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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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streng bewacht«, erklärte Grinsi. »Die meisten Zwerge haben fast nie die Chance, sie zu sehen.«
    »Und die Leute würden Verdacht schöpfen, wenn jemand einen großen Stein unter dem Pullover versteckt«, sagte Mumm mehr zu sich selbst. »Es handelt sich also um ein dummes Verbrechen. Andererseits fühlt es sich nicht dumm an. Ich meine, warum sollte sich jemand so viel Mühe machen? Das Schloss der Tür ist ein Witz. Man könnte es einfach aus dem Holz treten. Wenn es meine Absicht wäre, ein solches Ding zu drehen… ich hätte mir das Ding einfach geschnappt und mich dann aus dem Staub gemacht, noch während das Glas klirrte. Warum hat jemand um diese Zeit in der Nacht solchen Wert darauf gelegt, leise zu sein?«
    Grinsi suchte unter einer anderen Vitrine und fand einen Schraubenzieher, an dem ein wenig Blut klebte.
    »Seht ihr?«, fragte Mumm. »Etwas ist ins Rutschen geraten, und jemand hat sich in die Hand geschnitten. Was hat das alles für einen
Sinn,
Karotte? Katzenpisse und Schwefel und Schraubenzieher… Ich hasse es, wenn es zu viele Spuren gibt. Das macht die Lösung des Falls viel schwieriger.«
    Er ließ den Schraubenzieher fallen. Der Zufall wollte es, dass er sich mit der Spitze in den Boden bohrte und zitternd stecken blieb.
    »Ich gehe heim«, sagte Mumm. »Bestimmt finden wir mehr heraus, wenn die Sache zu stinken beginnt.«
     
    Den folgenden Morgen verbrachte Mumm mit dem Versuch, mehr über zwei fremde Länder herauszufinden. Eins davon stellte sich als Ankh-Morpork heraus.
    Überwald war nicht weiter schwer. Die Region war etwa fünf- oder sechsmal größer als die ganze Sto-Ebene und erstreckte sich bis zur Mitte. Dort gab es so viele Wälder, kleine Bergketten und Flüsse, dass es bisher niemandem gelungen war, eine Karte mit allen Einzelheiten zu zeichnen. Überwald war auch nicht erforscht. 6 Die dort Lebenden hatten Besseres zu tun, und wer von außerhalb kam, um alles zu erkunden, verschwand für immer in den Wäldern. Jahrhundertelang hatte sich niemand für Überwald interessiert. Völkern, die sich hinter zu vielen Bäumen versteckten, konnte man nichts verkaufen.
    Die vor einigen Jahren angelegte und bis nach Gennua reichende Kutschenstraße hatte vermutlich alles verändert. Eine Straße brachte Verkehr. Die Bewohner der Berge hatten sich immer von der Ebene angezogen gefühlt, und seit einiger Zeit gesellten sich ihnen die Leute aus Überwald hinzu. Nachrichten erreichten die Heimat: In Ankh-Morpork kann man Geld verdienen; bringt die Kinder mit. Knoblauch brauchen wir nicht, denn die Vampire arbeiten alle bei den koscheren Fleischern. Und wenn einem in Ankh-Morpork jemand auf die Füße tritt, darf man zurücktreten. Akute Lebensgefahr besteht nicht, da einem niemand genug Interesse entgegenbringt.
    Mumm konnte die Überwald-Zwerge von denen aus Kupferkopf unterscheiden. Letztere waren kleiner, lauter und fühlten sich unter Menschen wohler. Die Zwerge aus Überwald hingegen übten mehr Zurückhaltung und neigten dazu, hinter irgendwelchen Ecken zu verschwinden. Die meisten von ihnen sprachen kein Morporkianisch – in einigen Gassen, die von der Sirupminenstraße abzweigten, konnte man den Eindruck gewinnen, dass man sich in einem ganz anderen Land aufhielt. Doch diese Zwerge waren genau das, was sich ein Polizist von den Bürgern erhoffte: Sie erzeugten keine Unruhe. Sie gingen einer geregelten Arbeit nach, zahlten ihre Steuern bereitwilliger als Menschen und sorgten außerdem dafür, dass die Ratten in Ankh-Morpork nicht überhand nahmen. Probleme lösten sie unter sich. Wenn solche Leute die Aufmerksamkeit der Polizei erregten, dann meistens in Form eines mit Kreide gezeichneten Umrisses.
    Doch hinter den schmutzigen Fassaden der Mietshäuser und Werkstätten der Ankertaugasse und des Fischbeinwegs gab es Vendetten und Fehden in der Zwergengemeinschaft. Oft gingen sie auf zwei angrenzende Bergwerkschächte zurück, fünfhundert Kilometer und tausend Jahre entfernt. In manchen Kneipen verkehrten nur Zwerge von einem ganz bestimmten Berg. Über manche Straßen ging man nur dann, wenn der eigene Clan eine ganz bestimmte Erzader abbaute. Die Art und Weise, in der man den Helm trug oder den Bart teilte, gab anderen Zwergen wichtige Zeichen, die anderen Leuten verborgen blieben.
    »Außerdem gibt es noch Unterschiede dabei, wie man sein
G’ardrhg
richtig
krazak
«, sagte Korporal Kleinpo.
    »Ich wage nicht einmal zu fragen«, erwiderte Mumm.
    »Ich fürchte, ich könnte es

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