Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
eine weitere Person im Rückspiegel.
Sie sind hinter uns. Und neben uns. Innerhalb von Sekunden. Zwei Männer in dunkelgrünen Parkas und dazu passenden dunklen Sonnenbrillen. Die Logos auf ihrer Brust weisen sie als Angehörige des National Park Service aus, aber ich habe noch nie Waldhüter mit Pistolen am Gürtel gesehen.
»Kann ich Ihnen helfen?« Der Tonfall des Officers an meinem Fenster ist alles andere als hilfsbereit. Er setzt die Sonnenbrille ab, und ich sehe, dass er Aknepickel auf der Nase hat.
»Wir wollen zum Präsidenten«, sage ich zu ihm.
Jetzt wird er noch ärgerlicher. Er wirft seinem Partner einen kurzen Blick zu und sieht mich dann wieder an. »Ich will Ihren Ausweis sehen. Sofort.«
»Genau genommen, Officer, brauchen Sie nur eines zu sehen: ihn.« Ich deute auf den Beifahrersitz.
Palmiotti neben mir duckt sich gerade weit genug, dass der Officer ihn erkennen kann. Pickelnase wird kalkweiß und tritt einen Schritt zurück. Wenn man in Camp David oder im Weißen Haus zum Sicherheitsdienst eingeteilt wird, dann muss man sich Memorykarten mit Fotos von jedem VIP einprägen. Und selbst dieser Wachmann hier am äußersten Zaun kennt den toten besten Freund des Präsidenten.
»Das ist jetzt der Moment, wo Sie Ihren Boss anrufen sollten«, erklärt Palmiotti.
Der Officer nickt und zieht sein Walkie-Talkie heraus.
95. KAPITEL
Achtzehn Jahre früher
Sagamore, Wisconsin
»Und das hat alles ihm gehört?«, erkundigte sich Beecher.
»Das war alles seins«, erwiderte Marshall. Er saß auf dem Rand des Klappbettes im Baumhaus und blätterte in einem Magazin namens Escort. »Aber jetzt gehört es uns.«
»Du willst mir also sagen, dass Pastor Riis sich so etwas gerne ansieht? Eine Frau mit falschen Brüsten, die Tennis ohne ihr Oberteil spielt?« Beecher saß neben Marshall und runzelte die Stirn, während er auf das Foto einer Frau deutete, die ihre Brüste gegen die Saiten eines Tennisschlägers presste.
»Beecher, bitte, mach mir das hier nicht kaputt. Wir sind zwölf Jahre alte Jungs, und ich habe einen Stapel Pornos gefunden. Ich will mir diese Fotos ansehen, bis ich blind werde.«
»Das ist nur fair, aber …« Beecher beugte sich ein wenig vor, als Marshall die Seite umblätterte. Jetzt war die Tennisspielerin vollkommen nackt. »Weißt du, ich verstehe zwar, warum man sein Hemd auszieht, wenn man Tennis spielt, aber irgendwie finde ich es überhaupt nicht logisch, wenn man auch seine Hose auszieht.«
»Vielleicht ist es da draußen zu heiß.«
»Vielleicht. Aber die Hose? Das ist irgendwie … vielleicht bin ich komisch, aber irgendwie finde ich das nicht sonderlich hygienisch.«
»Ja, da bin ich ganz deiner Meinung. Vor allem weil das da ein Sandplatz ist. Sieh mal, es ist wirklich ein Sandplatz.«
Die beiden beugten sich noch weiter vor, um genauer hinzusehen.
»Eindeutig Sand«, stimmte Beecher zu, obwohl er immer noch die Stirn runzelte. »Marsh, es ist toll, dass du uns alle diese kostenlosen Nacktfotos besorgt hast, aber wir müssen schlau sein und sie wieder loswerden.«
»Wovon redest du da?«
»Ich rede davon, was passiert, wenn Pastor Riis merkt, dass wir diese …«
»Was dann? Was kann er denn tun? Kommen und sie sich zurückholen? Er kann gar nichts tun, Beecher! Jedenfalls nicht, ohne dass alle erfahren, dass er sie in seinem Besitz gehabt hat, und ich garantiere dir, dass er das nicht will!«
»Vielleicht. Aber ich sage dir, dass es nichts Gutes nach sich ziehen kann, wenn man die Pornosammlung des Pastors hat.«
»Hörst du endlich auf, dir den Kopf zu zerbrechen? Es weiß ja nicht einmal jemand, dass wir sie haben.«
Ein lauter Rums erschütterte das Baumhaus, als Vinzent Paglinni die Sperrholztür aufstieß und hereinstürmte. »He, Marshmallow, hab gehört, du hast Pornos!«, blaffte Paglinni und ließ seine buschigen Augenbrauen tanzen.
Drei andere Kinder folgten ihm in das Baumhaus. Zwei von ihnen waren ein Jahr älter als Marshall. Einen Moment fürchtete Beecher, Paglinni wäre gekommen, um die Hefte zu stehlen.
»Willst du … Willst du mal sehen?« Marshall gab ihm ein Exemplar von Bein-Show.
Paglinni blieb einen Moment unschlüssig stehen. Offenbar wusste er nicht genau, ob er als Freund oder Feind gekommen war.
Für Marshall und Beecher fühlte es sich wie eine Stunde Schweigen an.
»Ach, warum zum Teufel nicht?«, antwortete Paglinni schließlich. Er ließ sich auf einen der Sitzsäcke fallen, während seine drei Freunde sich ebenfalls je
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