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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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junge Nouphet ein versierter Mechaniker, und vermutlich steht in so ziemlich jedem Dorf, das etwas auf sich hält, irgendwo ein reparaturbedürftiger Lastwagen herum. Das macht ihn mindestens ebenso verdächtig wie Buaphan. Ich finde, Sie sollten …«
    »Vielen Dank. Ich weiß, was ich zu tun habe.«
    »Aber natürlich, entschuldigen Sie.«
    »Ich werde Buaphan befragen. Und wenn er unser Würger ist, werde ich das schon merken.«
    »Polizeiliche Intuition?« Daeng lächelte.
    »Eher ärztliche. Vielleicht darf ich Sie daran erinnern, dass wir diesen kleinen Ausflug allein einer Vermutung Ihres werten Gatten zu verdanken haben.«
    »Es handelt sich um weit mehr als eine bloße Vermutung, Inspektor. Und vielleicht darf ich Sie daran erinnern, dass Ihre polizeiliche Intuition Ihnen in diesem Fall bislang nicht allzu viel geholfen hat. Siri hat einen sechsten Sinn für solche Dinge.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass ihn sein sechster Sinn nicht unter die Erde bringt.«
    Er sog Luft durch die Zähne, als könnte er seine Worte so zurückholen, doch dazu war es zu spät. Ein Schleier hatte sich über das Gesicht des blinden Passagiers gelegt. Die Bemerkung war Phosy so herausgerutscht. Aber das hatte sie sich selber zuzuschreiben. Durch ihre ständige Einmischung hatte sie ihn ja praktisch dazu gezwungen. Ihr Lächeln wirkte nun aufgesetzt, und ihre glasigen Augen starrten in den Himmel. Um seinen Fehler wiedergutzumachen, setzte er etwas hilflos hinzu: »Obwohl wir natürlich alle wissen, dass Siri unverwüstlich ist.«
    Aber so leicht ließ sich der Schaden nicht beheben. Den Rest der Fahrt sprach Madame Daeng kein Wort mehr.

17

    DER FALSCHE PRINZ
    Phan rollte im Schritttempo die Hauptstraße entlang und hupte allen, die er kannte. Sie winkten entweder zurück oder streckten ihm den gereckten Daumen hin: der heimkehrende Held. Er fuhr geradewegs zum Dorfvorsteher und seiner Frau. Das alte Weib kam ihm entgegen und öffnete ihm die Wagentür. Sie drückte ihm die Hand und schmeichelte ihm, was für ein gutaussehender Mann er doch sei. Er erkundigte sich nach ihrem Befinden. Er gestand ihr, er sei schon ganz aufgeregt, und scherzte, er werde das zweitschönste Mädchen des Ortes ehelichen. Die Hübscheste habe ihm ja schon der Dorfvorsteher weggeschnappt. Sie versetzte ihm kichernd einen Knuff gegen den Arm.
    Es lief alles nach Schema F. Diese Leute waren so langweilig, so berechenbar. Hatten sie sich erst einmal in einen Rausch der Begeisterung hineingesteigert, konnte man ihnen den dicksten Bären aufbinden. Er übergab dem Vorsteher einen Stapel Papiere, und der machte sich noch nicht einmal die Mühe, einen Blick darauf zu werfen. Er fragte nur, wo er unterschreiben müsse. Er habe übrigens den Bezirkskader aus Natan nebst Gattin eingeladen, sagte er, aber der Weg sei weit und die Hochzeit spät am Tag. Er bezweifle, dass sie kommen würden. Die Schule sei für die Feier wunderschön hergerichtet worden, versicherte man ihm. Es werde mit zahlreichen Gästen gerechnet. Und er vertrage hoffentlich so einiges, denn es gebe Unmengen von Schnaps. Alle Frauen des Dorfes hätten seit Sonnenaufgang am Herd gestanden und gekocht. Die Kinder hätten extra einen Tanz einstudiert und so weiter und so fort … la-di-da … bla-di-bla.
    »Na schön«, dachte Phan, »bringen wir’s hinter uns. Je eher es losgeht, desto eher ist es vorbei.«
    Doch da das Fest erst um sechs beginnen sollte, fragte Phan, ob er vorher ein kleines Nickerchen machen dürfe. Er sei auf direktem Wege aus Vientiane gekommen, sagte er, und wolle sich ein wenig ausruhen. Er legte sich mit nacktem Oberkörper auf die dünne Matte, die den Bambusfußboden bedeckte. Sein Jackett hing an einem Haken. Sechsunddreißig Grad im Schatten, höllisch heiß, trotzdem zeigte er sich ihnen nie ohne Jackett. An das Jackett würden sie sich auch noch erinnern, wenn er es längst ausgezogen und sich die Ärmel hochgekrempelt hatte. Womöglich gab es im Dorf einen Fotoapparat. Und wahrscheinlich war sogar jemand mit dem Bus in die Stadt gefahren und hatte von dem Geld, das sie gespart hatten, einen Film gekauft, um das freudige Ereignis für die Nachwelt festzuhalten. Aber das war weiter kein Problem. Er würde darauf bestehen, ein Bild von den Gästen zu machen. Während sie Aufstellung nahmen, würde er die Klappe an der Rückseite der Kamera kurz öffnen und den Film so lange belichten, dass auf den vierundzwanzig Abzügen hinterher nur Schnee zu sehen war. Nicht der

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