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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kleinen Stapel vor ihm.
    »Nun, amtierender Hauptmann…«
    »Herr!«
    »Ja. Nun, mir liegt hier eine weitere Beschwerde vor, welche die übereifrige Verwendung von Klammern betrifft. Du weißt bestimmt, wovon ich rede.«
    »In der Tat. Es verursachte einen sehr großen Verkehrsstau, Herr!«
    »Zweifellos. Dafür ist es bekannt. Immerhin handelt es sich um das Opernhaus.«
    »Herr!«
    »Der Eigentümer meint, die großen gelben Klammern an jeder Ecke beeinträchtigten Charakter und Stil des Gebäudes. Und sie hindern ihn natürlich daran, es einfach wegzufahren.«
    »Herr!«
    »Ja. Ich glaube, in diesem Fall ist Diskretion angebracht, amtierender Hauptmann.«
    »Man muss den anderen ein Beispiel geben, Herr!«
    »Ah. Ja.« Der Patrizier hielt ein anderes Blatt Papier so behutsam zwischen Daumen und Zeigefinger, als wäre es ein sehr seltenes und kostbares Geschöpf. »Die ›anderen‹ sind… Mal sehen, ob ich mich daran erinnern kann… Normalerweise vergisst man so etwas nicht leicht. Ah, ja… drei weitere Gebäude, sechs Brunnen, drei Statuen und der Galgen in der Unvergleichlichen Straße. Oh, und mein eigener Palast.«
    »Mir ist natürlich klar, dass du ihn aus beruflichen Gründen geparkt hast, Herr!«
    Lord Vetinari zögerte. Es fiel ihm schwer, mit Frederick Colon zu reden. Er bekam es täglich mit Leuten zu tun, die Konversation für ein sehr komplexes Spiel hielten. Bei Colon musste er auf ein viel niedrigeres Niveau hinabklettern, um nicht dauernd übers Ziel hinauszuschießen.
    »Seit einiger Zeit beobachte ich deine Karriere mit beträchtlicher und weiter wachsender Faszination, und in diesem Zusammenhang stelle ich fest, dass die Wache inzwischen nur noch aus zwanzig Personen zu bestehen scheint.«
    »Herr?«
    »Vor nicht allzu langer Zeit hatte die Wache noch sechzig Angehörige.«
    Colon wischte sich Schweiß vom Gesicht. »Es ging darum, das morsche Holz herauszuschneiden, Herr! Die Wache sollte schlanker und schlagkräftiger werden, Herr!«
    »Ich verstehe. Die Anzahl der Disziplinarmaßnahmen, die du gegen deine Männer verhängt hast…« Der Patrizier nahm ein ziemlich dickes Dokument zur Hand. »… erscheint mir ein wenig übertrieben. Hier werden nicht weniger als hundertdreiundsiebzig Fälle von Anstarren-ohne-anzusehen, verspottendem Mit-den-Ohren-wackeln und abfälligem Die-Nase-rümpfen erwähnt.«
    »Herr!«
    »Abfälliges Die-Nase-rümpfen, amtierender Hauptmann?«
    »Herr!«
    »Oh. Und ein Vorwurf gegen Obergefreiter Schuh lautet: ›Er ließ den Arm in aufsässiger Weise abfallen.‹ Kommandeur Mumm hat den Mann immer sehr gelobt.«
    »Er ist ein hinterlistiger Bursche, Herr! Den Toten kann man nicht trauen!«
    »Den meisten Lebenden ebenfalls nicht, wie es scheint.«
    »Herr!« Colon beugte sich vor, und sein glänzendes Gesicht verwandelte sich in eine verschwörerische Grimasse. »Unter uns gesagt, Herr… Kommandeur Mumm war zu nachsichtig. Er ließ den Männern zu viel durchgehen. Nicht einmal Zucker ist vor ihnen sicher, Herr!«
    Vetinari kniff die Augen zusammen, doch die Teleskope auf dem Planeten Colon waren viel zu primitiv, um seine Stimmung zu erkennen.
    »Ich erinnere mich daran, dass er zwei Wächter erwähnte, die mit ihrem Verhalten und allgemeiner Nutzlosigkeit den übrigen Männern ein schlechtes Beispiel geben«, sagte der Patrizier.
    »Genau das meine ich!«, erwiderte Colon triumphierend. »Ein fauler Apfel ruiniert die ganze Tonne!«
    »Ich glaube, inzwischen gibt es nur noch einen Korb«, sagte der Patrizier. »Beziehungsweise ein Körbchen.«
    »Sei deshalb unbesorgt, Euer Exzellenz! Ich bringe die Dinge in Ordnung und werde sicherstellen, dass sich die Leute am Riemen reißen.«
    »Du hast zweifellos das Potenzial, mir weitere Überraschungen zu bescheren«, sagte Vetinari und lehnte sich zurück. »Du bist es bestimmt wert, dass ich dich weiterhin im Auge behalte. Und nun, amtierender Hauptmann: Hast du irgendetwas zu melden?«
    »Alles ist ruhig und friedlich, Herr!«
    »Dachte ich mir«, sagte Vetinari. »Ich frage mich, ob irgendwelche Ermittlungen bezüglich eines Bürgers dieser Stadt laufen, der…« Er blickte kurz auf ein anderes Papier. »… Keinesorge heißt.«
    Hauptmann Colon hätte fast seine Zunge verschluckt. »Eine unwichtige Angelegenheit, Herr!«, brachte er hervor.
    »Keinesorge ist also am Leben?«
    »Äh… er wurde tot aufgefunden, Herr!«
    »Ermordet?«
    »Herr!«
    »Meine Güte. Manche Leute würden das nicht für unwichtig halten,

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