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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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drei, nein, vier uniformierten Kollegen, deren Gesichter ich noch nie gesehen hatte.
    Ich deutete auf den jüngsten und vermutlich unerfahrensten der vier.
    Â»Sie übergeben mir bitte Ihre Waffe. Und dann verstärken Sie die Kollegen draußen.«
    Der junge Mann guckte erst verblüfft, dann ungläubig und überreichte mir schließlich mit zorniger Miene seine Heckler & Koch.
    Â»Geladen und gesichert«, sagte er dabei, wie es sich gehörte.
    Â»Was denken Sie? Sollen wir räumen lassen?«, fragte Vangelis.
    Â»Erst mal lieber nicht«, erwiderte ich. »Die Gefahr einer Panik ist mir zu groß. Außerdem ist noch nicht mal geklärt, ob Geldorf und die Bulgaren wirklich hier irgendwo sind. Bisher habe ich nur sein Auto …«
    In diesem Moment fielen die ersten beiden Schüsse. Und die Panik war da. Menschen schrien, erst weit entfernt, dann schon nah, Schritte klapperten und trampelten, Frauen nahmen im Laufen ihre Kinder auf den Arm. Die dazugehörigen Männer brüllten sinnlos herum und trieben sie zur Eile an. Wir drückten uns an die Schaufensterfront, um den Strom vorbeizulassen. Zum Glück waren die Gänge breit. Zum Glück war nicht Samstag, sondern Donnerstag.
    Â»Ich komme mit.« Klara Vangelis wühlte schon in ihrer großen Handtasche nach ihrer alten Walther PPK , die sie bevorzugte, da sie kleiner und leichter war als die heute bei der Polizei übliche Heckler & Koch.
    Â»Nee, du ganz bestimmt nicht«, widersprach eine wohlbekannte Stimme.
    Sven Balke und Evalina Krauss standen neben uns, beide ihre Waffen schon in der Hand. Mir war es gleichgültig, wer mich begleitete, und zwei waren in jedem Fall besser als eine. Ich nickte ihnen zu. Sie nickten zurück.
    Wir machten uns auf den Weg in die Richtung, aus der wir die Schüsse gehört hatten.
    Die Menschentrauben, die uns entgegenströmten, waren schon kleiner geworden. Ein älteres Ehepaar, sie gebeugt und zierlich, er mit hochrotem Kopf und am Stock, schienen die Nachhut zu bilden. Irgendwo schrie ein Kind nach seiner Mama, aber das schien von hinten zu kommen. Vor uns war es jetzt still. Langsam bewegten wir uns weiter in das unübersichtliche Gebäude hinein. Der Gang knickte ein wenig nach rechts ab, wurde breiter und heller. Ich blieb an der linken Schaufensterfront, meine beiden Begleiter an der gegenüberliegenden. Von dort roch es nach gebratenem Fisch, auf meiner Seite nach Leder. Ein Schuhgeschäft. In der Mitte des Gangs immer wieder Sitzbänke und große Kübel voller vermutlich künstlicher Blumen. Nach fünfzig weiteren Metern erreichten wir einen weiteren Platz, größer, sehr hell, Palmen und Blumen. Hier roch es nach Pommesfett und Bratwurst, und wir hatten die Wahl zwischen geradeaus, links oder rechts. Rechts ging es zu Karstadt. Dort gab es doch Rolltreppen. Woher waren die Schüsse gekommen?
    Ich blieb stehen, hob die Hand, um den anderen zu signalisieren, dass sie ebenfalls innehalten sollten.
    Wir lauschten.
    Aus den Lautsprechern Beruhigungsmusik.
    Sonst nichts außer letzten, sich rasch entfernenden Schritten, fernen Kinderschreien, Angstrufen. Die meisten der Flüchtenden wussten vermutlich nicht einmal, wovor sie davonliefen. Sie folgten aus uralten Instinkten heraus einfach der fliehenden Herde.
    Ich riskierte einen Blick um die nächste Ecke, der nach links abzweigende Gang war menschenleer.
    Da knallte es wieder. Einmal. Näher diesmal, viel näher.
    Ein großes Kaliber. Glas klirrte.
    Ein heiserer, herrischer Ruf. Ich meinte, Schivkovs Stimme zu erkennen. Noch ein Schuss. Schivkov – jetzt war ich mir sicher – fluchte, rief offenbar nach seinem Neffen. Der antwortete knapp und wütend.
    Schüsse und Stimmen kamen aus der Verlängerung des Gangs, durch den wir gekommen waren. So überquerten wir geduckt und im Laufschritt den Platz, liefen weiter, für den Fall des Falles immer nah an den endlos scheinenden Schaufensterfronten, den jeweils nächsten Eingang im Blick. Balke und Krauss folgten mir mit wenigen Schritten Abstand auf der anderen Seite, beide die Läufe ihrer Pistolen senkrecht nach oben haltend. Kurz vor dem Ende des Gangs blieb ich erneut stehen. Jetzt war es wieder still. In der Ferne das Rattern eines Hubschraubers, das rasch leiser wurde. An der Ecke auf meiner Seite war ein kleines Bistro. Kaffee und Kuchen drei Euro fünfzig. Heute Salatteller zum Sonderpreis.
    Als

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