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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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amtierender Hauptmann. Zum Beispiel Keinesorge.«
    »Nun, Herr, nicht alle sind mit dem einverstanden, was er tat.«
    »Sprechen wir hier von
Willi
Keinesorge? Dem Produzenten von Gummiwaren?«
    »Herr!«
    »Was sollte es gegen Stiefel und Handschuhe einzuwenden geben, amtierender Hauptmann?«
    »Ich meine die, äh, anderen Dinge, Herr!« Colon hüstelte nervös. »Die Keinesorge, Herr.«
    »Ah. Die Verhütungsmittel.«
    »Viele Leute sind gegen so etwas, Herr.«
    »Davon habe ich gehört.«
    Colon nahm wieder Haltung an. »Meiner Ansicht nach ist es nicht natürlich, Herr. Ich bin gegen unnatürliche Dinge.«
    Vetinari wirkte verwirrt. »Soll das heißen, du isst rohes Fleisch und schläfst in einem Baum?«
    »Herr?«
    »Oh, schon gut, schon gut. Jemand in Überwald scheint sich für Willi Keinesorge interessiert zu haben. Und jetzt ist er tot. Aber es käme mir natürlich nicht in den Sinn, der Wache ihre Arbeit zu erklären.«
    Er musterte Colon aufmerksam, um festzustellen, ob dieser verstand.
    »Ich meine, es liegt ganz bei euch zu entscheiden, welchen Ermittlungen ihr in dieser Stadt nachgeht«, fügte er hinzu.
    Colon wandelte ohne Karte in unvertrautem Gelände. »Danke, Herr!«, entgegnete er laut.
    Vetinari seufzte. »Und nun, amtierender Hauptmann… Bestimmt gibt es viele Dinge, die deine Aufmerksamkeit erfordern.«
    »Herr! Ich habe vor…«
    »Ich möchte dich nicht länger aufhalten.«
    »Oh, keine Sorge, Herr, ich habe viel Zeit…«
    »
Auf Wiedersehen,
amtierender Hauptmann Colon.«
    Im Vorzimmer blieb Fred Colon eine Zeit lang reglos stehen, bis sein Herz nicht mehr rasend schlug, sondern nur noch ziemlich schnell.
    Im Großen und Ganzen war alles ganz gut gelaufen. Sogar erstaunlich gut. Seine Exzellenz hatte ihn praktisch ins Vertrauen gezogen und ihn als jemanden bezeichnet, den es im Auge zu behalten lohnte.
    Fred fragte sich, warum er sich all die Jahre so sehr davor gefürchtet hatte, jemals Offizier zu sein. Eigentlich war nichts weiter dabei, wenn man den Stier erst einmal an den Hörnern gepackt hatte. Er bedauerte es nun, dass er nicht schon viel früher die Offizierslaufbahn eingeschlagen hatte. Natürlich wollte er nichts Schlechtes über Mumm sagen, der im gefährlichen Ausland sicher gut zurechtkam, aber… Fred Colon hatte bereits den Rang des Feldwebels bekleidet, als Mumm ein Grünschnabel gewesen war. Natürlicher Respekt hatte ihn die ganze Zeit zurückgehalten. Wenn Sam Mumm wieder in Ankh-Morpork weilte und wenn der Patrizier ein gutes Wort für ihn einlegte… dann durfte Fred Colon zweifellos mit Beförderung rechnen.
    Allerdings nur zum vollen Hauptmann, dachte er, als er die Treppe hinunterstolzierte – er bewegte sich dabei mit großer Vorsicht, denn normalerweise ist es nicht möglich, auf einer Treppe zu stolzieren. Sein Rang konnte natürlich nicht höher sein als der von Hauptmann Karotte. So etwas wäre… nicht richtig gewesen.
    Diese Einsicht zeigt: Die Macht mag jemanden um den Verstand bringen, aber ein winziger Rest von Selbsterhaltung bleibt immer übrig.
     
    Er hat tatsächlich zuerst die Hühner geholt,
dachte Gaspode, als er durch ein Gewirr aus Beinen lief.
Es ist kaum zu fassen.
    Allerdings hatten sie sich keine Zeit für eine Mahlzeit genommen. Gaspode war in die andere Satteltasche gestopft worden und wollte auf diese Weise nicht noch einmal zehn Meilen zurücklegen, noch dazu in unmittelbarer Nähe wundervoll duftender Brathähnchen.
    Es schien gerade Markt zu sein, und die Sache mit dem Wolf sollte eine Art krönenden Abschluss bilden. Absperrungen waren in einem Kreis aufgestellt worden. Männer hielten die Halsbänder von Hunden. Es waren große, kräftig gebaute und sehr unfreundlich aussehende Hunde, die eine Mischung aus wilder Aufregung und irrer Dummheit zur Schau stellten.
    Gaspode bemerkte einen Pferch bei den Absperrungen, fand durch den Wald aus Beinen einen Weg dorthin und blickte durchs hölzerne Gitter zu dem Haufen aus grauem Fell in einer dunklen Ecke.
    »Scheinst in keiner sehr angenehmen Situation zu sein, Kumpel«, sagte er.
    Im Gegensatz zu den Legenden – und es gibt viele Legenden über Wölfe, besser gesagt: Legenden darüber, wie Menschen über Wölfe denken – neigt ein gefangener Wolf nicht zur Raserei, sondern eher dazu, verängstigt zu heulen.
    Doch dieses Exemplar hatte offenbar den Eindruck gewonnen, dass es nichts mehr zu verlieren gab. Ein schaumbedecktes Maul schnappte nach den Gitterstäben.
    »Wo ist der Rest

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