Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
habe, Marshall könnte so eine Nummer nie und nimmer mit mir durchziehen.
»Verstehst du jetzt, warum ich nicht will, dass du mit ihm aneinandergerätst? Überleg doch mal, was gestern Nacht passiert ist: Ein Kerl wie Marshall, jemand, der ständig die besten Sicherheitsbeamten der Welt austrickst, wird erwischt, als er aus einer Kirche kommt, und das ausgerechnet von zwei abgehalfterten Cops aus D. C.«
»Das war einfach schlechtes Timing. Vielleicht hatten die Cops einfach nur Glück.«
»Nein. So etwas wie Glück gibt es bei solchen Leuten nicht, Beecher.«
»Was willst du damit sagen? Dass Marshall den Pastor getötet hat und sich dann absichtlich hat verhaften lassen?«
Totte bleibt stumm und überlegt. »Das ist die richtige Frage, hab ich recht? Glaubst du wirklich, dass du Marshall gefunden hast, Beecher? Oder hat Marshall diese ganze Nummer aufgezogen, um dich zu finden?«
Die Heizung in dem Auto steht auf der höchsten Stufe. Aber jetzt endlich spüre ich es. Ich bin nur noch drei Autos hinter Marshall, als ich langsam durch den Kreisverkehr fahre. Der weiße Van ist vor mir. Ich sehe den SUV immer noch … Auf zwölf Uhr, am Eingang zur Memorial Bridge. Ich bin auf vier Uhr.
»Hör mir zu, Beecher«, wiederholt Totte. »Ich weiß, dass ihr beiden euch schon lange kennt. Und ich weiß auch, dass dieser Bursche etwas an sich hat, dass ihm irgendetwas zugestoßen ist, weshalb du aus sentimentalen Gründen glauben willst, dass er kein Mörder ist. Aber du musst eines wissen. Dein Kumpel Marshall findet die Schwachstellen. Überall. Deshalb kann er davon leben, überall einzubrechen. Und die größte Schwachstelle hat er in dir gefunden. Deshalb konnteer dich in seine Wohnung locken, nachdem du angefangen hattest, ihn zu jagen.«
Ich schere hinter dem weißen Van aus. Ich schaue nach rechts, aus dem Beifahrerfenster, auf die Brücke. Der SUV ist nicht da.
Ich bleibe im Kreisverkehr. Aber da ist er auch nicht.
Ich suche bei der nächsten Abbiegung nach ihm. Es gibt insgesamt nur drei. Aber hier ist er auch nicht.
Es ist ein herrlicher Tag und nur leichter Verkehr. Allzu viele Möglichkeiten gibt es nicht, aber trotzdem …
»Du hast ihn verloren, hab ich recht?«, fragt mich Totte durch das Telefon. »Du hast keine Chance, einen Kerl wie ihn zu schnappen, Beecher. Er ist ein professioneller Geist. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Rate mal, wem der GAO direkt unterstellt ist?«
»Dem Gesetzgeber. Dem gesetzgebenden Arm des Kongresses.«
»Das stimmt. Aber der Chef des GAO, der oberste Rechnungsprüfer, rate mal, wer ihn ernennt?«
»Das Weiße Haus.«
»Das Weiße Haus, Beecher. Also ist dir klar, für wen jemand auf Marshalls Stufe wirklich arbeitet?«
Ich drehe die Heizung zurück, aber es fühlt sich immer noch an, als würde sie auf der höchsten Stufe blasen. »Für den Präsidenten.«
»Oder, genauer gesagt, für Präsident Orson Wallace, der einen Mann mit dem Spitznamen ›Schwarze Acht‹ zusammengeschlagen, letztlich umgebracht und versprochen hat, dich lebendig zu begraben, weil du es herausgefunden hast.«
Ich fahre immer noch in dem Kreisverkehr herum und suche nach dem SUV. Er ist einfach verschwunden.
Vor zwei Monaten hätte ich auf das Lenkrad gehämmert und aufgegeben.
Aber nur, weil ich vor zwei Monaten auch noch nicht zu George Washingtons geheimem Spionagering gehörte.
»Beecher, bitte sag mir, dass du …«
»Natürlich habe ich das gemacht, Totte. Ich muss das Gerät nur anstellen.«
Er weiß, worüber ich rede und wie es funktioniert. Ich muss das Telefon ausmachen.
Er will mir einschärfen, vorsichtig zu sein, aber ich lege auf, bevor er es aussprechen kann.
Totte erfüllt hier die Aufgabe des Culperrings, das Präsidentenamt zu schützen, mehr nicht. Ich dagegen … Ich denke daran, wie mein bester Freund aufgewachsen ist. Nein, ich denke an einen Freund, den man schrecklich verletzt hat. Ich denke daran, was man ihm schuldet. Und was auch immer hier wirklich vorgeht, ich stehe immer noch in Marshalls Schuld.
Marshall war verblüfft, dass mein Telefon in seiner Wohnung Empfang hatte. Er hat nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon, was das Gerät alles kann.
Nachdem ich das Gespräch mit Totte beendet habe, scrolle ich auf dem Bildschirm zu einer App namens Jupiter.
Nach dem Revolutionskrieg wurde George Washington damit beauftragt, unser Land wieder aufzubauen. Aber in seinem Privatleben war seine große Leidenschaft das Züchten.
Nicht von
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