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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Mobiliar.
    Â»Wenn Sie alles schon wissen, was wollen Sie dann hier? Mir mein letztes bisschen Geld auch noch wegnehmen?«
    Mit dem Rücken zu mir rührte sie hektisch in ihren Töpfen. Im größeren schienen Spaghetti zu garen, im kleineren simmerte eine Soße, die meinen Töchtern vielleicht geschmeckt hätte. Sie roch nach Maggi.
    Â»Wir sind nicht hier, um Ihnen irgendwas wegzunehmen, Frau Dobrev«, sagte ich, nun wieder ruhiger. »Wir wollen uns einfach nur mit Ihnen über Ihren Mann unterhalten.«
    Â»Slavko? Was hat er angestellt?«
    Â»Es würde Sie nicht überraschen, wenn er etwas angestellt hätte?«
    Â»Slavko ist ein lausiger Hund und ein Blödmann dazu, aber in letzter Zeit hat er sich eigentlich anständig aufgeführt.«
    Â»Er ist erst durch die Heirat mit Ihnen deutscher Staatsbürger geworden, nehme ich an?«
    Sie fuhr herum und starrte mich hasserfüllt an. »Ach, geht’s darum? Im Schlafzimmer drüben liegt sein Schlafanzug, im Bad steht seine Zahnbürste. Und falls Sie sich wundern, wieso die neu ist – er hat seine alte gestern weggeschmissen. Wenn Sie sich beeilen und eifrig suchen, dann finden Sie sie vielleicht noch unten im Müllcontainer.«
    Â»Das alles interessiert uns nicht im Geringsten«, mischte sich nun Vangelis ein. »Und Sie würden sich und uns die Sache wesentlich leichter machen, wenn Sie ein wenig kooperativer wären.«
    Durch die offene Tür zum Flur sah ich, dass ein kleiner Junge den Karton inzwischen zum Piratenschiff umfunktioniert hatte. Ab und zu stieß er ein heldenhaftes Geheul aus, wenn er wieder einmal einen imaginären Frachter um seine Schätze brachte. Frau Dobrev sprang zur Tür und knallte sie zu.
    Â»Fragen Sie halt, in Gottes Namen«, fauchte sie Vangelis an. »Und dann ziehen Sie endlich Leine!«
    Die Spaghetti wollten erneut überkochen. Frau Dobrev bemerkte es im letzten Moment, zerrte den Topf von der Platte und rührte wild.
    Â»Sie haben Slavko Dobrev vor acht Jahren geheiratet«, begann ich den offiziellen Teil des Gesprächs.
    Â»Ungefähr. Ja.«
    Â»Ich nehme an, Liebe hat dabei keine allzu große Rolle gespielt.«
    Â»Liebe?« Sie lachte schrill. »Seh ich aus, als könnt ich mir so was leisten?« Das Piratengeschrei im Flur war plötzlich verstummt. »Slavko gibt mir Geld. Er schlägt mich nicht. Er säuft nicht. Er ist gut zu den Kindern.« Frau Dobrev lehnte sich an den Herd und sah mir zum ersten Mal direkt ins Gesicht. »Klar ist er ein Idiot. Aber welcher Kerl ist kein Idiot? Die haben doch alle nichts als Scheiße im Kopf und Ficken und Autos und ihre Riesenfernseher. Drum hat er doch so schöne braune Augen, weil er nichts als Scheiße im Kopf hat!«
    Dieses Mal geriet ihr Lachen ein wenig versöhnlicher.
    Â»Was hat er Ihnen für die Hochzeit bezahlt?«, fragte ich.
    Sofort wurde sie wieder laut. »Gar nichts hat er mir bezahlt, stellen Sie sich vor! Und wir haben sogar eine Hochzeitsreise gemacht! In Sofia sind wir gewesen, und er hat mir gezeigt, wo er herkommt. Ist nämlich viel netter da unten, als man so denkt.«
    Â»Was wissen Sie über seinen Onkel?«
    Â»Slavko hat tausend Onkels. Sind alles so Megafamilien da unten mit zwanzig Kindern und hundert Enkeln.«
    Â»Sie wissen, wen ich meine.«
    Rosalind Dobrev wandte sich wieder ihren Nudeln zu, die demnächst vermutlich zu Brei zerfallen würden. Für Sekunden rührte sie schweigend. Dann drehte sie die Platten aus, nahm sich einen Stuhl und sank erschöpft darauf.
    Â»Anton«, sagte sie langsam. »Ich weiß nicht. Ich mag ihn nicht leiden.«
    Â»Kennen Sie ihn gut?«
    Â»Gar nicht. Hab ihn nur zwei, drei Mal gesehen, wenn ich Slavko vom Bella Napoli abgeholt hab. Freundlich ist er ja. Aber ich mag ihn trotzdem nicht. Und er mag mich auch nicht, wenn Sie es genau wissen wollen. Die Bulgaren stehen eher auf dicke Frauen. Ich bin ihm zu dürr, denke ich.«
    Â»Wissen Sie etwas von – entschuldigen Sie das unschöne Wort – kriminellen Machenschaften?«
    Â»Slavko ist sauber, da bin ich mir sicher. Der hat viel zu viel Schiss, um was zu machen. Dem Alten traue ich schon eher was zu. Der ist so … ich weiß nicht. Was ich weiß: dass er Mädels im Haus wohnen hat und dass die nicht für die Heilsarmee singen.« Verlegen schlug sie die ungeschminkten Augen mit den zu

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