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Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Titel: Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Hennig
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    Medien
    Wer den ganzen Tag hinter der Werkbank schwitzt oder in sauerstoffarmen Konferenzräumen um die Gunst des Chefs buhlt, ist von den Geschehnissen der Außenwelt so abgeschottet, dass es selbst einem völligem Polit-Ignoranten zur zweiten Natur geworden ist, abends den Fernseher oder das Radio einzuschalten und sich bei Tagesthemen oder heute journal über die aktuellen Ereignisse zu informieren. Wer in der nächsten Mittagspause oder beim Essen mit Freunden mitreden will, muss informiert sein, um bei hitzigen Diskussionen gute Argumente zu haben – und die holt er sich in der Regel durch die Medien. Aber wer bringt diese Informationen in die allabendlichen Nachrichten? Wer stellt sie online oder funkt sie durch den Äther? Wer präsentiert sie, wer bereitet sie vor? Es ist müßig zu sagen, dass das die klassischen Metiers der Eulen sind.
    Der Nachtnachrichtenredakteur
     
    In jeder Nacht ist Licht zu sehen im zweiten Stock des Kölner Funkhauses am Raderberggürtel. Dort liegt das Büro von Marco Bertolaso und der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks , das nicht nur für die Wissbegierigen des Tages, sondern auch der Nacht sendet – für Schichtarbeiter, Nachtschwärmer, Schlaflose oder einfach Liebhaber der späten bzw. ganz frühen Stunde. Erst arbeitete der promovierte Historiker hier als Redakteur, dann als verantwortlicher Dienstleiter, der die Abläufe koordiniert. Seit 2007 ist er Leiter der Abteilung »Zentrale Nachrichten« und Chef eines Teams von zwanzig Redakteurinnen und Redakteuren nebst zahlreichen freien Mitarbeitern. 37 Nachrichtensendungen produziert die Redaktion am Tag – und zwar live: je eine zur vollen Stunde und zwischen 5 und 18 Uhr sogar jede halbe Stunde, sowie zusätzlich die Presseschau , die einen zehnminütigen Überblick über die Kommentare der deutschen Zeitungen und der Weltpresse zu aktuellen Themen bietet. Und dies an Werktagen ebenso wie an Sonn- und Feiertagen.
    Bevor Bertolaso Chef der Abteilung wurde, hat er selbst jahrelang Nachtschichten geschoben. Das gehört in einer Redaktion, die 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche besetzt sein muss, einfach dazu. Was Bertolaso aber wichtig ist: »Die Arbeitsweise bei uns unterscheidet sich sehr von den Klischees, die durch US-Filme wie Extrablatt verbreitet werden. Hier wird nicht gebrüllt und über die Tische hinweg gerufen. Für Hektik fehlt uns schlicht die Zeit. Alle Mitarbeiter sind sehr ruhig und konzentriert, auch in den Diskussionen. Das einzige Geräusch, das man hört, ist das gleichmäßige Anschlagen der Tastaturen.«
    Der Spätdienst fängt ein halbe Stunde vor Mitternacht an und endet am nächsten Morgen um halb sieben. In der Regel überschneidet er sich mit dem der Redakteure der vorangehenden Schicht um eine Stunde. Nach den Null-Uhr-Nachrichten findet die Übergabe statt, die Ein-Uhr-Nachrichten hat der Nachtredakteur bereits alleine vorbereitet. Es kann jedoch schon einmal vorkommen, dass man einander früher ablöst, etwa wenn der Kollege über Kopfschmerzen klagt. »In einer Redaktion, in der rund um die Uhr gearbeitet wird, herrscht ein enger Zusammenhalt. Es geht hier auch nicht so steif zu wie in einem normalen Bürobetrieb. Wer nachts arbeitet, lässt durchaus schon mal den Anzug im Schrank und trägt legere Kleidung. Das wirkt sich auch auf den Umgang miteinander aus. Wir sprechen auch über private Dinge und sind nicht so förmlich und distanziert, wie man sich das in einer Nachrichtenredaktion, die ja auf Sachlichkeit bedacht sein muss, vorstellt.«
    Bevor man miteinander die Nacht durcharbeitet, sollte sich jeder Neuankömmling erst einmal in die aktuellen Weltgeschehnisse einarbeiten. »Wenn man in den Sender kommt, muss man sich zunächst einen Überblick über die Nachrichtenlage verschaffen«, beschreibt der Chef der einzigen Hörfunknachrichten, die bundesweit ausgestrahlt werden, das Arbeitsprozedere. Das heißt, man schaut sich die Agenturmeldungen des Tages an, hört, was in den vorhergehenden Sendungen verwertet wurde und versucht, die Meldungen in ihren entsprechenden Kontext einzuordnen. »Wenn dann eine Eilmeldung eingeht, weiß ich, ob es tatsächlich eine neue Nachricht oder einfach die

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