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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Straße unterschied sich nur durch die nicht vorhandene Vegetation und eine dünne Sandschicht von der Landschaft links und rechts. Die Fahrt war mehr Stop als Go.
    »Und was machen wir, wenn er da ist?«, fragte einer der völlig verängstigten Polizisten.
    »Mit ihm reden«, sagte Phosy, während er sich darauf konzentrierte, den Jeep in der Spur zu halten. »Wir stellen ihm ein paar sachdienliche Fragen. Bitten ihn um seine Unterstützung bei unseren Ermittlungen. Dann fühlen wir ihm ein wenig auf den Zahn. Wir fangen mit einfachen Dingen an, Arbeit, Gewohnheiten, Familienstand, Herkunft, et cetera – das Übliche. Dann gehen wir ihn frontal an, à la: ›Kennen Sie eine Frau namens Ngam aus Ban Xon?‹ Wir schauen ihm tief in die Augen und warten seine Reaktion ab. Und dann …«
    »Dann erschießen wir ihn«, sagte eine Stimme. Madame Daengs lächelndes Gesicht erschien im Rückspiegel, als sie aus ihrem Versteck hinter dem Rücksitz auftauchte. Phosy stieg auf die Bremse und kollidierte unsanft mit einem Büschel Wurstfingergras. Alle drei Männer wandten den Kopf, und da stand sie, in voller Lebensgröße, und klammerte sich an der Dachstrebe fest.
    »Madame Daeng? Das ist ja wohl …!«, brüllte Phosy.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mich ganz klein machen kann«, sagte sie lächelnd.
    »Aber wo waren Sie?«
    »Unter der Plane hinter der Rückbank.«
    »Aber da sind höchstens zehn Zentimeter Platz.«
    »Ich bin eben flexibel.«
    Phosy war stinksauer. »Raus!«, sagte er.
    Sie lachte. »Was, hier?«
    »Ich habe Ihnen doch ausdrücklich befohlen, in Natan zu bleiben.«
    »Soll ich mit meiner Arthritis etwa zu Fuß dorthin zurückgehen?«
    Phosy hämmerte mit den Fäusten auf das Lenkrad ein.
    »Madame Daeng, wenn Sie ein Mann wären, würde ich Ihnen eins auf die Nase geben, so wahr ich hier sitze.«
    »Dann würde ich postwendend zurückschlagen, selbst wenn ich kein Mann wäre.«
    Die beiden jungen Polizisten lachten.
    »Grinst gefälligst nicht so dämlich.«
    »Hören Sie, junger Mann«, sagte sie, »ich kann Ihnen helfen. Wenn ich gedacht hätte, ich würde Ihre Ermittlungen behindern, wäre ich nicht mitgekommen. Das können Sie mir glauben.«
    »Ich kenne Ihre Vorgeschichte. Aber das war …«
    »Dann wissen Sie ja, dass ich Ihnen eigentlich nur von Nutzen sein kann. Siri ist irgendwo in dieser Gegend, und so mutig er auch sein mag, ich möchte dabei sein, um ihn zu … zu unterstützen. Dafür ist eine Ehefrau schließlich da. Und Phosy, auch das stabilste Lenkrad geht irgendwann zu Bruch.«
    Phosy versetzte dem Steuer einen letzten Fausthieb und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Er wusste, wann er die Waffen zu strecken hatte.
    »Lasst euch das eine Lehre sein, Jungs«, sagte er zu den Polizisten. Dabei ließ er es bewenden, und die beiden fragten sich verwundert, woraus sie welche Lehre ziehen sollten. Phosy setzte den Jeep zurück und fuhr schweigend weiter nach Ban Noo.
    Genosse Ying Dali, der inzwischen etwas aus dem Leim gegangene ehemalige Boxchampion der nordvietnamesischen Region 6, saß unter einer Tarnplane und nahm die dicken Papierstapel in Augenschein, die ihm zwei schräge Vögel übergeben hatten: eine Frau, zwischen deren Lippen ein Stumpen klemmte, und ein Mann, der eine Armbrust auf dem Rücken trug. Phosy stellte den überhitzten Motor ab und sah den dreien zu.
    »Laut Siris Beschreibung ist das einer der beiden Assistenten«, sagte Daeng. Phosy gab keine Antwort.
    Sie warteten, bis der Boxer allein war, dann schlenderten sie gemächlich zu ihm hinüber. Das Dorf, in das es sie verschlagen hatte, war so armselig, dass eine einfache Reisighütte als Haupthaus diente. Zwar waren die Zweige fachmännisch geflochten, doch hätten sie dem kräftigen Schnauben eines bösen Wolfes schwerlich standgehalten. Es war ein malerisches Fleckchen mit einem sanft dahinplätschernden Bach, wie ein idyllisches Kalenderbild: der Himmel auf Erden, sofern man in dieser Einöde nicht leben musste, ohne Strom, sanitäre Anlagen oder medizinische Versorgung. Als die Fremden seinen Unterstand erreichten, stand der Boxer auf.
    »Genossen?«, sagte er.
    Phosy stellte sich und seine Männer vor und würdigte Daeng keiner Silbe. In diesem Bezirk habe es einen Mord gegeben, erklärte er dem Beamten, und er ermittle in dem Fall. Das war nur insofern eine kleine Unwahrheit, als dass das Verbrechen sich noch nicht ereignet hatte. Hoffentlich forderte er das Schicksal nicht heraus.
    »Können Sie

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