Der Frühling kommt! Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)
im Zimmer um.
Kerbel war nicht zu sehen.
Rasch sprangen sie beide auf und machten ihre feuchten Hosen zu. Auf die Couch war auch Sperma gekleckert! Wie peinlich! Der Gummidildo lag noch auf dem Teppich. Sie ließen ihn einfach liegen. Sie fuhren mit den Fingern durch ihre Haare und wagten sich langsam bis zur Küche vor. Auch da war niemand.
Ein kleiner CD-Spieler lief in einer Endlosschleife. Von dort her war die schöne Musik gekommen. Ein Zettel lag dabei: »Ich hoffe, ihr hattet viel Spaß miteinander! Ich habe Musik für euch angemacht. Wenn ihr noch was essen und trinken wollt, schaut in den Kühlschrank! Und wenn ihr euch später mal wieder in meiner Wohnung treffen möchtet, sagt mir Bescheid, dann gebe ich euch einen Schlüssel, ich bin ja oft nicht da. Gute Nacht, ihr beiden! Gruß Volker Kerbel!«
Sie sahen sich an und mussten verlegen grinsen. Wie blöd sie beide gewesen waren! So viele Jahre kannten sie sich und hatten die Zeit vertan, weil sie sich beide nicht getraut hatten. Und Volker hatte sie in fünf Minuten durchschaut! Sie schmiegten sich noch einmal aneinander und küssten sich zärtlich.
Bevor sie in die Wohnungen ihrer Eltern zurückkehrten, schrieben sie noch einen Antwortbrief: »Lieber Volker! Vielen Dank für alles! Wenn es dir recht ist, würden wir gerne einen Schlüssel haben! Also, noch mal danke!« Und nach einer kurzen Beratung setzten sie noch den Satz dazu: »Es war total schön!«
* * *
Tilman Janus
Ein neuer Sparringspartner
Copyright © 2013 Tilman Janus, Berlin
Mein Kollege Ben hatte mich mitgenommen. Alleine wäre ich nie zu einem Boxkampf gegangen. Ich saß neben Ben und seiner Freundin direkt am Ring und starrte ziemlich entsetzt auf die beiden Typen, die sich auf der seilbegrenzten Bühne gegenseitig auf das Übelste mit ledergeschützten Fäusten bearbeiteten.
Ich warf einen Blick auf die Freundin. Sie jubelte dem Champion zu. Kaum zu verstehen, dass Frauen sich so was zu Gemüte führen! Ben glotzte auch ziemlich fasziniert auf die beiden Kampfhähne.
Thilo Benz, der Titelverteidiger im Schwergewicht, landete gerade seinen berühmten linken Haken im Gesicht seines Herausforderers Nick Hermann. Der wich aus und konnte eben noch verhindern, dass seine Augenbraue zu Brei geschlagen wurde. Dann griff er an. Er prügelte auf die Seiten seines Gegners ein. Benz umklammerte dessen Arme. Sie tanzten wie siamesische Zwillinge durch den Ring.
Der Ringrichter, ein dürres Männchen in weißer Kleidung, trennte die beiden. Gong. Die zweite Runde ging zu Ende. Die Boxer fielen in ihren Ecken auf die Stühle und ließen sich von ihren Trainern massieren und mit Wasser erfrischen.
Ich stieß Ben in die Rippen. »Ziemlich rauer Sport!«, sagte ich zu ihm.
»Was?«, fragte er abwesend. Im Getöse des Zuschauerraumes war sowieso kaum ein Wort zu verstehen. Die Leute redeten über ihre Wetteinsätze und darüber, wie die Chancen wohl ständen. Benz hatte bisher nicht viel geboten, und da die meisten Leute auf ihn gesetzt hatten, machte sich Enttäuschung breit. Nick Hermann hatte aber die gebotenen Möglichkeiten öfter verspielt. Es war also noch alles offen.
»Ich finde den Thilo Benz wirklich cool!«, schwärmte die Freundin ihrem Ben vor.
Das fand ich nun gar nicht. Der blonde Benz war bloß eine Kampfmaschine, ein Muskelberg. Seine Ohren hatten bereits die Blumenkohlform des Profiboxers, und die Nase sah auch nicht mehr wirklich gut aus. Nur seine seidig glänzenden, scharlachroten Shorts waren knackig ausgefüllt. Ach, da fiel mir ein, dass Boxer immer einen Tiefschutz unter der Hose tragen, falls doch einmal ein Schlag unter die Gürtellinie geht – also alles nicht echt!
Der dunkelhaarige Nick Hermann dagegen gefiel mir schon besser. Er musste etwa in meinem Alter sein und wirkte noch ziemlich unversehrt, bis auf eine kleine Platzwunde am Kinn, die er sich in der ersten Runde geholt hatte. Seine glatte Haut über den gut ausgebildeten Muskeln glänzte vor Schweiß. Sein ganzer Körper wirkte harmonisch und geschmeidig. Eins musste ich zugeben – nirgendwo sonst sah man starke Männer mit nacktem Oberkörper so ausgiebig wie beim Boxen. Es musste ein Relikt aus der Antike sein, dass Boxer oft oben ohne kämpfen. Jedenfalls tröstete mich dieser Anblick etwas über die aggressive Klopperei hinweg.
Ich betrachtete zur Abwechslung Ben, natürlich ohne dass er es merkte. Er war ganz das Gegenteil von einem Boxer: rothaarig,
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