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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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aufhalten.«
    Besorgt trat ich neben ihn. »Welche Ratten, Niccolò?«
    Er schwieg, als hätte er mir schon zu viel verraten, doch dann besann er sich. »Es ist Taddeo … Schon einmal hat er versucht, nach den Sternen zu greifen. Er hat Gian Giordano Orsini benutzt, um die Macht zu ergreifen. Orsini sollte den Papst und den Herzog von Urbino ermorden. Das Attentat misslang, Julius überlebte. Die Namen der Verschwörer sind nie bekannt geworden, weiß der Himmel warum.«
    Ich wusste warum.
    Meine Knie zitterten. Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken.
    Taddeo! Es war also noch nicht vorbei?
    Niccolò sah mich an. Sein messerscharfer Blick drang nicht bis unter die Oberfläche meiner Gedanken – er blieb an meinem Gesicht hängen, an meinen zitternden Händen.
    »Du bist bestürzt, Raffaello. Und zu Recht«, gestand er mir zu. »Mit Gian Giordano Orsini als Steuermann hat Taddeo Schiffbruch erlitten. Das hält einen Mann wie ihn, den man nicht ohne Grund den Principe nennt, nicht ab, es erneut zu versuchen. Er ändert die Spielregeln auf dem Spielbrett der Macht, tauscht ein paar Figuren aus und beginnt ein neues Spiel.«
    »Du meinst … Taddeo hat Cesare Borgia befreit?«, fragte ich entsetzt über die Ungeheuerlichkeit. Doch hatte Herzog Guido dem Papst gegenüber nicht eine ähnliche Vermutung geäußert? ›Jemand, der sich zutraut, Cesare Borgia für seine eigenen Pläne einzusetzen‹, das waren seine Worte gewesen …
    »Taddeos Imperium reicht von Spanien im Westen bis zu den Gewürzinseln im Osten«, sagte Niccolò mit einer weiten Geste, die die Welt umspannte. »Er handelt mit allem, was Gewinn verspricht: Silber, Kupfer, Seide, Gewürze. Taddeo will herrschen wie Jakob Fugger in Augsburg, den Maximilian von Habsburg um Geld anbetteln muss. Er will in den Ablasshandel einsteigen und mit der Angst der Gläubigen Geld verdienen. Aber Agostino Chigi, der Bankier des Papstes, hat den Handel mit den Ablässen in Rom unter Kontrolle.«
    Ich erinnerte mich, dass Taddeo sich vor Monaten mit Agostino Chigi angelegt hatte. Der Sieneser hatte in Florenz eine Filiale seiner Bank eröffnen wollen, doch Taddeo hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht – seither führten die beiden Unternehmen Krieg. Taddeo war oft wochenlang auf Reisen, um sein Finanzimperium auszuweiten. Er knüpfte neue Geschäftsbeziehungen mit den Fuggern in Augsburg, mit Maximilian in Innsbruck, mit Charles d’Amboise in Mailand, und reiste nach Venedig, Siena und Urbino …
    »Taddeo hat Cesare Borgia befreit, damit er den Papst stürzen kann«, fuhr Niccolò fort. »Wenn Julius stürzt, fällt Agostino Chigi mit ihm. Nach dem Konklave werden die Karten neu gemischt: Es wird neue Kardinäle geben, einen neuen Papst – und der wird Geld brauchen – viel Geld!
    Und auch Cesare Borgia, der Krieg führen müsste, um an die Macht zu kommen, wäre von Taddeo abhängig gewesen – wie der Möchtegern-Kaiser Maximilian von Jakob Fugger. Es war alles geplant – bis ins letzte Detail.«
    »Ein Detail scheint Taddeo entgangen zu sein: Cesares Tod! Ohne einen starken Fürsten wird sein Plan nicht aufgehen, Niccolò! Er braucht einen mächtigen Herzog als Gegner des neuen Papstes.«
    »Er wird einen finden! Sie sind alle gleich: selbstherrlich, machtgierig und ohne Skrupel. Die Orsini, d’Este, Gonzaga und della Rovere sind aus demselben harten Holz geschnitzt wie er …«
    Niccolò war dankbar, dass ich seinen Principe aus den Flammen gerettet hatte. Er versprach mir, die verbrannten Kapitel neu zu schreiben. Aber dieses Mal nicht als Gebrauchsanleitung, wie man durch Verrat und Grausamkeit Fürst wird, sondern als Warnung für alle, die sich auf dieses Spiel um die Macht einlassen wollen.
    Die halbe Nacht diskutierten wir, was wir tun konnten: den Papst und Agostino Chigi warnen – doch wovor? Sollten wir Angelo Doni ins Vertrauen ziehen? Angelo, früher einer der fanatischsten Anhänger von Fra Savonarola, sympathisierte seit Giovanni de’ Medicis Aufenthalt in Florenz vor einigen Monaten wieder mit den Medici. Er hatte Taddeo die Geschäftsanteile seines Unternehmens ausbezahlt und unterhielt nun freundschaftliche Verbindungen mit den Fugger-Filialen in Venedig und Rom. Weder der Gonfaloniere Piero Soderini noch Gian Giordano Orsini konnten uns helfen, Taddeo aufzuhalten.
    Uns waren die Hände gebunden. Wir konnten nur hilflos zusehen, wie Papst Julius Anfang März 1507 aus Bologna nach Rom zurückkehrte – und wie Taddeo den Sturm

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