Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
mit Herrn Schaumlöffel passiert? Er suchte etwas in seinem Koffer und fluchte…«
    »Ich bin sicher, Inigo Schaumlöffel ist bei bester Gesundheit«, sagte Mumm grimmig. »Was man von den anderen Leuten in seiner Nähe nicht behaupten kann.«
    Im Aufenthaltsraum des Gasthofes war es still. Ein Mann und eine Frau – vermutlich Wirt und Wirtin – standen mit dem Rücken am Tresen. Mehr als zehn andere Personen hatten an den Wänden Aufstellung bezogen und hielten die Hände hoch. Bier tropfte aus einigen umgekippten Krügen.
    »Alles normal und friedlich ist«, meldete Detritus und drehte sich um.
    Mumm merkte, dass ihn alle anstarrten. Er sah an sich herab. Sein Hemd war zerrissen. Matsch und Blut klebten an der Kleidung. Das Wasser von tauendem Schnee tropfte zu Boden. Und in der rechten Hand hielt er noch immer die Armbrust.
    »Ein bisschen Ärger auf der Straße«, sagte er. »Äh, ihr wisst ja, wie das ist.«
    Niemand bewegte sich.
    »Bei den Göttern, Detritus, nimm das Ding runter.«
    »Ja, Herr.«
    Der Troll ließ seine riesige Armbrust sinken. Fast zwanzig Personen wagten wieder zu atmen.
    Die dürre Wirtin trat vor, nickte Mumm zu, löste behutsam Sybils Hand aus seiner und deutete zur breiten Holztreppe. Sie bedachte Mumm mit einem Blick, der ihn verwirrte.
    Erst dann wurde ihm klar, dass Lady Sybil zitterte. Tränen strömten ihr über die Wangen.
    »Und, äh, meine Frau ist ein wenig mitgenommen«, sagte er hilflos. »Korporal Kleinpo!«, rief er, um seine Verlegenheit zu verbergen.
    Grinsi trat durch die Tür.
    »Begleite Lady Sy…«
    Er unterbrach sich, als es plötzlich laut wurde. Mehrere Zeigefinger deuteten in eine bestimmte Richtung. Jemand lachte. Grinsi blieb stehen und senkte den Blick.
    »Was ist los?«, fragte Mumm leise.
    »Äh, es geht um mich, Herr«, sagte Grinsi. »Die Zwergenmode von Ankh-Morpork hat sich hier nicht durchgesetzt.«
    »Dein Rock?«, fragte Mumm.
    »Ja.«
    Mumm musterte die Leute. Sie wirkten eher verblüfft als verärgert. Zwei Zwerge in einer Ecke schienen alles andere als glücklich zu sein.
    »Begleite Lady Sybil«, wiederholte er.
    »Das ist vielleicht keine besonders gute Idee…«, begann Grinsi.
    »Verdammt und zugenäht!«, entfuhr es Mumm, als ihm der Geduldsfaden riss. Von einem Augenblick zum anderen herrschte wieder Stille. Ein wütender, blutbefleckter Irrer mit einer Armbrust hat meistens ein sehr aufmerksames Publikum. Mumm schauderte. Was er jetzt brauchte, war ein Bett. Und was er sich vor dem Bett wünschte, war ein ordentlicher Drink. Aber er durfte sich keinen genehmigen. Das hatte er schon vor langer Zeit gelernt. Für ihn war ein Drink bereits einer zu viel.
    »Na schön, erklär’s mir«, sagte er.
    »Alle Zwerge sind Männer, Herr«, entgegnete Grinsi. »Ich meine… traditionell. Und hier denken die Leute noch immer so.«
    »Nun, dann bleib vor der Tür stehen oder… oder schließ die Augen oder was weiß ich?«
    Mumm hob Lady Sybils Kinn. »Alles in Ordnung, Schatz?«, fragte er.
    »Tut mir Leid, dass ich dich enttäuscht habe, Sam«, hauchte sie. »Aber es war so
schrecklich

    Mumm gehörte von Natur aus zu jenen Männern, die nicht imstande sind, ihre Ehefrauen in der Öffentlichkeit zu küssen. Er klopfte Sybil hilflos auf die Schulter.
Sie
glaubte,
ihn
enttäuscht zu haben! Es war unerträglich.
    »Du… ich meine, Grinsi wird… und ich… kümmere mich hier um alles und komme bald nach«, sagte er. »Bestimmt gibt es an unserem Schlafzimmer nichts auszusetzen.«
    Sybil nickte und blickte noch immer zu Boden.
    »Ich… gehe nach draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen.«
    Mumm verließ das Gasthaus. Inzwischen schneite es nicht mehr. Der Mond war halb hinter den Wolken verborgen, und die Luft roch nach Frost.
    Eine Gestalt sprang vom Dachvorsprung herunter und war ziemlich überrascht, als Mumm herumwirbelte und sie an die Mauer drängte.
    »Na, da soll mich doch…«, begann er.
    »Sieh nach unten, Euer Gnaden«, sagte Schaumlöffel. »Mhm, mhm.«
    Mumm spürte ein ganz leichtes Stechen in der Magengrube, verursacht von einem Messer.
    »Sieh noch weiter nach unten«, sagte er.
    Inigo kam der Aufforderung nach. Er schluckte. Auch Mumm hatte ein Messer. »Du bist
wirklich
kein Gentleman«, meinte er.
    »Eine plötzliche Bewegung genügt, und du bist ebenfalls keiner mehr«, drohte Mumm. »Eine interessante Situation, nicht wahr?«
    »Ich versichere dir, dass ich dich nicht töten werde«, sagte Inigo.
    »Oh, das
weiß
ich«,

Weitere Kostenlose Bücher