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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zurück. Ich bringe diese Sache allein in Ordnung.«
    »Und anschließend kommst du wieder nach Ankh-Morpork?«
    »Ich…« Angua zögerte.
    »Ich glaube, ich sollte besser bleiben«, sagte Karotte.
    »Die Stadt braucht dich«, erwiderte Angua. »Du weißt, wie sehr sich Mumm auf dich verlässt…«
    »Ich habe den Dienst quittiert.«
    Einige Sekunden glaubte Gaspode, das Geräusch jeder einzelnen Schneeflocke zu hören, die zu Boden fiel.
    »Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Und was hat das Alte Steingesicht dazu gesagt?«
    »Äh, nichts. Er war bereits nach Überwald unterwegs.«
    »
Mumm
kommt nach Überwald?«
    »Ja. Für die Krönung.«
    »Er ist in diese Angelegenheit verwickelt?«, fragte Angua.
    »In was soll er verwickelt sein?«
    »Oh, meine Familie ist… dumm gewesen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles weiß, aber die Wölfe sind besorgt. Wenn Werwölfe Krach schlagen, sind es immer die
wahren
Wölfe, die darunter zu leiden haben. Die Menschen bringen alles um, das einen Pelz hat.« Einen Moment lang blickte Angua stumm ins Feuer und fragte dann mit erzwungener Fröhlichkeit: »Wer leitet die Wache jetzt?«
    »Keine Ahnung. Ich schätze, Fred Colon trägt die Verantwortung.«
    »Ha, ja. In seinen Albträumen.« Angua zögerte. »Du hast wirklich den Dienst quittiert?«
    »Ja.«
    »Oh.«
    Gaspode lauschte einigen weiteren Schneeflocken.
    »Nun, auf dich allein gestellt kommst du nicht weit«, sagte Angua und stand auf. »Ruh dich eine weitere Stunde lang aus. Anschließend setzen wir den Weg durch den tiefen Wald fort. Dort liegt noch nicht viel Schnee. Wir müssen eine ziemlich große Strecke zurücklegen. Ich hoffe, du kannst mit uns Schritt halten.«
     
    Beim Frühstück am nächsten Morgen stellte Mumm fest: Die anderen Gäste hielten sich so sehr von ihm fern, dass sie praktisch an den Wänden klebten.
    »Die Männer, die gestern Abend aufbrachen, sind gegen Mitternacht zurückgekehrt, Herr«, sagte Grinsi leise.
    »Haben sie jemanden erwischt?«
    »Äh… gewissermaßen, Herr. Sie haben sieben Leichen gefunden.«
    »Sieben?«
    »Sie glauben, einige andere Räuber könnten über einen schmalen Pfad zwischen den Felsen geflohen sein.«
    »Aber… sieben? Detritus hat einen erwischt, und ich… ebenfalls, und zwei wurden verwundet, und Inigo hat ebenfalls einen erledigt…« Mumms Stimme verklang.
    Er blickte zu Inigo Schaumlöffel, der auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers an einem Tisch saß, zusammen mit den anderen Leuten. Die Plätze in der Nähe von Mumm und Lady Sybil blieben leer – Sybil führte das auf Achtung und Respekt zurück. Der kleine Mann aß Suppe in einer kleinen, selbstgenügsamen Welt zwischen winkenden Armen und zustoßenden Ellenbogen. Er hatte sich sogar eine Serviette umgebunden.
    »Sie waren…
sehr
tot, Herr«, flüsterte Grinsi.
    »Nun, das hat… interessant geschmeckt«, sagte Lady Sybil und wischte sich würdevoll den Mund ab. »Nie zuvor hatte ich eine Suppe mit Würstchen zum Frühstück. Wie nennt man so etwas, Grinsi?«
    »Fetsup, Euer Gnaden«, antwortete Grinsi. »Das bedeutet ›fette Suppe‹. Wir sind jetzt nicht mehr weit von den Fettschichten des Schmalzbergs entfernt, und… Nun, so eine Suppe ist nahrhaft und hält die Kälte fern.«
    »Faszinierend.« Lady Sybil sah ihren Mann an, dessen Blick noch immer Inigo galt.
    Die Tür schwang auf. Detritus duckte sich herein und klopfte Schnee von seinen Fingerknöcheln.
    »Es nicht schlecht«, sagte er. »Die Leute meinen, es gute Idee sei früh aufzubrechen.«
    »Das glaube ich gern«, entgegnete Mumm und dachte: Sie möchten nicht, dass jemand wie
ich
noch länger hier bleibt. Wahrscheinlich fragen sie sich, wer als Nächster stirbt.
    Mehrere Gesichter, an die er sich vom vergangenen Abend vage erinnerte, fehlten jetzt. Einige Reisende waren offenbar noch eher aufgebrochen, was bedeutete, dass ihnen die Nachricht vorauseilte. Blut- und schlammverschmiert, mit einer Armbrust in der Hand, war er ins Gasthaus gestapft, und als die Männer später nachsahen, fanden sie
sieben
Leichen. Wenn diese Geschichte zehn Meilen zurückgelegt hatte, trug er sicher auch noch eine Axt, und die Anzahl der Toten wuchs vermutlich auf dreißig Männer und einen Hund.
    Mumms diplomatische Karriere kam zweifellos gut voran.
    Als sie in die Kutsche stiegen, bemerkte er einen kleinen Pfeil im Türpfosten. Er bestand aus Metall, sah ganz nach Geschwindigkeit aus und erweckte den Eindruck, dass man sich die Finger verbrennen konnte,

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