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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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in die Gilde der Steinmetze und Bildhauer übergewechselt war.
    Woher sollte ich den Fiorino nehmen, um meinen Namen unter den aller anderen Künstler zu setzen? Um Florenz mitzuteilen, dass ich nun gekommen war!

    In dieser Nacht schlief ich auf der harten Marmorbank des Palazzo Medici. Zuerst lag ich wach und dachte an mein Bett in meinem Haus in Urbino. Ein weiches, breites Bett! Und nach dem Aufwachen – ein ausgiebiges Frühstück! Dann ein Besuch im Palazzo Ducale, ein Ausritt mit Francesco, eine gemeinsame Fechtstunde im Cortile …
    Es war ein verlockender Gedanke, im Morgengrauen nach Urbino zurückzureiten! Doch: Ich konnte nicht zurückkehren – ich wollte es nicht! Ich hatte mein weiches Nest verlassen, um fliegen zu lernen. Und ich würde erst nach Urbino zurückkehren, wenn ich sämtliche Pirouetten des Fluges im Aufwind des Ehrgeizes beherrschte! Nicht früher!
    Der Nachtwächter, der mich erst von der Marmorbank fortschicken wollte, blieb schließlich die halbe Nacht neben mir sitzen. Im Schein der Fackeln des Palazzo Medici skizzierte ich ihn. Er freute sich sehr, als ich ihm die Kohlezeichnung schenkte, die er sich von seinem Lohn mit Sicherheit nicht leisten konnte. Er wachte über mich.
    Der Gedanke an Felice, die auf ihrem Lager in einer Klosterzelle von Santa Croce lag, hielt mich von meinem Abendgebet ab. Ob sie wie ich schlaflos die Laken zerwühlte? Sie würde in der Morgendämmerung nach Rom aufbrechen, um Gian Giordano Orsini zu heiraten. Tränen flossen aus meinen Augen auf die zusammengerollte Jacke unter meinem Kopf, Tränen der Enttäuschung, der Wut. Tränen der Ohnmacht.
    Als ich mich beim ersten verschlafenen Vogelgezwitscher von der Marmorbank erhob, war der Nachtwächter verschwunden. Einen Kanten Brot und ein Stück harten Pecorino hatte er zurückgelassen. Meinen Hunger konnten sie nicht stillen.
    Im ersten Morgenlicht ging ich hinunter zum Lungarno. Ich hockte mich auf die hohe Mauer, um den Fischern zuzusehen, die ihre Netze aus dem Arno zogen. Wie gerne hätte ich sie gezeichnet! Aber ich hatte kein Papier.
    Nach der Siesta ging ich zum Palazzo della Signoria und fragte nach dem Gonfaloniere, aber ich wurde abgewiesen. Er habe heute keine Zeit für mich. Ich sollte am nächsten Tag wiederkommen.
    Morgen! Vielleicht!
    Ziellos irrte ich durch die Straßen von Florenz.
    Die prächtigen Fassaden der Palazzi und Kirchen: Was waren sie mehr als goldene Käfige? Ich war frei! Ich atmete die verführerischen Düfte von gebratenem Kapaun und gerösteten Mandeln ein, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Was waren sie mehr als ein sinnloser und damit verzichtbarer Genuss? Das wirkliche Glück entstand nicht aus sinnlicher Schwelgerei! Ich lauschte den Klängen von Lauten und Violas, ohne sie zu hören. Sie waren nicht die Posaunen von Jericho, die die Mauern der Stadt zum Einsturz brachten! Trotzig ignorierte ich alles um mich herum. Doch was nützte mir die Illusion meiner Freiheit, mein Hunger, meine Verzweiflung?
    Mein Bett auf der Marmorbank des Palazzo Medici war nicht hart genug, um mich diesen Gedanken zu Ende denken zu lassen.

    Aus der Trattoria gegenüber dem Palazzo Medici duftete es nach Bistecca alla Fiorentina vom Holzkohlenfeuer, nach Pollo alla Diavola und anderen Köstlichkeiten. Der Wirt hatte zur Siesta die Tische und Bänke nach draußen auf die Via Larga gestellt. Fast alle Sitze waren von Kaufleuten und Bankherren besetzt, die bei einem Becher Chianti ihre Geschäfte besprachen.
    Auf den Treppenstufen neben der Trattoria begann ich, einige der Passanten zu skizzieren. Das Papier hatte ich dem Schreiber eines Notars abgeschwatzt. Ich zeichnete eine Bäuerin, die mit einem Gemüsekorb voller Gurken und Erbsen die Via Larga herunterkam, einen Studiosus in schwarzem Samt, einen Kaufmann in flämischer Tracht.
    Ein Gast der Trattoria hatte mich beobachtet. Er kam mit einem Becher Wein zu mir herüber und setzte sich neben mich auf die Treppenstufen. Dass seine schwarze, elegante Samtkleidung durch den Staub beschmutzt werden könnte, schien ihn nicht zu kümmern. Selbst als er neben mir auf den Stufen saß, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt, die Hand mit dem Becher auf dem Knie balancierend, sich mit dem Ellbogen auf den Stufen abstützend, war er ein Nobile, von der perlenbestickten Samtkappe und den schulterlangen schwarzen Haaren bis zu den Lederstiefeln. Sechs goldene Ringe mit Saphiren und Rubinen zierten seine Finger.
    Eine Weile sah er schweigend zu, wie

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