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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Kerzen. »Wir waren heute Nachmittag bereits beim Du angekommen.«
    »Wie Ihr wünscht, Signore.«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete mich wie einen Esel, den er zu kaufen gedachte. »Wie du es wünschst, Taddeo«, korrigierte er mich spielerisch. »Lass uns zur Sache kommen. Ich will dir etwas zeigen!« Er sprang auf. »Komm mit!«
    Durch die Gänge und Loggien des Palazzo folgte ich ihm eine Treppe hinauf ins zweite Stockwerk, in ein Schlafzimmer mit einem kleinen Schreibtisch, zwei Kerzenständern aus Messing und einem Lesepult aus geschnitztem Walnussholz auf einem orientalischen Teppich. Die Wände waren mit blauen Seidentapeten geschmückt. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein offener Kamin, der den Raum im Winter heizen konnte. Das Bett war so breit wie die Gasse vor dem Haus meines Vaters in Urbino. Unter dem Betthimmel aus Goldbrokat schimmerten Kissen aus weißer Seide. Die Laken waren aufgeschlagen.
    Taddeo stand direkt hinter mir. Also wollte er mich doch verführen?
    »Gefällt es dir?«, fragte er. »Dort in der Ecke steht ein Badezuber. Die Diener können innerhalb von wenigen Minuten heißes Wasser heraufbringen. Falls du vor dem Schlafen baden willst.«
    Ich stand wie erstarrt. Schüttelte den Kopf. Dachte an Flucht. »Das ist …«, begann ich, als ich mich zur Tür umdrehte.
    »… dein Zimmer«, ergänzte Taddeo.
    Verblüfft blieb ich stehen. »Mein Zimmer?«
    »Dein Schlafzimmer, natürlich. Malen wirst du im Piano Nobile, im ersten Stock. Dort gibt es einen hellen Raum mit Blick auf den Garten.«
    »Und ich dachte … ich dachte …«
    »Dass ich mit dir schlafen will?«, lachte er amüsiert. »Das würde ich gerne, Raffaello, denn du hast einen begehrenswerten Körper und ein schönes Gesicht. Wenn ich deine Augen und deine Hände betrachte, habe ich den Wunsch, dich zu küssen. Aber da ist noch etwas anderes, eine Vollkommenheit, die sich in deinem Gesicht spiegelt, die ich zerstören würde, wenn ich meinen Wünschen nachgäbe. Also lasse ich dich heute Nacht in Ruhe.« Mit der Hand fuhr er zärtlich über mein Gesicht. »Buona notte, mio caro!«

    Als ich, vom Gurren der Tauben auf dem Fenstersims geweckt, zum Frühstück erschien, saß ein Mann am Tisch und ließ sich von einem Diener die neuesten Gerüchte aus den nächtlichen Straßen von Florenz erzählen. Wer heute Nacht maskiert unterwegs gewesen war. Und zu wem. Wer sich in den frühen Morgenstunden mit wem duelliert hatte. Wer ermordet aus dem Arno gefischt worden war.
    Er hatte seine langen, goldblonden Haare mit einem seidenen Band zusammengebunden, das dieselbe Farbe hatte wie die schimmernde Perle an seinem Ohr. Seine Augen hatten den Farbton von schmelzendem Eis. »Du musst Raffaello sein«, sagte er anstelle eines ›Buon giorno‹.
    Sein Blick blieb an der kostbaren Kleidung hängen, die mir Taddeos Diener gebracht hatten und die vermutlich aus einer seiner Kleidertruhen stammte. Einen weiten Faltenmantel aus schimmerndem schwarzem Atlas mit geschlitzten Ärmeln und Zobelbesatz, ein gefälteltes Hemd, zweifarbige Strümpfe. Ich war gekleidet, als wäre ich zu einem festlichen Bankett in den Palazzo Ducale von Urbino geladen.
    Mein höfliches Lächeln sollte ihn entwaffnen: »Taddeo war so großzügig, mich heute Nacht in seinem Haus schlafen zu lassen.«
    Ohne auf ein Zeichen von ihm zu warten, nahm ich am Tisch Platz. Ein Diener trat hinter mich und rückte meinen Stuhl zurecht.
    Der Mann ließ mich nicht aus den Augen. »In seinem Bett?«
    »Das Bett, in dem ich die Nacht verbrachte, gehört Taddeo. Wie alles hier im Palazzo. In seinem Bett also«, entgegnete ich ruhig.
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die silbernen Teller und die Gläser klapperten. »Hat Taddeo mit dir geschlafen?«
    »Ihr habt euch schon kennen gelernt, wie ich sehe.« Taddeo war in der Tür stehen geblieben. Der Mann fuhr herum und beobachtete, wie Taddeo an mir vorbeiging und mir spielerisch die Hand auf die Schulter legte, als er mir einen guten Morgen wünschte. Dann trat er neben ihn und küsste ihn auf den Mund. » Buon giorno, Baccio.«
    Taddeo nahm mir gegenüber Platz. Ein Diener schenkte sein Glas mit Wein voll. »Baccio, sei bitte höflich zu unserem Gast, Raffaello Santi aus Urbino, einem Schüler von Pietro Perugino. Er wird für einige Monate bei uns wohnen.«
    Einige Monate? Ich hatte auf ein oder zwei Nächte gehofft, bis ich eine Bottega gefunden hatte, in der ich …
    »Raffaello, das ist

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