Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
Vom Netzwerk:
war bloß los mit ihr?
    Seine Stimme war tief und weich. Lag es vielleicht an dieser Stimme, dass sie hier wie festgenagelt stand? Aber schon bevor er etwas gesagt hatte, hatte sie sich nicht rühren können.
    Sie antwortete nicht. Sie starrte ihn nur an, und er starrte zurück.
    “Ich habe nach Ihnen gesucht”, sagte er.
    Er hat nach mir gesucht? Lächerlich!
Sie hatte ihn noch nie gesehen. Oder vielleicht doch? In diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie ihn tatsächlich schon einmal gesehen hatte; sie hatte nur keine Ahnung, wo und wann.
    Zu ihrer Verblüffung schaffte sie es, etwas zu sagen. “Ich kenne Sie nicht.” Wenn sie sich wirklich Mühe gab, dachte sie, könnte sie vielleicht weitergehen.
    “Aber
ich
kenne
Sie
. Und bald werden Sie sich auch an mich erinnern.”
    Das, dachte sie, war wirklich der blödeste Anmachspruch, den sie je gehört hatte.
    “Entschuldigung, ich muss weiter”, murmelte sie und hob einen Arm.
    Sie konnte sich bewegen!
    Aber als sie den ersten Schritt zustande brachte, stand er plötzlich unmittelbar vor ihr, obwohl sie keine Bewegung wahrgenommen hatte.
Als wäre er hierher geschwebt.
    Sie blickte ihm in die Augen. Sie waren golden. Nein, sie waren dunkel. Nein, in ihnen schien eine Art Feuer zu glühen.
    Das musste es sein. Sie hatte den Verstand verloren.
    “Diesmal”, sagte er sanft, “bin ich im Vorteil. Ich werde Sie nicht wieder verlieren.”
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Sie wollte widersprechen, wollte sagen, er könne gar nicht verlieren, was er nie gehabt habe.
    Aber das Feuer in seinen Augen leuchtete so hell.
    Das Kreuz, dachte sie. Das silberne Kreuz. Wenn sie es herausziehen könnte.
    Nein, das würde ja bedeuten, dass sie an Vampire glaubte, und der Gedanke war einfach zu lächerlich.
    Außerdem konnte sie ihre Arme plötzlich nicht mehr bewegen. Das Feuer in seinen Augen hielt sie fest. Mit aller Willenskraft befahl sie ihrer Hand, sich zu bewegen, flehte ihren Körper an, zu funktionieren.
    Ihre Finger fanden das Kreuz und zogen es aus ihrer Bluse.
    Ein wütender Blitz schien durch seine Augen zu rasen.
    Er riss den Mund auf.
    Seine Zähne waren nicht gelb; sie waren auch nicht abscheulich, übel riechend und tropfend von Blut.
    Das waren überhaupt keine normalen Zähne.
    Es waren Reißzähne.
    Sie zwang sich zurückzuweichen. Denn jetzt kam er direkt auf sie zu, in Rage versetzt durch den Anblick des Kreuzes. Er griff nach ihr, es schien, als hätte er große Schmerzen, wäre aber entschlossen, diese Schmerzen zu ertragen. Er wollte ihr das Kreuz vom Hals reißen.
    Und plötzlich war Mark da.
    Sie hatte keine Ahnung, wo er herkam; plötzlich war er einfach da.
    Sie spürte seine Hände an den Schultern, spürte, wie er sie beiseiteschob. In der Hand hatte er ausgerechnet eine Wasserpistole.
    Eine Wasserpistole, ein Kinderspielzeug.
    Er hob das Ding und schoss damit auf den Angreifer.
    Dampf stieg auf, ein Zischen war zu hören, begleitet von wütendem Gebrüll.
    Der Mann mit den brennenden Augen schien in Dunkelheit und Schatten zu verschwinden, obwohl seine Stimme noch zu hören war.
    Und plötzlich, mitten auf der Straße, so nahe an der Bourbon Street und doch so weit davon entfernt, tauchten Mengen von Schatten auf, wie lebende Pfützen aus Dunkelheit.
    Sie nahmen Gestalt an.
    Mark warf ihr etwas zu.
    Noch eine Wasserpistole.
    Noch immer unter Schock, starrte sie ihn an, aber irgendwie fing sie reflexhaft das Spielzeug auf.
    “Lass dir das Kreuz nicht abnehmen. Na los, schieß schon”, befahl Mark.
    Schießen?
    Mit einer Wasserpistole?
    Sie waren jetzt umringt. Es waren so viele von ihnen. Menschen. Eben waren es noch Schatten gewesen, aber jetzt waren es Menschen.
    Ein Mädchen in einem kurzen Rock mit einer Betty-Page-Frisur und niedlichen Sommersprossen. Ein Typ um die zwanzig in einem Grateful-Dead-T-Shirt. Ein Mann, der wie ein Möchtegern-James-Bond aussah. Eine Frau, die aufs Haar der Mutti aus
Familienbande
glich.
    Jemand hätte sich beinahe auf Mark gestürzt. Er sprang los, verpasste dem Angreifer einen Tritt, auf den ein Jackie Chan stolz gewesen wäre. Der Angreifer flog zurück und prallte mit voller Wucht gegen eine Mauer, rappelte sich aber sofort wieder auf und ging erneut auf Mark los.
    Mark wirbelte herum, und eine Sekunde lang glaubte sie, er würde mit der Wasserpistole auf sie zielen, aber dem war nicht so. Unmittelbar hinter sich hörte sie einen Aufschrei, dann dieses entsetzliche Zischen. Sie drehte sich um.

Weitere Kostenlose Bücher