Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
herunterzufahren, ruckt es wieder hoch.
Die Schnauze eines anderen Wagens wird sichtbar. Ein blauer SUV.
Marshalls Wagen. Mit Marshall hinter dem Steuer.
Als ich losfahre, ist er schon zwei Blocks vor mir. Ich gebe ihm noch einen weiteren Block Vorsprung. Er hat es eilig, aber ich kann ihn sehen.
Zeit, herauszufinden, wohin er will.
28. KAPITEL
»Beecher, hör mir zu!«, sagt Totte im Telefon, als ich Gas gebe und mich an die Verfolgung von Marshall mache. »Hast du schon mal etwas von Pentesting gehört? Von Penetration Tests?«
Vor mir schlängelt sich Marshall durch den Verkehr. Aber als er scharf nach links abbiegt, wird klar, dass er zum Highway unterwegs ist. Er will nach Norden auf die 110, zurück nach Washington.
Er bleibt fast immer auf der linken Spur und kommt gut voran. Ich lasse ihm seinen Vorsprung.
»Lange vor dem SEAL-Team Sechs und sogar vor den Navy SEALs«, erklärt Totte, »gab es eine Gruppe, die man S&Rs nannte, Scouts und Raiders.«
»Das war die erste Gruppe von Froschmännern«, erwidere ich, während ich mich hinter einem weißen Van verstecke, um nicht gesehen zu werden. »Ich habe die Akten in den Archiven gesehen.«
»Ganz genau. Die Scouts & Raiders wurden acht Monate nach dem Angriff auf Pearl Harbor ins Leben gerufen. Die Gruppe bestand aus Soldaten der Army und der Navy. 1943 legten diese hinterlistigen Hundesöhne ihre Reifeprüfung ab, mit der Entführung des Admirals, der den 7. Marinebezirk leitete. Und zwar mitten im Krieg!«
»Haben sie es geschafft?«
»Entscheidend ist, dass uns Penetrationstests solche Dinge verraten. Wenn unsere eigenen Leute sich einen Admiral schnappen können, sagt uns das, dass wir ein echtes Sicherheitsproblem haben. Das Militär macht diese Tests schon seit Jahrzehnten. Sie heuern Einheiten an, die versuchen sollen, in unsere geheimsten Anlagen einzubrechen, in Kernwaffendepots oder sogar in die Air Force One.«
Vor uns wechselt Marshall die Spur, als wir uns dem Arlington-Friedhofnähern. Er nimmt die Ausfahrt zum Kreisverkehr an der Memorial Bridge. Es wird Zeit, ein bisschen mehr Gas zu geben. »Also das macht Marshall zurzeit?«, frage ich, als ich hinter dem weißen Van ausschere und beschleunige.
»Das macht im Moment jeder. Heutzutage gibt es Leute, die versuchen, ins Weiße Haus einzubrechen, ins Kapitol und sogar in die Cafeteria des Air&Space-Museums.«
»Wie in den Nachrichten, wenn sie zeigen, dass Leute erfolgreich Messer in Flugzeuge geschmuggelt haben.«
»Penetrationstests«, erwidert Totte, während ich den Kreisverkehr vor mir sehe. Die wenigen Fahrzeuge vor uns werden langsamer. Ich bin jetzt nur noch fünf oder sechs Wagen hinter Marshall. Er hat mein Auto nicht gesehen. Ich klappe meine Sonnenblende herunter, damit er mein Gesicht nicht erkennen kann. »Nach dem 11. September hat die GAO begriffen, dass diese ganze Geschichte nicht nur dem Militär nützt. Es ist ein Test für uns alle«, erklärt Totte. »Bei Penetrationstests geht es nicht mehr nur ums Einbrechen, sondern es geht darum, Probleme zu lösen.«
»Lass uns noch mal auf Marshall zurückkommen«, antworte ich. »Er macht also solche Penetrationstests.«
»Und er ist verdammt gut. Deshalb ist er auch gestern Abend so einfach aus dem Gefängnis gekommen. In seinem Beruf hat man einen heißen Draht zum Justizministerium, das einen aus der Scheiße herausholt, wenn was schiefläuft. Und nach allem, was wir wissen, hat er fast vier Jahre im Ermittlungsbüro der GAO gearbeitet.«
»Warum klingst du dann so besorgt?«
»Weil er das ganze verdammte Büro ist , Beecher. Es gab vorher mehrere Mitarbeiter dort, aber als Marshall aufgetaucht ist … Er ist alles, was sie brauchen. Laut unserer Quelle wurde Marshall ganz am Anfang losgeschickt, um in eine geheime Militärbasis in Nebraska einzubrechen. Da der verantwortliche General dieser Basis nicht bloßgestellt werden wollte, was normalerweise passiert, wenn Fremde in eine Militärbasis einbrechen, hat dieser Offizier die Regeln verletzt und seinen Sicherheitsleuten verraten, dass Marshall kommt. Sie sollten verdammt noch mal aufpassen. In dieser Nacht stand Marshallum drei Uhr morgens neben dem Bett des Generals, weckte ihn auf, hielt ihm eine Pistole an den Kopf und flüsterte: ›Verloren.‹«
Als Marshall sich in den Kreisverkehr an der Memorial Bridge einfädelt, denke ich wieder an die Szene in seiner Wohnung zurück. Daran, dass meine Brieftasche in meiner Manteltasche war und ich mir eingeredet
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