Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
Kälte gestanden hatte, während eilige Lunchgäste an ihm vorbeihasteten, musste er einfach A. J. nachsehen, der den Block entlangging, zurück zur Arbeit.
Zurück zur 16 th Street. Zurück zum Weißen Haus.
Zwei Minuten lang stand Palmiotti unschlüssig da. Was A. J. tat, sollte keine Rolle spielen. Tat es aber.
Deshalb starrte er immer noch auf seine Brieftasche aus Aalhaut. Genauer gesagt, auf den Spruch aus dem Glückskeks, der aus diesem kleinen Geheimfach herauslugte, in dem er, wenn er dreißig Jahre jünger gewesen wäre, ein Kondom versteckt hätte. Es war ein Versteck, in das man nur kam, wenn man mit Zeige- und Mittelfinger hineinfasste. Genau das tat Palmiotti jetzt und zog das Papier heraus.
Es war nicht der Sinnspruch, der von Bedeutung war, sondern was auf der Rückseite stand.
Nachdem A. J. ihm vor zwei Monaten geholfen hatte, die SMS während der Beerdigung zu schicken, während sie gerade an seiner neuen Identität bastelten, hatte Wallace den kleinen Fetzen von einem Glückskeks genommen und eine zehnstellige Nummer darauf geschrieben. Der Präsident hatte Palmiotti gesagt, wenn irgendetwas schiefgehe, wenn es einen Notfall gebe und Palmiotti reden müsse … Oder selbst wenn er nur einen Freund brauche, sei das die Nummer, die er anrufen solle. Es war eine Nummer, die ihn direkt mit dem Präsidenten verbinden würde.
Palmiotti wusste, was das bedeutete. Man machte der Öffentlichkeit weis, Wallace würde ein BlackBerry benutzen. Aber es war keinBlackBerry. Ebenso wenig hatten Obama oder irgendein anderer Präsident ein BlackBerry benutzt. Sondern sie alle hatten ein Sectéra Edge, ein Telefon, das General Dynamics ausschließlich für den Präsidenten anfertigte. Und es war das einzige Telefon, das Wallace mit sich herumtrug.
Damit du nicht alleine bist , hatte Wallace ihm versprochen. Ich bin stets nur einen Telefonanruf entfernt.
Palmiotti hatte diese Nummer zwei Monate lang nicht benutzt, ja nicht einmal daran gedacht.
Obwohl, so ganz stimmte das nicht.
Er hatte schon in der ersten Woche mit dem Gedanken gespielt, anzurufen, als er das Michigan-Spiel im Fernsehen verfolgte. Es weckte Erinnerungen an ihre College-Jahre. Dann, in derselben Woche, hatte er erneut daran gedacht, anzurufen, als er spazieren ging und einen Hund sah, der ihn an den Beagle erinnerte, den Wallace als Kind gehabt hatte.
Aber Palmiotti war nicht dumm. Und er war auch nicht leichtsinnig genug, das Vertrauen des Präsidenten zu enttäuschen und ihn direkt anzurufen, nur weil er Heimweh hatte.
Ja, Palmiotti hatte gewusst, dass es nicht einfach sein würde, sein Leben aufzugeben. Aber in diesen Momenten des Zweifels hatte er an das denken müssen, was sein Mentor ihm vor zwanzig Jahren gesagt hatte, als er seine kardiologische Praxis einrichtete. Die Blutung hört immer auf, so oder so. Es war ein guter Rat und ein wahrer obendrein. Und wenn ihn dieser Ratschlag nicht trösten konnte, schloss Palmiotti die Augen und machte eine Liste von all den anderen Menschen, mit denen er jetzt gerne sprechen würde, einschließlich seiner Kinder.
Wie Palmiotti wusste, wollten seine Kinder nicht mit ihm sprechen, ganz gleich, ob er lebendig oder tot war. Er hatte sie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen. Seit der Scheidung. Nicht mehr nach allem, was er ihnen zugemutet hatte.
Dasselbe galt für seine Exfrau. Deshalb war sie ja auch seine Exfrau.
Mit seiner Freundin Lydia verhielt es sich natürlich anders. Aus diesem Grund hatte er vor ein paar Wochen, eines Nachts, dank einerviel zu teuren Flasche Whisky, ihre Telefonnummer gewählt, nur um ihre Stimme zu hören. Als sie abnahm, legte er auf. Mehr hatte er nicht gebraucht.
Danach war Palmiotti wieder stark gewesen. Engagiert.
Genauso engagiert, wie er war, wenn es um Beecher ging. Nach seinem Gespräch mit A. J. hatte er genau gewusst, wie die nächsten Schritte aussehen und was er dazu unternehmen musste. Und er wusste auch, dass das Ganze nur funktionieren würde, wenn er sich darum kümmerte. Und doch … Als A. J. um die Ecke verschwand und Palmiotti auf seine Brieftasche aus Aalhaut starrte und auf die Telefonnummer, die auf dem Glückskeksspruch stand …
Orson Wallace war nicht nur sein bester Freund. Sie beide waren Brüder. Wie kann man Brüder trennen? Zögernd gestand Palmiotti sich ein, dass es besser wäre zu warten. Er würde Wallace bald sehen. A. J. hatte es gesagt, an der Feier zum Tag der Präsidenten .
Trotzdem.
Nach allem, was
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