieß?«
    »Kumdee Vilavong. Sie erzählt auch gern schmutzige Witze und Klatsch- und Tratschgeschichten. Ich lasse sie ständig nachsitzen. Ich mag sie eigentlich ganz gern.«
    Siri stand auf. »Können wir mit ihr sprechen?«
    »Was? Jetzt?«
    »Ja, jetzt sofort.«

4

    EIN HINDULEBEN
    Der Mittagsansturm in dem indischen Restaurant mit dem schönen

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