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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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warten, dass die ersten Schecks eintrudelten. Doch stattdessen überbrachte ein Leichenbeschauer aus Vientiane ihr die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Tochter.
    Während Siri über die unbefestigte Hauptstraße fuhr, musste er in einem fort an den charmanten Fremdling denken. Phans gab es wie Sand am Meer: Sisouphan, Thongphan, Bouaphan, Houmphan – sie alle wurden abgekürzt zu Phan. Keine Adresse, kein Familienname, keine Fotos. Er kam. Er sah. Er tötete. Schon rangierte er ganz oben auf Siris persönlicher Abschussliste. Endlich jemand, dem er die Schuld geben, den er hassen konnte. Eine erste winzige Spur. Eine Familie, die für eine ordentliche Bestattung ihrer toten Tochter sorgte. Ein erfolgreicher, aber kein glücklicher Tag.
    »Spät kommt er, aber er kommt«, begrüßte Daeng den mit Zimt bestäubten Mann nach Einbruch der Dunkelheit vor ihrer Nudelküche. Im Gebüsch auf der anderen Straßenseite blitzte es. Als die beiden aufblickten, sahen sie gerade noch, wie ein Mann mit einer altmodischen Kamera sich umwandte und eilig zum Fluss hinunterlief.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, sind wir soeben fotografiert worden«, sagte Daeng.
    »Wahrscheinlich bringt die Pasason Lao demnächst eine Bildstrecke über Promipärchen aus Vientiane«, erwiderte Siri lächelnd.
    »Bist du sicher, dass es nicht das Wohnungsamt war?«
    »Ach was. Warum sollten sich die reizenden Herren solche Mühe machen?« Hand in Hand betraten sie das geschlossene Lokal. »Wie spät ist es?«
    »Neun.«
    »Zu spät, um auf Palastsuche zu gehen?«
    »Das liegt bei dir. Du siehst erschöpft aus.«
    »Woher willst du wissen, wie ich aussehe? Ich bin mit einer fünf Zentimeter dicken Dreckkruste überzogen. Eine kleine rituelle Waschung, dann kann’s losgehen. Ich könnte ein wenig Aufregung gebrauchen.«
    »Hast du etwas gegessen?«
    »Zu einer Nummer zwei würde ich nicht Nein sagen. Ich hoffe, du hast diese Woche genug Nudeln verkauft, um das Benzin zu bezahlen, das ich heute verfahren habe.«
    »Kannst du das denn nicht auf deine Spesenrechnung setzen?«
    »Ich bin ein Leichenbeschauer, der Polizist spielt. Phosy ist im Norden und war nicht zu erreichen, also habe ich die Sache selber in die Hand genommen. Unter diesem Regime ist Eigeninitiative nicht gefragt. Und wird demnach auch nicht bezahlt.«
    »Keine Sorge, mein Schatz. Ich werde dich unterstützen, wo ich nur kann, und wenn ich dafür meinen welken Leib verkaufen muss.« Sie hauchte einen Kuss auf seine staubbedeckte Wange. »Solange du mir erzählst, was du heute erlebt hast, und zwar in sämtlichen blutigen Einzelheiten.«
    »Begleiten Sie mich ins Badezimmer, Madame Daeng, und ich werde Ihnen alles enthüllen.«
    Die Karte war wunderschön illustriert und mit eigenwilli gen Schnörkeln und Ornamenten versehen, und genau das machte sie so schwer zu entziffern. Der Fluss ließ sich mühelos erkennen, da er aus einer langen Kette winziger lächelnder Fische bestand. Die Silhouette des Nam-Phou-Brunnens bildete den östlichsten Punkt. Die Abzweigung nach Kokpho, die letztlich zum Flughafen führte, war mit einem Flugzeug markiert. Etwa vierhundert Meter hinter der Kreuzung hielt Daeng an. Hier war das Flussufer noch teilweise bewaldet, und der Ort wirkte so abgelegen, dass die Stadt unendlich weit weg schien, obwohl sie nur einen halben Kilometer entfernt war.
    »Gut«, sagte Siri und richtete seine Taschenlampe auf die Karte. »Das da sieht aus wie eine Schlange, die aus dem Fluss trinkt.«
    »Hmm. Eine Schlange müsste eigentlich von Zeit zu Zeit ihren Aufenthaltsort wechseln, es sei denn natürlich, sie ist tot.«
    »Oder sie ist ein Rohr. Und trinkt gar nicht.«
    »Ein Überlauf?«
    »Möglich wär’s.«
    Siri watete durch das hohe Zitronengras zum Ufer hinun ter und leuchtete mit seiner Lampe flussauf und flussab. Von einer Rohrleitung keine Spur. Er wollte eben wieder zur Straße zurückgehen, als er mit dem Fuß gegen einen kleinen Erdhügel stieß. Er schien fester und robuster als der trockene Lehm ringsum. Er folgte dem Umriss mit der Fußspitze, bis er zu einer Rohröffnung gelangte.
    »Und? Glück gehabt?«, rief Daeng.
    »Eher eine göttliche Eingebung. Ich stehe direkt davor und sehe der Schlange in den Schlund.«
    »Ist er breit genug, um hindurchzukriechen?«
    »Für einen indischen Fakir vielleicht. Für zwei greise Gestalten wie uns auf keinen Fall.«
    Er kehrte zum Motorrad zurück und sah noch einmal auf die Karte.
    »Kein Problem«, sagte Daeng. »Wir

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