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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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am anderen, um nicht mehr allein zu sein? Geborgenheit, Vertrautheit, Zärtlichkeit. Verliebtheit.
    In nur einer Nacht hatte ich Felice gefunden und wieder verloren. Mit ihr war Sinn in mein Leben gekommen. Wie eine gewaltige Woge hatte er alles weggespült, was mein Leben ausgemacht hatte. Was zurückblieb, war die Sehnsucht, das unstillbare, brennende Verlangen nach einem Wiedersehen. Ich war verzweifelt. Mir blieben weder Glaube, Hoffnung noch Liebe, keines dieser drei. Nur die Erinnerung an sie.
    ›Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand‹, hatte Paulus gesagt. War er jemals verliebt gewesen?
    Liebe ist nur ein Wort!, dachte ich enttäuscht. Und doch: Dieses Wort stand am Anfang von allem …

Kapitel 2
Aus dem Stein befreit
    A llein irrte ich durch die Straßen. Was sollte ich nun anfangen? Meine Gedanken waren bei ihr. Ich war in Florenz, dem Ziel meiner Träume, angekommen, und doch schien mir alles so sinnlos.
    Die Sonne hing in einem farblosen Himmel. Der ockerfarbene Stein der Palazzi ertrank in schwarzen Schatten, die an den Hauswänden emporkrochen. Die labyrinthischen Straßen schienen nirgendwohin zu führen.
    Was sollte ich nun anfangen? Ohne Gepäck? Ohne meine Pinsel und Farben? Ohne einen Fiorino in der Tasche? Das einzig Wertvolle, das ich besaß, waren meine Hände. Meine Zukunft in Florenz schien beendet, bevor sie begonnen hatte.
    Wohin sollte ich mich wenden? Zur Zeit von Lorenzo il Magnifico wäre ein junger, ehrgeiziger Künstler in die Via Larga zum Palazzo Medici geschickt worden, wo er ein Bett und eine warme Mahlzeit bekommen hätte. Und vielleicht einen Auftrag für ein Porträt, eine Skulptur, eine Goldschmiedearbeit. Aber die Medici waren vor zehn Jahren aus Florenz vertrieben worden. Der großartige Palazzo stand seit der Plünderung durch die florentinische Bevölkerung leer. Das Tor war verschlossen.
    Langsam schlenderte ich die Via Larga hinab, an der sich die Palazzi aufreihten wie von einem Architekten mit dem Ellenmaß ausgerichtet. Florenz war eine riesige Baustelle: Aus jeder Straße erklang das unermüdliche Hämmern der Steinmetze und Handwerker. Auf jeder Piazzetta eröffneten sich neue Perspektiven aus Licht und Schatten.
    Nur nicht für mich.
    Am Dom vorbei ging ich in Richtung Piazza della Signoria. In der Via dei Speziali, der Straße der Apotheker und Farbenhändler, betrachtete ich die Auslagen: gemahlene umbrische und toskanische Farben.
    Ich blieb stehen und atmete mit geschlossenen Augen die Düfte von Himmel und Erde ein. Den schweren, erdigen Geruch von roter Terra di Siena, das Aroma von Pflanzengrün, das an den Geschmack grüner Oliven aus den Gärten von Perugia erinnerte, und von Indigo, der Farbe des Himmels über Urbino. Ich griff mit beiden Händen in einen Leinensack mit gemahlenem Himmelsblau und ließ die Farbpigmente wie Sand durch meine Finger rinnen. Das war ein Gefühl wie Seide auf meiner Haut! Wie gerne wollte ich malen – und doch hatte ich kein Geld, auch nur eine dieser leuchtenden Farben, aus denen meine Träume bestanden, zu kaufen!
    Die verführerischen Düfte der Garküchen vom nahen Mercato Vecchio trieben mich weiter. Auf dem Markt drängten sich die Stände der Obsthändler und Gemüsebauern. Ein Händler hatte seinen Karren mit Käfigen voller Tauben beladen. Jeder der Vögel saß in seinem eigenen Käfig. Jeder von ihnen wollte seine Flügel ausbreiten – so wie ich …
    Der Duft von frisch gebackenem Brot raubte mir fast den Verstand: Ich war hungrig und floh die Via Calimala hinab zur Piazza della Signoria.
    Wie viele junge Künstler hatte der Marzocco, Donatellos steinerner Löwe, schon gesehen, die hoffnungsvoll die Treppe zum Portal der Signoria hinaufstiegen und desillusioniert wieder herunterkamen? Ich trat durch das Portal in den Innenhof des Palazzo.
    Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich nicht aufgeregt war. Es war Monate her, dass ich Herzog Guido um einen Auftrag gebeten hatte. Da ich durch meinen Vater, den Hofmaler, und meine Freundschaft zu Francesco zur Familie gehörte, erhielt ich regelmäßig Bestellungen für Bilder. Vor dem Porträt der Herzogin Elisabetta hatte ich ein Bild des Heiligen Georg mit dem Drachen gemalt, eine Allegorie des Sieges über Cesare Borgia, der Urbino 1502 erobert und Herzog Guido ins monatelange Exil vertrieben hatte. Der ›Drache‹ war nun der Gefangene des Papstes.
    Ich stieg die breite Treppe zum Piano Nobile, dem ersten Stockwerk, hinauf und

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