Der Fürst der Maler
unter die Seide. »Beim größten aller Maestros!« Sie küsste mich, um keinen Zweifel offen zu lassen, wen sie meinte.
Ich lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett und genoss jede Bewegung ihrer Finger. »Bei Michelangelo?«, provozierte ich sie. »Vielleicht bringt er es dir bei. Ich glaube, dass er sich in dich verliebt hat.«
Ich dachte an Michelangelos Gesicht, als Eleonora sich von ihm mit einem Kuss verabschiedet hatte.
Die Deckenfresken der Sixtina waren an diesem Tag zum ersten Mal in ihrer vollen Farbenpracht gezeigt worden. Während der vergangenen Tage hatte Michelangelo das Gerüst abbauen lassen, um die zweite Hälfte der Decke zu freskieren. Julius hatte Michelangelo gebeten, mit dem Aufbau auf der Altarseite ein paar Tage zu warten, weil er Rom und der Welt die großartigen Fresken zeigen wollte. Die Ersten, die die Sixtina an diesem Morgen betreten hatten, waren der Papst und seine Kardinäle gewesen. Warum zeigte Julius ihnen gerade jetzt die Fresken, so kurz nach seiner Genesung? In der Sixtina hätte nach seinem Tod das Konklave stattgefunden. Und nun wurden Michelangelos Fresken zum Triumph seiner Wiederauferstehung von den Toten.
Eleonora und ich waren erst am Abend gekommen, als die Schweizer Gardisten die Römer, die sich an den leuchtenden Farben nicht satt sehen konnten, wie eine Herde Schafe aus der Sixtina getrieben hatten. Wir waren allein gewesen – mit Michelangelo, der Eleonora mit einer Engelsgeduld seine Fresken erläutert hatte. Er erhitzte sich an ihrer Bewunderung für die Erschaffung des Menschen, redete wie im Fieber und geriet fast außer sich, als sie ihn zum Abschied auf die Wange küsste.
»Nicht bei Michelangelo«, flüsterte Eleonora in mein Ohr. »Bei dir will ich malen lernen, Maestro! Ich will dich malen, so sinnlich wie Michelangelo dich gemalt hat.«
Die Idee, von Eleonora gemalt zu werden, brachte mich zum Lachen: »Mit welchen Farben?«
»Mit meinen eigenen.«
»Ich nehme keinen Garzone mehr in die Lehre, Eleonora. Ich beschäftige nur talentierte Maestros …«, scherzte ich.
»Dann muss ich dir wohl beweisen, dass ich Haltung, Perspektive und die Auswahl der richtigen Farben beherrsche? Ich habe Leonardos Trattato della Pittura gelesen, das ich in deiner Bibliothek gefunden habe.«
Sie zog mir das Hemd über den Kopf und fuhr fort, Leonardos Traktat zu zitieren: »Kapitel Eins: Die Anatomie des Menschen. Es ist notwendig, dass der Maler, um ein guter Darsteller der Gliedmaßen in den Stellungen und Gesten bei nackten Körpern zu sein, die Anatomie der Sehnen, Knochen, Muskeln und Fasern kennt.« Ihre Hand fuhr meine Beine entlang und blieb zwischen meinen Schenkeln liegen, als sie meinen Bauch küsste. »O Künstler«, fuhr sie fort, »mit welchen Worten würdest du diesen Körper mit derselben Vollkommenheit beschreiben, wie es deine Zeichnung tut?«
Ich räkelte mich wohlig in den Kissen. »Ich glaube, Kapitel Eins können wir übergehen. Ich glaube dir, dass du es gelesen hast und die Anatomie und die Reaktionen des männlichen Körpers kennst … und beherrschst«, schnaufte ich, als ihre Hand zwischen meinen Schenkeln nicht innehielt, sondern sich an den Verschlüssen meiner Hose zu schaffen machte.
Sie lachte und zog mir die Hose aus, sodass ich nackt auf dem Bett lag.
»Kapitel Zwei: Die Haltung.« Sie setzte sich rittlings auf meine Schenkel. Ich war erregt und glitt in sie hinein.
»Ich glaube, dieses Kapitel können wir auch auslassen …«, seufzte ich.
»Kapitel Drei: Die Perspektive.« Sie öffnete die Verschlüsse ihres Mieders, um mir ihre herrlichen Paradiesäpfel zu zeigen.
Ich richtete mich auf und küsste ihre Brüste. Dann umfasste ich ihre Hüfte, um sie zu mir herunterzuziehen, aber sie wehrte sich.
»Nicht so schnell, Maestro! Erst das übernächste Kapitel handelt von der Bewegung. Erst spricht Leonardo ausführlich über die zu verwendenden Farben«, dozierte sie.
Ich ließ mich in die Kissen zurücksinken. » Wie ausführlich?«
»Du kennst Leonardo: Er ist ein Wissenschaftler! Er schreibt über alle Farben«, lächelte sie verschmitzt. »Mach die Augen zu!«, befahl sie mir.
Ich legte mich zurück und schloss die Lider.
Sie beugte sich über mich, und zog etwas zu sich heran. Das Tablett, das vorhin ein Diener brachte und auf dem Bett abstellte? Ich hatte gedacht, es wäre unser Abendessen …
Etwas Zartes, Leichtes netzte meine Lippen. Bevor ich den Mund öffnen konnte, um zu schmecken, was sie mir gab, hatte sie
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