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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ghat unterwegs ist, und zwar auf einer Route, die ums Kap Schrecken führt«, sagte Mumm. »Ich habe dem Kapitän tausend Dollar dafür bezahlt, die Ketten nicht vor Zambingo zu lösen. Eurem Eustachius steht ein netter Spaziergang durch die Dschungel von Klatsch bevor, wo ihm seine Kenntnisse über Gift sicher sehr nützlich sind, wenn auch nicht ganz so nützlich wie das Wissen um entsprechende Gegenmittel.«
    »Tausend Dollar!«
    »Nun, er hatte zwölfhundert Dollar bei sich. Den Rest habe ich dem Sonnenscheinheim für kranke Drachen gestiftet. Da fällt mir ein: Ich habe eine Quittung dafür bekommen. Ihr Burschen seid doch immer ganz scharf auf Quittungen.«
    »Du hast sein Geld gestohlen? Mhm, mhm.«
    Mumm atmete tief durch. Als er sprach, klang seine Stimme ganz ruhig. »Ich wollte nicht mein eigenes Geld vergeuden. Und er
hat
versucht, mich umzubringen. Sieh es als Investition, die seiner Gesundheit dient. Wenn er irgendwann nach Ankh-Morpork zurückkehrt und beschließt, mich zu besuchen, wird er von mir natürlich bekommen, was er verdient.«
    »Ich bin… erstaunt, Euer Gnaden. Mhm, mhm. Eustachius Bassinglan-Gohr konnte ausgezeichnet mit dem Schwert umgehen.«
    »Tatsächlich? Normalerweise warte ich nicht lange genug, um so etwas herauszufinden.«
    Inigo lächelte dünn. »Und vor zwei Monaten fand man Sir Richard Klainlich auf dem Hiergibt’salles-Platz, an einen Springbrunnen gefesselt. Jemand hatte ihn mit rosaroter Farbe übergossen und ihm eine kleine Fahne…«
    »Ein Anfall von Großzügigkeit«, sagte Mumm. »Tut mir Leid, aber ich halte nichts von euren Spielchen.«
    »Die Tätigkeit eines Assassinen ist kein Spiel, Euer Gnaden.«
    »Ihr macht eins daraus.«
    »Es muss Regeln geben, sonst würde Anarchie herrschen. Mhm, mhm. Du hast deine Regeln, wir haben unsere.«
    »Und du bist damit beauftragt, mich zu schützen?«
    »Ja. Obwohl ich auch über andere Fähigkeiten verfüge.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich dich brauche?«
    »Nun, Euer Gnaden,
hier
gibt es keine Regeln. Mhm, mhm.«
    »Ich habe den größten Teil meines Lebens mit Leuten verbracht, die keine Regeln kennen!«
    »Ja, natürlich. Aber wenn du
sie
tötest, stehen sie nicht wieder auf.«
    »Ich habe nie jemanden getötet!«, erwiderte Mumm.
    »Du hast dem Räuber in den Hals geschossen.«
    »Eigentlich wollte ich die Schulter treffen.«
    »Ja, das Ding zieht nach links«, sagte Inigo. »Du meinst, du hast nie
versucht,
jemanden zu töten. Im Gegensatz zu mir. Und hier sollte man besser nicht zögern. Mmph.«
    »Ich habe nicht gezögert!«
    Inigo seufzte. »In der Gilde verzichten wir auf große Auftritte, Euer Gnaden.«
    »Große Auftritte?«
    »Die Sache mit der Zigarre…«
    »Du meinst, als ich die Augen schloss und alle anderen die Flamme in der Dunkelheit sahen?«
    »Ah…« Inigo zögerte. »Aber man hätte dich einfach erschießen können.«
    »Nein. Sie hielten mich nicht für eine Gefahr. Und du hast die Stimme des Mannes gehört. Solche Stimmen höre ich oft. Er wollte nicht zu früh schießen und sich dadurch den Spaß verderben. Darf ich annehmen, dass du keinen Kontrakt für mich hast?«
    »Das stimmt.«
    »Bist du bereit, es zu beschwören?«
    »Bei meiner Ehre als Assassine.«
    »Ja«, sagte Mumm. »Genau mit dieser Stelle habe ich gewisse Schwierigkeiten. Und da wäre noch etwas. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, Inigo, aber du verhältst dich nicht wie ein typischer Assassine. Lord oder Sir Soundso… Die Gilde
ist
eine Schule für Gentlemen, aber du – und die Götter wissen, dass ich dich nicht beleidigen möchte – bist nicht unbedingt…«
    Inigo berührte seine Stirnlocke. »Ich bin ein Stipendiat, Herr«, sagte er.
    Meine Güte,
ja,
dachte Mumm. Gewöhnliche Amateurkiller kann man auf jeder Straße finden. Sie sind geistesgestört oder betrunken oder eine arme Frau, die einen schweren Tag hinter sich hat und deren Mann einmal zu oft zugeschlagen hat, und plötzlich schaffen sich zwanzig Jahre Frustration ein Ventil. Einen
Fremden
ohne Bosheit oder Genugtuung zu töten, dabei nur auf die gute Arbeit stolz zu sein… Das ist ein so einzigartiges Talent, dass Streitkräfte Monate aufwenden, um es in ihren jungen Soldaten zu wecken. Die meisten Leute scheuen davor zurück, jemanden zu töten, dem sie nicht vorgestellt wurden.
    In der Gilde musste es einen oder zwei Assassinen wie Inigo geben. Hatte irgendein philosophischer Mistkerl nicht einmal darauf hingewiesen, dass eine Regierung Fleischer

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