Der Frühjahrsputz
aber er ging nicht ans Telefon, als ich ihn angerufen habe, also ist er vielleicht schon unterwegs, um ihr Todesurteil zu unterschreiben, weil er sie hasst -«
»Wen hat sie denn gebissen?« fragte Nick und versuchte, dem Ganzen einen Sinn abzugewinnen. Katie war nicht bissig.
»Keine Ahnung. Sie sagten, jemand hätte angerufen und erklärt, von einem streunenden Hund gebissen worden zu sein, und als sie das nachprüften, fanden sie Katie.« In dem kläglichen Versuch, ihre Ruhe wiederzufinden, schluckte Quinn heftig. »Und jetzt ist sie dort -«
»Oh, Mist«, meinte Nick. »Lass uns hinfahren und mit ihnen reden.« In dem Bewusstsein, einen großen Fehler zu begehen, und trotzdem froh, weil er sie wieder bei sich wusste, griff er nach seiner Jacke.
»Sie haben nein gesagt«, meinte Quinn mit zitternder Stimme. »Ich war doch schon dort, aber sie haben nein gesagt. Ich durfte sie nicht einmal sehen.«
»Dann werden wir so lange auf sie einreden, bis sie ja sagen«, sagte Nick ohne einen blassen Schimmer, was er tun sollte. Aber seine Worte schienen ein Trost zu sein, denn Quinn versuchte zu lächeln.
»Danke«, sagte sie. »Ich weiß, dass ich eine Zumutung bin, aber du musst mir helfen.«
»Du bist keine Zumutung«, log er. »Komm jetzt, lass uns deinen Hund retten.«
Die Fahrt mit dem Laster zum Tierheim verlief reibungslos, und Nick hatte genügend Zeit, über Quinn neben ihm nachzudenken. Es war wirklich reizvoll, mit ihr in der dämmrigen Fahrerkabine zu sitzen, aber dann wurde ihm klar, dass er es immer als reizvoll empfinden würde, mit Quinn allein zu sein, egal wo, weshalb er sich tunlichst darum bemühte, nicht mit ihr allein zu sein. Die Gedanken, die ihm eben durch den Kopf geschossen waren, stellten natürlich keine große Hilfe dar, da sie sich um Unterwäsche drehten, in der sich Quinn bewegte, bis er sie ihr vom Leib reißen und sie auf dieses riesige Bett werfen würde -
Hör auf ermahnte er sich selbst. Der Hund dieser Frau ist in Gefahr, um Himmels willen. Sie war außer sich. Welcher Scheißkerl würde in einem solchen Moment daran denken, mit ihr zu vögeln?
So ein Scheißkerl wie er.
Neben ihm wischte Quinn mit ihrem Ärmel über die Fensterscheibe, und er versuchte, sie so wie früher zu sehen, so, wie sie für ihn gewesen war, bevor sie begonnen hatte, seine Gedanken permanent zu besetzen. Das ist Quinn , sagte er sich immer wieder, aber diese Warnung verlor zunehmend an Kraft. Es war Quinn, die er begehrte.
»Es ist gleich da vorn, hinter dem Autokino«, sagte Quinn, und er spürte ihre sanfte, eindringliche Stimme in seinem Solarplexus. Das ist Quinn , sagte er sich noch einmal, und sein Solarplexus erwiderte, klar ist sie das, greif schon zu.
»Hier ist die Abbiegung - es liegt dort hinten!«
Quinn umklammerte seinen Arm, und er versuchte, ihre Nähe zu ignorieren, während er abbog und vor dem niedrigen Gebäude parkte. Es war eine einsame Gegend, kein Auto in Sicht, und er hatte das ungute Gefühl, dass niemand mehr dort war, an den sie sich wenden konnten. Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Viertel nach sechs. Nicht gut. »Bleib du hier.«
»Nein«, widersprach Quinn, und als er an die Tür klopfte, konnte er sie dicht hinter sich fühlen. Unter Aufbietung all seiner Kräfte unterdrückte er das Bedürfnis, sich gegen sie zurückzulehnen. »Hallo?« rief er und hämmerte erneut gegen die Tür.
»Keiner mehr da, es ist zu«, sagte Quinn in sein Ohr. Die Wärme ihres Atems ließ ihn zurückweichen.
Er rüttelte an der Tür, aber sie war fest verschlossen.
»Nichts zu machen«, meinte er, woraufhin sie sagte: »Brich sie auf. Sie haben meinen Hund.«
Er drehte sich zu ihr um und sagte: »Quinn, ich werde keine Tür aufbrechen, vor allem keine Tür zu staatlichem Eigentum. Jetzt sei mal vernünftig.« Sie schaute jedoch nur mit ihren riesigen haselnussbraunen Augen durch die Dunkelheit zu ihm auf. Er musste schnellstens etwas unternehmen, sonst würde er auf der Stelle über sie herfallen.
»Mein Hund ist dort drin«, wiederholte sie.
»Oh, verdammt«, seufzte er und ging zu den Zwingern auf der Rückseite des Gebäudes. Mindestens ein Dutzend Hunde kamen mit ohrenbetäubendem Gebell hervor, um zu sehen, was dort vor sich ging. Der letzte im letzten Zwinger war Katie.
»Oh, nein.« Quinn rannte zum Zaun und fiel auf die Knie. »Oh, mein Baby, es tut mir so leid. So furchtbar leid.«
Die kleine Ratte sah mitleiderregend aus, wie sie dort zitternd in der
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