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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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unten und zurück. Sie ignorierte sein Interesse und stellte ihre übliche unnahbare Miene zur Schau.
    Â»Nur immer herein in die gute Stube.« Prembeck machte eine übertrieben einladende Geste und trat zur Seite. »Was darf ich den Herrschaften anbieten?«
    Â»Nichts. Danke.«
    Er lief voraus in das, was er vermutlich sein Wohnzimmer nannte.
    Â»Wir würden uns gerne noch mal über den vergangenen Samstag mit Ihnen unterhalten«, sagte ich, als wir uns auf einem unappetitlichen Sofa niedergelassen hatten. Die beiden lange nicht geputzten Fenster gingen zur Straße. Die dunkle Zimmerdecke war drückend niedrig, der Raum übermöbliert und am Rande der Vermüllung. Es roch nach chinesischem Fast Food und Männerschweiß. Irgendwo in der Wohnung plapperte ein Radio.
    Â»Sie meinen, über den großen Bums?« Prembeck sprach mit mir, starrte dabei jedoch Vangelis an, als wollte er die Körbchengröße ihres Büstenhalters berechnen. »Das habe ich doch alles schon Ihrer schönen Kollegin erzählt.«
    Vangelis sah zum Fenster hinaus.
    Â»Wir würden gerne von Ihnen hören, was Sie anschließend gemacht haben.«
    Â»Anschließend?« Endlich wandte er sich mir zu. »Ich verstehe jetzt nicht ganz …?«
    Â»Am Samstagnachmittag. Am Abend. Am Sonntag.«
    Â»Und … Aber was hat das zu bedeuten?« Irritiert blinzelte er mich an, senkte schließlich den Blick. »Am Nachmittag, da war ich wandern. Das mache ich oft. Ist gut fürs Herz, behauptet mein Arzt, und es ist ein billiges Hobby. Finanziell bin ich leider nicht auf Rosen gebettet. Das Wetter war herrlich.«
    Â»Haben Sie unterwegs jemanden getroffen, der das bestätigen kann? Wann waren Sie wieder zurück?«
    Â»Jemanden getroffen?« Er blinzelte, sah weg. »Sie denken doch nicht etwa, ich hätte etwas mit der Bank …?« Das Strahlen war aus seinem Gesicht gewichen, als hätte jemand den Stecker gezogen.
    Â»Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    Â»Aber … Wozu sollte ich so was denn machen? Okay, im Tresor unten war wohl allerhand zu holen, aber … Mein Gott, ich doch nicht!« Fahrig strich er sich übers runde Gesicht.
    Â»Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    Â»Okay. Wenn es der Wahrheitsfindung dient. Ich war im südlichen Odenwald. Bekannte habe ich keine getroffen.«
    Â»Sie haben sicherlich irgendwo gegessen? Kaffee getrunken?«
    Â»Kaffee getrunken habe ich in Bammental, doch, Sie haben recht. Der Name des Lokals müsste im Internet zu finden sein.« Er wies auf einen verstaubten Röhrenmonitor, unter dem sich sein Schreibtisch bog. »Zu Abend gegessen habe ich in der Kupferkanne in Gaiberg. Dort habe ich mir auch zwei Viertel Wein gegönnt. Später bin ich dann weitermarschiert bis nach Leimen. Da dürfte es zwischen acht und halb neun gewesen sein, und es war schon dunkel. Von da ging’s mit der Bahn zurück nach Hause.«
    Â»Was haben Sie gegessen in Gaiberg?«
    Â»Einen Wurstsalat. Einen Straßburger. Der Wein war ein Wieslocher. Müller-Thurgau.«
    Â»Und am Sonntag?«
    Â»Am Sonntag war ich hier.«
    Â»Den ganzen Tag?«
    Â»Ja, den ganzen Tag, stellen Sie sich vor!«, versetzte Prembeck entnervt. »Ich hatte mir am Samstag nämlich den Knöchel verstaucht. Beim Aussteigen aus der Straßenbahn. Achtundzwanzig Kilometer bin ich an dem Tag marschiert, ich habe nämlich so einen elektronischen Schrittzähler, über Stock und Stein, und am Ende, wie ich praktisch zu Hause bin, da vertrete ich mir den Knöchel. Deshalb war ich am Sonntag ein wenig gehandicapt. Und am Montag auch.«
    Zum Beweis zog er das linke Hosenbein hoch und ließ mich einen stramm ums Fußgelenk gewickelten Verband besichtigen. Seine Haut war weiß wie Pizzateig. Am Unterschenkel bemerkte ich eine rötliche, fast zwanzig Zentimeter lange Narbe von einer alten Verletzung.
    Vangelis betrachtete schweigend die kunterbunte Einrichtung und schien nicht zuzuhören. An den Wänden reihten sich schiefe und krumme Pressspan-Regale, prallvoll mit Bildbänden, Science-Fiction-Romanen und Fachbüchern.
    Â»Sie sind Fachmann für Funktechnik, richtig?«, fragte ich.
    Ferdinand Prembeck vermied es inzwischen, mir in die Augen zu sehen. »Und weil Sie es sowieso schon wissen, gestehe ich es lieber gleich: Ich weiß auch manches über Tunnelbau. Und trotzdem habe ich die

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