Der fünfte Mörder
Transport eigentlich kosten?«, fragte ich.
»Nichts«, gestand sie und sah angestrengt an mir vorbei.
»Frau Walldorf! Ich muss mir doch hoffentlich keine Sorgen machen?«
»Ich finde, diese Abschleppgeier verdienen genug an uns«, meinte sie schnippisch. »Da können die uns ruhig auch mal einen Gefallen tun.«
»Sie haben denen aber nicht zum Beispiel versprochen, sie nächstes Mal zu bevorzugen, wenn wir wieder mal einen Abschleppwagen brauchen?«
»Was denken Sie von mir?« Sie sah mich entrüstet an. »So würdâ ich das doch im Leben nicht formulieren!«
»Ach, Sönnchen«, seufzte ich. »Falls wir deswegen in den Knast kommen, dann sorgen Sie aber bitte dafür, dass wir nebeneinander liegende Zellen kriegen, okay?«
Ungerührt schob sie mir eines ihrer gelben Klebezettelchen über den Tisch. »Sie sollen bei Gelegenheit mal in der Werkstatt anrufen. Der Meister möchte mit Ihnen reden.«
Ich bat Balke und Vangelis in mein Büro und eröffnete ihnen, dass die Weisung, die Telefonüberwachung einzustellen, von ganz oben kam. Aus dem Berliner Innenministerium. Klara Vangelis nahm die Sache gelassen. Balke dagegen knirschte mit den Zähnen, verkniff sich jedoch jeden Kommentar. Als die beiden sich nach meiner kurzen Erklärung erhoben, bat ich ihn, noch auf ein paar Worte zu bleiben. Er setzte sich wieder. Ich nahm die Brille ab, massierte meine Nasenwurzel und wartete, bis die Tür zu war.
»Herr Balke«, begann ich, »ich kenne Sie inzwischen lange genug, um zu wissen, was Sie jetzt denken.«
»Wenn Sie wüssten, was ich jetzt denke, dann hätte ich ein Disziplinarverfahren am Hals.«
»Ich möchte nicht, dass Sie sich in Schwierigkeiten bringen.« Ich setzte die Brille wieder auf und sah ihm ins verkniffene Gesicht. »Und deshalb verbiete ich Ihnen hiermit ausdrücklich jede Form von Eigenmächtigkeiten.«
Er nickte wie ein verstockter Schuljunge, dem gerade untersagt wurde, noch einmal Kirschen aus dem Schulgarten zu klauen.
»Sollten Ihnen aber«, fuhr ich langsam fort, »rein zufällig natürlich, irgendwelche für uns interessante Dinge zu Ohren kommen, dann würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn ich als Erster davon erfahren würde. Und wenn möglich, auch als Einziger.«
Es dauerte keine Sekunde, bis er begriff. Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
»Wir haben uns verstanden?«, fragte ich.
»Aber ja.« Immer noch grinsend stemmte Balke sich aus dem Stuhl. »Ich habe Sie überhaupt noch nie so gut verstanden wie jetzt, Chef.«
Als ich wieder allein war, wählte ich die Nummer auf Sönnchens Klebezettel. Eine junge Frau nahm ab, tat, als freute sie sich über alle MaÃen, endlich meine Stimme zu hören, und verband mich mit dem zuständigen Werkstattmeister.
»Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf«, begann der Mann sachlich, »lassen Sie ihn verschrotten. Der Motor ist hinüber. Kolbenfresser. Das lohnt sich nie und nimmer, den noch mal zu reparieren. AuÃerdem, über dreihunderttausend Kilometer, ich bitte Sie! Zum Glück habe ich gerade ein erstklassiges Angebot auf dem Hof stehen â¦Â«
Ich sank in meinen Sessel.
»Ich wollte eigentlich kein neues Auto«, wagte ich einzuwerfen.
»Herr ⦠ähm ⦠Gerlach, Ihr Kombi ist zu alt für ein richtiges Auto, und für einen Oldtimer ist er leider noch zu jung.«
»Bisher war ich immer ganz zufrieden damit.«
»Weil Sie nichts Besseres gewohnt sind, ja. Aber irgendwann geht halt alles den Weg alles Irdischen, nicht wahr.« Er lachte, als sprächen wir über irgendein seelenloses Gerät und nicht über ein treues Familienmitglied.
»Was würde eine Reparatur denn kosten?«
»Schwer zu sagen. Ãber den Daumen ⦠hm ⦠Dreieinhalbtausend? Vier? Wenn bei der Reparatur nicht noch mehr dazukommt, was bei so alten Kisten natürlich ganz normal ist. Am Ende sind Sie einen Haufen Geld los und haben immer noch kein gescheites Auto. Der Zeitwert dürfte bei fünfhundert liegen. Unter Liebhabern vielleicht tausend. Und wie gesagt, ich habe da gerade auf dem Hof â¦Â«
»Aber danach läuft er bestimmt noch mal zehn Jahre.«
»Herr Gerlach.« Nun wurde er ungnädig. »Wir haben seit Neuestem auch in Heidelberg Umweltzone. Ihr Wagen hat ja noch nicht mal eine
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