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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Seite an Seite jagten sie auf den Waldrand zu.
    „Wie weit ist es?“
    „Eine Viertelstunde, wenn wir uns beeilen“, sagte Grishan und wurde schneller.
    Laub stob unter ihren Füßen auf. Der Boden flog schier unter ihnen hinweg, und doch schien es Juvenal, als würden sie die Strecke in zäh fließender Langsamkeit zurücklegen.

    Ein Mal, so hatte sie Mica gestanden, wollte sie alles richtig machen. An der Überzeugung, dieses eine Mal den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, hielt Berenike standhaft fest. Obwohl so einiges dagegensprach. Nicht zuletzt der tiefe Keller, der die gesamte Fläche des Hauses einnahm. Anstelle von Wänden wurde die Decke von eckigen, breiten Säulen gestützt. Es war ein feuchtes, kaltes Versteck. Selbst ein Vampir in größter Not hätte hier höchstens einen Tag verbracht und sich im Anschluss etwas Besseres gesucht. Zwischen den Säulen waren Altäre aufgestellt. Kirchengüter aus Holz und Marmor, von Dashwood zu gotteslästerlichen Zwecken entwendet, denn sie waren mit Ketten versehen. In einer Schale war Blut getrocknet. Von einem sehr jungen Sterblichen. Dunkelheit füllte das Kellergeschoss, abgesehen von wenigen Kerzenstummeln am Fuß der Säulen, die im eigenen Wachs ertranken. Sie warfen flache Schatten auf eine Handvoll Sterbliche, die sich unter einem umgedrehten Kreuz zusammendrängten. Außer schmalen Lederriemen, die in ihr Fleisch schnitten, waren sie nackt und mussten vor Kurzem noch auf den Altären gelegen haben. Blutopfer für einen Vampir. Aus allen Ecken drang der Gestank von kranker Lust und Verzweiflung. Darunter mengte sich eine Prise Thymian und Rosmarin.
    Gemessenen Schrittes schlenderte Branwyn an den Säulen entlang. Sein Misstrauen hing gleich einer unguten Schwingung zwischen ihnen. Hatte sie zu schnell gesprochen oder zu wenig Nachdruck in ihre Worte gelegt? Bevor sie über die Schwelle seines Hortes getreten war, hatte sie sich allem gewappnet geglaubt. Ihre Robe aus dem Kleiderfundus, den Mica gestohlen hatte, besaß dasselbe kalte Eisblau wie Branwyns Augen. Die Seide unterstrich die Exotik ihres Äußeren und verlieh ihr dennoch dank des hochgeschlossenen Dekolletés ein würdiges Aussehen. Sie stellte eine Verlockung dar und hatte alle Register gezogen, um ihn zu überzeugen. Was also hatte sie übersehen? Abgesehen davon, dass die Theorie eines Planes stets einfacher war als die Ausführung. Ihr wollte nichts einfallen. Da jedes weitere Wort eine Wiederholung des bisher Gesagten wäre und seinen Argwohn schüren konnte, blieb sie stumm.
    Branwyn kam auf sie zu. Außer einem Ring von hellem Blau um seine Iriden hatten seine Augen jede Farbe verloren. Sein Blick legte Bahnen aus Frost über die Wände. Denselben Frost spürte Berenike in ihrem Inneren. Gelassen sah sie ihm entgegen.Was auch immer geschah, sie konnte nur gewinnen. Sie hatte schließlich bereits alles verloren.
    „Dein Bruder, sagst du, suchte dich auf und drohte damit, dich auszulöschen. Hernach verließ er dich mit der Warnung, dass er wiederkommen würde. Richtig?“
    „So ist es“, stimmte sie zu.
    „Wann soll das geschehen sein?“
    „Vor einer Woche.“
    „Hm.“
    Hinter der Heimtücke seines Lächelns lauerte Schlimmeres. Allmählich wurde ihr bewusst, was sie übersehen hatte. Ihr stockte kurz der Atem. Vier Jahre war Branwyn auf der Flucht vor der Asrai und trug einen unermesslichen Schatz bei sich. Vier Jahre, in denen er sich von der Hoffnung genährt hatte, seine Entbehrungen würden zu einem glorreichen Ergebnis führen. Es war eine lange Zeit für einen Vampir ohne sicheren Hort. Vielleicht zu lange, um bei Verstand zu bleiben. Er stand an der Grenze zum Wahnsinn, sofern er sie nicht schon übertreten hatte.
    Dicht in ihrem Rücken verhielt er den Schritt und wisperte in ihr Ohr. In seiner Stimme fehlte die bezaubernde Melodie, die ihnen in die Wiege gelegt war. „Du hast lange gebraucht, um zu mir zu finden, mein dunkles Täubchen.“
    Ohne mit der Wimper zu zucken, wandte sie sich um. „Ich brauchte Zeit, diesen Schritt zu überdenken.“
    Er berührte ihr offenes Haar. „Ist er denn zurückgekehrt, dein gewalttätiger Bruder?“
    „Nein. Offenbar sind ihm andere Dinge wichtiger als eine ungehorsame Schwester. Mica plant einen weiteren Verrat an unserem Volk, indem er gemeinsame Sache mit Juvenal de Garou macht. Was immer er bezweckt, wir müssen ihn aufhalten. Deswegen bin ich hier. Du hast mir deine Unterstützung angeboten. Jetzt komme ich darauf

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