Der fünfte Mörder
Kopf wäre er problemlos als Darsteller eines Nibelungenrecken durchgegangen.
»Jein ist eine merkwürdige Antwort«, sagte ich.
Riedel schwieg eine ganze Weile. »Bleibt das unter uns, was wir quatschen?«, fragte er schlieÃlich.
»Kommt darauf an.«
»Worauf kommt es an?«
»Ob es für die Aufklärung eines Verbrechens wichtig ist oder nicht.«
»Es geht um diese ⦠Geschichte am Samstag?«
»Ich suche Sie schon eine ziemliche Weile als Zeugen.«
Er senkte den Blick, beobachtete seine wippenden Zehen und schwieg wieder.
»Warum haben Sie sich nicht bei uns gemeldet? Es ist Ihnen ja wohl nicht entgangen, dass da ein Auto in die Luft geflogen ist.«
Er stellte sein Glas auf ein letztes freies Plätzchen der Spüle und verschränkte die mächtigen Arme vor der feucht glänzenden Heldenbrust.
»Ist ein bisschen heikel, ehrlich gesagt. Ich fahre schon länger für âºPer Radâ¹, das stimmt schon. Der Job ist cool, man ist an der frischen Luft, kann trainieren und kriegt auch noch dafür bezahlt.«
»Am Samstag sind Sie aber nicht für die Firma gefahren?«
»Es scheiÃt mich schon länger an, dass Schupp, dem gehört der Laden, den gröÃten Teil von der Kohle absahnt, die wir Kuriere mit unseren Knochen verdienen. Das ist Kapitalismus pur, und wenn er noch so alternativ tut. Die meiste Zeit ist der Mistkerl auf unsere Kosten surfen, während wir für ihn die Sklaven machen. Und da sind wir, also Angie und ich, irgendwann sind wir auf die Idee gekommen â¦Â«
»Angie?«
»Eines der zwei Mädels, die im Büro sitzen und die Touren managen. Sie wohnt auch hier. Wir sind, na ja, zusammen.«
»Und was war das nun für eine Idee?«
»Wir haben ein paar von den besten Kunden unter der Hand angeboten, auf eigene Rechnung für sie zu fahren. Zu einem günstigeren Preis, logisch. So fahre ich manche Touren für Schupp, andere für mich selbst und für Angie. Sie nimmt die Aufträge an, schreibt sie aber nicht auf, sondern gibt sie mir nur über den Funk. Ich kassiere bar, und wir teilen uns die Kohle.«
»Und deshalb hatten Sie Hemmungen, mit uns in Kontakt zu treten?«
»Anna Rosinchen hat mich gleich angerufen, nachdem sie mit Ihnen gesprochen hat. Die weiÃ, was läuft, hält aber dicht.« Zum ersten Mal sah er mir offen ins Gesicht. »Es kann mich meinen Job kosten, wenn das rauskommt. Und Angie auch. Und so was finden Sie nicht so leicht wieder.«
Eine Tür ging, tappende Schritte, eine kastanienbraune, ebenfalls gut gebaute Frau erschien. Auch sie trug nur einen Tanga. Angie schmiegte sich zärtlich an die Brust ihres Helden und musterte mich neugierig aus den Augenwinkeln. Im Gegensatz zu ihrem Ben hatte sie sperrige Locken auf dem Kopf und üppige Haare im Schambereich, die der knappe Slip kaum zu bändigen vermochte. AuÃerdem hatte sie groÃe, wohlgeformte Brüste mit dunklen Warzenhöfen.
Sicherheitshalber konzentrierte ich mich auf den Boiler über der Spüle. Das Gerät stammte aus den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts, war von Siemens hergestellt und rettungslos verkalkt.
»Niemand braucht irgendwas von Ihren Nebengeschäften zu erfahren«, erklärte ich dem Boiler. »Falls ich Sie als Zeugen benötige, dann sagen wir einfach, Sie wären privat dort gewesen.«
Riedel entspannte sich. Die Frau streichelte zärtlich seinen Sixpack-Bauch. Längst war mir klar, dass Riedel vorhin keineswegs aus der Dusche gekommen war.
»Ich kann Ihnen nichts sagen.« Er quetschte seine Angie an sich und entzog dadurch ihre Brüste meinen Blicken. Sie schnurrte. »Ich hab da mein Päckchen abgeliefert, und wie ich wieder aufs Bike steige, da machtâs auf der anderen StraÃenseite bamm, und diese Zuhälterkarre fliegt in die Luft.«
»Wen haben Sie gesehen?«
»Sie meinen, Menschen?«
»Wir vermuten, dass derjenige, der die Bombe gezündet hat, in der Nähe war.«
Ben Riedel sah aus dem Fenster und überlegte. »Da ist so ein Typ gewesen, ungefähr zwanzig, dreiÃig Meter weiter, auf der anderen StraÃenseite. So ein schmaler, dunkler.«
Roman Siderov.
»Dann die Frau. So âne kleine Blonde, ganz knusprig.« Angie knurrte ein bisschen. »Die hat irgendwas gemacht, an ânem Fluppenautomat. Die ist so dermaÃen erschrocken, dass sie mich
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