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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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diesen Doktor gefunden und was dann? Hat er dir freundlicherweise all seine Geheimnisse verraten?«
    »Nein, er wollte nicht viel sagen. Er ist alt, und ich glaube, er ist krank. Aber er wusste, was sie Nico angetan haben. Er wusste, dass es falsch war. Und als ich ihn nach den Unterlagen fragte … Er hatte nicht viel. Aber er hatte das da.« Sie deutet auf den Brief meines Vaters.
    »Mein Vater hat keinen Selbstmord begangen«, sage ich ihr zum dritten Mal.
    »Vielleicht nicht. Aber wenn es einen solchen Brief gibt, wird es allmählich Zeit, ein paar Fragen zu stellen. Warum sollte dein Vater diesen Abschiedsbrief schreiben? Und wie konnte er ihn eine Woche nach seinem angeblichen Tod verfassen?«
    Meine Gedanken überschlagen sich, und ich ringe um meine Fassung. Ich will mir einreden, das hier wäre nur ein weiterer Trick von Clementine. Aber wenn ich sie ansehe, dann weiß ich, dass das nicht der Fall ist. Es kann nicht sein.
    »Vielleicht hat dein Vater diesen Brief geschrieben und nie abgeschickt«, spekuliert sie.
    Ich sehe sie verwirrt an. »Das wäre doch vollkommen unlogisch. Was auch immer dieser Brief deiner Meinung nach ist, mein Dad ist eine Woche vorher gestorben. Wie kann also das Datum auf dem Brief richtig sein?«
    »Ich weiß die Antwort darauf auch nicht. Ich sage nur, dass er diesen Brief vielleicht geschrieben und geplant hat, ihn abzuschicken, aber dann vorher gestorben ist.«
    »Also wurde dieser Abschiedsbrief nachdatiert? Wer macht denn so etwas?«
    »Warum sollte man es nicht machen? Ich meine, wenn du dich auf deinen Tod vorbereiten wolltest, würdest du dann nicht auch einen Brief schreiben und, wie soll ich sagen, darauf hinarbeiten?«
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass diese Briefe das Letzte sind, was die Leute organisieren. Das Allerletzte. Aber noch mal, selbst wenn wir annehmen, dass es nicht so gewesen ist, wenn er den Brief auf später datiert und seinen Tod geplant hat, und dann irgendwie tatsächlich vor dem großen Tag gestorben ist, kommt dir dieser Umstand nicht auch fast schon lächerlich gelegen vor?«
    Sie denkt einen Moment darüber nach. »Vielleicht hat man ihn gezwungen, diesen Brief zu schreiben.«
    »Du meinst, sie haben ihn bedroht, damit er es tut?«
    »Oder sie haben es von ihm verlangt. Wer weiß, wofür sie ihn gebraucht haben.«
    Ich lasse mich auf den Sessel fallen und kämpfe mich aus meiner Jacke. »Ich habe im Archiv einmal etwas über ein sehr geheimesMilitärprogramm gelesen, das nach dem ersten Irakkrieg in die Wege geleitet worden ist. Dabei ging es um eine Gruppe von UN-Waffeninspektoren. Was nur niemand wusste, war, dass es keine Waffeninspektoren waren. Ihre Aufgabe war es, drei Soldaten unserer MIA-Truppen zu suchen und zu retten, die in Mossul gefangen gehalten wurden. Und bevor sie in den Irak gingen, hat ihr befehlshabender Offizier sie angeblich angewiesen, Abschiedsbriefe zu schreiben. Auf diese Art und Weise wäre es möglich gewesen, Stillschweigen über ihren eigentlichen Auftrag zu bewahren, falls die Sache schiefgegangen und sie getötet worden wären.«
    »Siehst du, ich finde das logisch.« Sie ist jetzt aufgeregt.
    »Sicher, aber genauso logisch ist es auch, dass sie meine Mutter belogen und ihr gesagt haben, es wäre nur ein Autounfall gewesen, um uns den Schrecken zu ersparen, dass unser Vater ein Selbstmörder war«, erwidere ich. Ich balanciere die Kopie des Briefs auf meinem linken Knie.
    Clementine beobachtet mich intensiv. Sie hält ihre Perücke mit beiden Händen fest und klopft sich damit immer wieder gegen ihren Bauch. Sie ist überaus aufgeregt. Im letzten Jahr hat sie nach der Wahrheit über ihren Vater gesucht. Ihr ganzes Leben hat sie mit Fragen leben müssen, deshalb hat sie keine Angst mehr vor den Antworten. Aber ich hatte bislang nicht einmal geahnt, dass es überhaupt Fragen gab. Mein gesamtes Leben lang habe ich ein unverrückbares Bild von meinem Dad gehabt. Die Geschichten über seine unbeugsame Arbeitsmoral sind der Grund, dass ich immer noch jeden Tag diese alte Aktentasche mit mir herumschleppe. Seine Abenteuer, die er mir nie erzählt hat, und meine Besessenheit, was seinen Tod anbelangt, sind der Grund, warum ich jeden Morgen mit den Nachrufen und den Todesanzeigen aus der Zeitung beginne. Und was seine Wirkung auf meine Psyche angeht: Warum sonst wohl sollte ich in den Archiven arbeiten, die Leute jeden Tag an die Macht erinnern, die daraus entspringt, ihre Vergangenheit zu kennen?
    Aber jetzt, als

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