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Der Frühjahrsputz

Der Frühjahrsputz

Titel: Der Frühjahrsputz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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bekleidet kam sie sich nackt und entblößt vor. Ihr Hemd war irgendwo dort hinten auf dem Asphalt zurückgeblieben, zusammen mit allem, was sie jemals über sich selbst und die Welt zu wissen geglaubt hatte. Solche Dinge passierten ihr nicht. Niemand tat ihr weh. Derartiges Entsetzen kannte sie nicht. Sie war diejenige, die alles unter Kontrolle hatte, sie konnte alles in Ordnung bringen, sie »Misch dich nicht in unsere Angelegenheiten ein, Nick.« Bill rührte sich nicht vom Fleck und blockierte die Tür mit seinem Körper, so dass Nick sie nicht schließen konnte. »Ich. weiß, du bist ein guter Freund, aber hier geht es um eine ernste Sache. Du willst doch nicht, dass ich hinter ihr her in den Wagen steigen muss?«
    Seine Stimme war so ruhig, dass Quinn dachte: Er ist tatsächlich verrückt. Er hat vollends den Verstand verloren. Er konnte alles tun und glauben, es sei richtig. Sogar ihr weh tun. Sogar sie aus dem Wagen zerren, weil er glaubte, sie gehöre zu ihm.
    »Die Situation sieht folgendermaßen aus, Bill«, sagte Nick in dem gleichen ruhigen Tonfall wie Bill. Sie konnte sein Zittern spüren und die Anstrengung hinter seiner Stimme hören, während er versuchte, seinen Zorn zu unterdrücken und Ruhe zu bewahren. »Du kannst mich zweifellos innerhalb von dreißig Sekunden k. o. schlagen, aber du kannst dir nicht gleichzeitig Quinn schnappen, und das bedeutet, dass ihr dreißig Sekunden bleiben, um sich hier im Laster einzuschließen und mit dem Handy die Polizei anzurufen, während wir uns gegenseitig die Seele aus dem Leib prügeln. Dann kannst du Frank Atchity erklären, warum sie so mit den Nerven am Ende ist und warum ich blute, wobei er sowieso schon einige gute Verdachtsmomente gegen dich hat. Oder du kannst mich sie nach Hause bringen lassen, und wir beschäftigen uns morgen weiter mit diesem Scheiß. Du hast die Wahl.«
    Bill sah aus wie ein wild gewordener Stier, doch dann blickte er an Nicks Schulter vorbei in Quinns Augen. Zitternd sog sie die Luft ein, und sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. »Weine nicht«, sagte er zu ihr. »Ich muss nur mit dir reden.«
    »Später«, sagte sie, um ihn zu besänftigen. »Viel später.« Ich hasse dich. Ich will dich nie wieder sehen. Nie mehr. Ich wünschte, du wärst tot.
    »Ich werde sie jetzt nach Hause fahren«, sagte Nick. »Wenn du einen Schritt zurücktreten würdest, damit ich die Tür schließen kann,«
    Eine Minute lang blieb Bill regungslos stehen, die längste Minute in Quinns Leben, bevor er zurücktrat. Nick zog die Tür zu und verriegelte sie. »Lieber Himmel, das war übel«, meinte er und drehte sich zu ihr um, um sie in die Arme zu schließen.
    Sie ließ sich in seine Arme fallen und drückte sich an ihn. Bemüht, sich sicher und geborgen zu fühlen, sagte sie: »Ich bin okay«, doch er erwiderte: »Nein, bist du nicht, jemand, der sich um dich zu sorgen pflegte, hat dir gerade weh getan.«
    Seine Arme schlossen sich fester um sie, und sie umklammerte ihn und schluchzte einmal auf - das hatte sie gar nicht gewollt, es brach einfach aus ihr heraus während er sie festhielt, bis sich ihr Atem langsam beruhigte. »Fahr mich heim«, murmelte sie an seinem Hals. »Bring mich hier fort.«
    Nick küsste sie auf die Stirn. Er ließ sie los, um ihr seine Jacke um die Schultern zu legen. Dann kletterte er über sie hinweg auf den Fahrersitz. Ein letztes Mal sog Quinn lang und zitternd die Luft ein, bevor sie nach dem Sicherheitsgurt griff. Durch das Fenster sah sie Bill mit ihrem Hemd in der Hand auf dem Parkplatz stehen und sie beobachten. »Bring mich hier fort«, wiederholte sie. Nick schaute an ihr vorbei. »Lieber Himmel«, sagte er und beeilte sich, sie von Bill fortzubringen.
    Bemüht, nicht zu zittern, sondern die vernünftige, besonnene und beruhigende Rolle zu übernehmen, obwohl er eigentlich nur den Wunsch verspürte, Bill umzubringen, fuhr Nick sie heim. Als sie ins Esszimmer traten, saßen Max und Darla dort in angespanntem Schweigen.
    »Was ist denn mit dir passiert?« fragte Darla entsetzt, als sie Quinns Gesicht sah. »Nick, was hast du -«
    »Es war nicht Nick«, erklärte Quinn. »Bill war‘s. Er ist über mich hergefallen. Er ist völlig aus dem Ruder gelaufen.«
    »Ruf die Polizei«, sagte Darla, und Nick stimmte ihr zu: »Und zwar sofort.«
    Quinn ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Ich hasse das. Ich hasse das. Warum kann er es nicht einfach aufgeben und mich gehen lassen?« Sie legte ihren Kopf auf den

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