Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
Flüssigkeiten oder Säfte kommt. Nein, wenn Nico wirklich mit dem Ritter kommunizieren will, braucht er ein Reagens, über das er immer verfügen kann. In dem Moment habe ich es begriffen. Von wegen Zitronensaft, Limonensaft oder auch nur Apfelsaft. Selbst in einem Irrenhaus gibt es nur eine Flüssigkeit, zu der Nico immer Zugang hat.
Ich schnappe mir eine Plastikdose, laufe ins Badezimmer und mache den Reißverschluss meiner Hose auf. Kurz darauf ist die Dose mit warmem Urin gefüllt, den ich vorsichtig in die Küche zurücktrage.
Ich gehe zum Waschbecken und tunke das Kreuz-Ass in die Dose. Nichts passiert. Gar nichts. Und dann …
Blassviolette Buchstaben tauchen langsam auf der Karte auf, wie Nudeln in der Buchstabensuppe.
Nichts von einer kryptischen Warnung. Keine besonderen Instruktionen. Es sind nur zwei Worte, bei denen ich ein Gefühl bekomme, als würde jemand mir ein Loch in den Bauch bohren.
Ich lese sie immer wieder. Ich habe keine Ahnung, ob Nico sie dem Ritter geschickt hat oder ob der Ritter vor Nico damit prahlt, was wahrscheinlicher ist. Aber eins weiß ich: Diese beiden Worte sollten nur Nico und der Ritter sehen. Es ist der Ort, wo der Ritter seinen letzten Kampf austragen will.
Camp David.
83. KAPITEL
A. J. beobachtete den Streit.
Natürlich beteiligte sich der Präsident nicht an der Auseinandersetzung. Er saß an seinem Schreibtisch und unterschrieb konzentriert Briefe. Nein, wenn es um ernstere Dispute mit dem Secret Service ging, hatte Wallace seine Leute, die sich für ihn den Mund fusselig redeten.
Innerhalb von Sekunden waren sie da und schlugen Alarm. Die Chefs des Secret Service überraschte das nicht sonderlich. Die Stabsangestellten waren immer wütend, wenn sie hörten, dass POTUS, Präsident Of The United States , nicht dort war, wo sie ihn haben wollten.
Aber wie der Stabschef des Weißen Hauses nachdrücklich betonte, ging es hier nicht nur um Wallaces Sicherheit. Das ganze Land war betroffen. Wie ja alle wussten, wurde der Terminplan des Präsidenten jeden Tag veröffentlicht, damit die ganze Welt ihn verfolgen konnte. Wenn also die Presseleute plötzlich die Marines des Weißen Hauses auf dem Südrasen sahen, wo sie drei riesige Kreise mit ebenfalls riesigen X ausrollten, wenn dann ein mit Raketen und Abwehrsystemen vollgestopfter Black-Hawk-Hubschrauber dort landete, den Präsidenten und seine Familie einlud und wegschaffte und wenn besagter Terminplan ohne vorherige Warnung einfach umgestoßen wurde: Dann würde es keine einzige Person auf diesem ganzen Planeten geben, die nicht wusste, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
»Das liegt daran, dass in der Tat etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist«, erklärte der Chef des Secret Service nachdrücklich. »Es gibt hier eine akute Bedrohung, und aus diesem Grund brauchen wir die Notfallverlegung.« Damit meinte er den Transport mit dem Black-Hawk-Hubschrauber.
»Schon gut, aber wenn wir unangekündigt und unter Berufung auf einen Notfall nach Camp David fliehen, wissen Sie, was die Presse dann anschließend schreiben wird? Angriff von Terroristen! «, wandte der Stabschef ein. »Das bedeutet, an den Finanzmärkten geht es nach unten, die Menschen geraten in Panik, und Investoren kaufen Aktien von Munitionsfirmen und Firmen, die Leichensäcke herstellen.«
»Wenn Sie wollen, kann ich Einzelheiten über diese Attentatsdrohung durchsickern lassen.«
»Oh, das ist natürlich noch viel besser. Damit die ganze Welt glaubt, dass der Präsident wie ein verängstigtes Kind davonläuft?«
In diesem Moment blickte Präsident Wallace von einem Brief hoch, den er gerade unterschrieben hatte. Die Auseinandersetzung war damit beendet.
Zwanzig Minuten später stand A. J. draußen auf dem Südrasen des Weißen Hauses und sah zu, wie die First Lady und der Sohn des Präsidenten an Bord des wartenden Hubschraubers stiegen. Als Kompromiss hatte man sich auf den normalen Helikopter des Präsidenten geeinigt, statt des bewaffneten Black Hawk, so dass die Presse das als einen ganz normal anberaumten Flug betrachtete, nicht als einen Notfall.
Und der offizielle Grund für den Ausflug? Dieser Kompromiss war erheblich subtiler. Man sagte der Presse, der Sohn von Wallace stünde sehr unter Druck in der Schule, und man bat die Reporter, Stillschweigen zu wahren, um die Privatsphäre des Sohnes zu schützen. Natürlich wahren Reporter grundsätzlich über gar nichts Stillschweigen. Schon lange nicht mehr. Aber jetzt
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