Der Fürst der Skorpione
abgeschossen worden. Der Pilot ist tot. Das war die EF. Die kommen jetzt runter und checken uns ab. Nimm das hier.« Er gab ihr sein Messer. »Leg dich flach hin, so flach wie möglich. Ich will sie überraschen.«
Björn zog seine Mitrailleuse und legte den Sicherungshebel um. Die Maschine ihrer Verfolger, ein klassischer EF-Patrouillencopter mit zwei Mann Besatzung, landete ziemlich nah. Weil er um keinen Preis {las Überraschungsmoment aus der Hand geben wollte, zog sich Björn vom Seitenfenster zurück und lauschte. Die Schritte der beiden Soldaten waren in der windstillen Morgenhitze der Wüste deutlich zu hören. Sie erwarteten offenbar keinen Widerstand und sahen deshalb auch keine Notwendigkeit, leise zu sein. Als der Erste von ihnen durch den gesprungenen Kunststoffmantel der Kanzel den toten Piloten betrachtete, eröffnete Björn das Feuer. Der Soldat stürzte, Björn zog nach rechts, um auch den zweiten zu erwischen, das helle Pfeifen der Mitrailleuse stach in seine Ohren. Die Dinger hatten noch immer den Nachteil, dass sie so höllisch laut waren. Ein anderes Pfeifen antwortete von draußen, zum Glück war der zweite Soldat, den Björn nicht erwischt hatte, verwirrt, und glaubte von dem Piloten beschossen worden zu sein, das Cockpit wurde noch einmal von Schüssen durchsiebt. Dann Schritte. Der zweite Soldat lief weg und Björn wusste genau, wohin: Wenn er den Copter in die Luft bekam, war alles verloren, mit seiner Bordkanone konnte er den havarierten Gleiter, Björn und Tabea buchstäblich pulverisieren. Und selbst wenn er das nicht vorhatte: Er durfte auf keinen Fall entkommen, um seinen Kollegen von dem abgeschossenen Gleiter in der Wüste zu erzählen. Björn ließ sich aus dem Wrack herausgleiten. Bevor er über das Dach hinweglugte, gab er eine kurze Salve in Richtung Copter ab, erst dann spähte er hinüber: Richtig, der Soldat sprang gerade in den Copter hinein und schloss die Einstiegsluke hinter sich. Björn versuchte ihn noch zu erwischen, bevor er ganz drin war, aber er schaffte es nicht. Schlecht, denn der Copter war so gut gepanzert, dass eine normale Mitrailleuse nichts gegen ihn ausrichten konnte. Der Soldat ließ die Turbinen an. Björn erinnerte sich daran, dass zwei Punkte an einem EF-Copter dieses Typs verwundbar waren: die Bordkanone selbst, die in einem drehbaren Gestell an seinem Bauch befestigt war, und das Fahrwerk. Es hatte früher eine ganze Reihe von Witzen über Designfehler wie diesen gegeben. Björn opferte den Rest seines ersten Magazins, um das Fahrwerk anzugreifen. Die Mitrailleuse pfiff; einige Querschläger, die von dem Rumpf des Copters abprallten, heulten durch die Luft. Zuerst glaubte Björn, daneben geschossen zu haben, und klickte das zweite Magazin ein, da kippte der Copter zur Seite, die Turbinen gaben ein hässliches Geräusch von sich, etwas splitterte und krachte, danach wurde es kurz still. Jetzt geriet der Pilot in Panik. Die Bordkanone hatte überlebt, aber weil der Copter auf der Seite lag, ließ sie sich nicht mehr um 360 Grad drehen, und Björn, Tabea und der zerstörte Gleiter lagen jetzt im toten Winkel. Trotzdem begann der Pilot zu schießen. Björn konnte das Mündungsfeuer der Waffe sehen, konnte sehen, wie der Pilot sie in eine Richtung zu drehen versuchte, in die sie sich nicht drehen ließ, und dachte: Dich krieg ich. Der erste Soldat, den Björn erwischt hatte, lag nicht weit entfernt. Jeder EFler in Afrika hatte immer zwei bis vier Granaten bei sich, die geworfen oder wie Minen angewendet werden konnten, mit einer Zündverzögerung bis zu einer Stunde. Björn musste die blutbesudelte Uniform durchwühlen, um dem Toten zwei seiner Granaten abzunehmen. Sie sahen wie zu groß geratene Pistolengriffe mit absurden Tellerchen am oberen Ende aus: Das waren die Haftflächen, mit denen man die Granaten überall ankleben konnte. Björn überschlug die Zeit, die er brauchte, um zum Copter zu laufen, die Granaten zu platzieren, zurückzukehren und hinter dem Gleiterwrack wieder in Deckung zu gehen. Er stellte den Zünder auf zwanzig Sekunden, drückte die Pistolengriffe einmal, um sie zu entsichern, und lief los. Es war fast zu leicht. Der Pilot, der immer noch mit seinem sinnlosen Geballer beschäftigt war, konnte ihm nichts anhaben, ja, er konnte ihn nicht einmal sehen. Tap, tap, tap, lief er in einem Halbkreis auf das Heck des Copters zu, der wie ein gestrandeter Wal auf der Seite lag. Er tauchte unter den Bauch der Maschine. Er kam der eingeklemmten,
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