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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wachssiegeln hervor, die mit beträchtlichem Argwohn überprüft wurden. Der Zwerg deutete auf Grinsi und Detritus. Inigo winkte ab – eine allgemein verständliche Geste, die verdeutlichte, dass etwas oder jemand keine Rolle spielte. Weitere Papiere wurden kontrolliert.
    Der Zwerg winkte Inigo fort, und dabei teilte seine Körpersprache mit: Ich
könnte
etwas Schlimmes mit dir anstellen, aber derzeit ist es mir einfach zu lästig. Mumm verabschiedete er mit einem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass er sich ungeachtet aller physischen Tatsachen für den Größeren hielt. Anschließend stapfte er zu seiner Truppe zurück.
    Ein Befehl erklang. Die Zwerge setzten sich wieder in Bewegung, verließen die Straße und marschierten in Richtung Wald.
    »Nun, das scheint geklärt zu sein«, sagte Inigo, als er zur Kutsche zurückkehrte. »Fräulein Kleinpo erwies sich als nicht unerhebliches Problem, doch ein Zwerg respektiert sehr komplizierte Dokumente. Etwas geht vor, aber er lehnte es ab, mir Auskunft darüber zu geben. Er wollte die Kutsche durchsuchen.«
    »Von wegen! Aus welchem Grund?«
    »Wer weiß? Ich habe ihn davon überzeugt, dass wir diplomatische Immunität genießen.«
    »Was hast du ihm über mich gesagt?«
    »Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass du ein Idiot bist, Euer Gnaden.«
    »Ach, tatsächlich?« Mumm hörte, wie Lady Sybil nicht zu lachen versuchte.
    »Die Umstände erforderten es, glaub mir. Es war keine gute Idee, umgangssprachliches Zwergisch zu verwenden, Euer Gnaden. Doch als ich betonte, dass du Aristokrat bist…«
    »Ich bin
kein…
Ich meine, in
Wirklichkeit
…«
    »Ja, Euer Gnaden. Wenn du mir einen Hinweis gestattest: Bei der Diplomatie geht es oft darum, dümmer zu erscheinen, als man eigentlich ist. Was das angeht, hast du einen guten Anfang gemacht, Euer Gnaden. Und jetzt sollten wir besser die Fahrt fortsetzen, mmhm.«
    »Es freut mich festzustellen, dass du jetzt weniger ehrerbietig bist, Inigo«, sagte Mumm, als die Kutschen wieder durch den Schnee rollten.
    »Inzwischen kenne ich dich besser, Euer Gnaden.«
     
    Gaspode verband konfuse Erinnerungen mit dem Rest der Nacht. Das Rudel war ziemlich schnell, und die meisten Wölfe liefen vor Karotte – um den Schnee für ihn flach zu treten.
    Für Gaspode war er nicht flach genug. Schließlich packte ihn ein Wolf am Genick und trug ihn, während er sich mit gedämpfter Stimme über den üblen Geruch beklagte.
    Nach einer Weile hörte es auf zu schneien, und der Mond zeigte sich zwischen den Wolken.
    Überall um sie herum, nah und fern, erklang das Geheul. Gelegentlich verharrte das Rudel auf einer Lichtung oder auf der weißen Kuppe eines Hügels, um ebenfalls zu heulen.
    Gaspode hinkte zu Angua, während das Geheul andauerte. »Was bedeutet das?«, fragte er.
    »Es geht um Politik«, erklärte Angua. »Verhandlungen werden geführt. Wir durchqueren fremde Territorien.«
    Gaspode sah zu Gavin. Der blieb stumm, saß ein Stück abseits und teilte seine würdevolle Aufmerksamkeit zwischen Karotte und dem Rudel.
    »
Er
muss um Erlaubnis bitten?«, fragte Gaspode.
    »Er will sichergehen, dass man mich passieren lässt.«
    »Oh. Und das bereitet ihm Probleme?«
    »Keine, durch die er sich nicht durchbeißen könnte.«
    »Oh. Äh, ist in dem Geheul auch von mir die Rede?«
    »Du wirst als ›kleiner, schrecklich riechender Hund‹ bezeichnet.«
    »Ah, na schön.«
    Einige Minuten später brachen sie wieder auf. Im matten Mondschein liefen sie über einen weiten, schneeverkrusteten Hang in Richtung Wald. Gaspode bemerkte Schatten, die ihnen über das Weiß entgegeneilten. Für kurze Zeit flankierten ihn zwei Rudel, das alte und das neue, und dann wich ihre ursprüngliche Eskorte zurück.
    Jetzt haben wir eine neue Ehrenwache, dachte er und lief im Zentrum einer Mauer aus schemenhaften grauen Beinen. Wölfe, denen wir bisher noch nicht begegnet sind. Hoffentlich hat man dem Geheul »schmeckt grässlich« hinzugefügt.
    Dann fiel Karotte in den Schnee. Einige Sekunden verstrichen, bevor er sich wieder rührte. Die Wölfe liefen unsicher hin und her, blickten gelegentlich zu Gavin. Gaspode schloss zu Karotte auf, der noch immer im Schnee lag.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Das Laufen… ist sehr… anstrengend.«
    »Ich möchte dich nicht, du weißt schon, beunruhigen oder so«, jaulte Gaspode. »Aber wir sind hier nicht unbedingt unter Freunden, wenn du verstehst, was ich meine. Gavin kann wohl kaum damit rechnen, irgendwo den

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