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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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eine Gelegenheit, es wiedergutzumachen. Branwyn ist auf Nachkommen versessen. Mit einer reinblütigen Lamia, so denkt er, werden ihn alle akzeptieren und die Knie vor ihm beugen. Er will über das alte Volk herrschen wie ein König und stellte mir in Aussicht, seine Königin zu werden.“
    „Als würden sie jemals einen König dulden.“
    „Hör mir zu. Ich gehe zu ihm und gestehe reumütig, dass ich seinen Schutz benötige, weil du nach London gekommen bist und mich bedroht hast. Das wird er glauben, denn ich gestand einmal ein, wie gering die Liebe zwischen uns ist. Wenn er nach dir fragt, behaupte ich, dich nach unserer ersten Begegnung nicht mehr gesehen zu haben. Das wird ihn davon überzeugen, dass sein Anschlag auf dich von Erfolg gekrönt war. Ich frohlocke mit ihm über dein Erlöschen und jeder Argwohn an meiner Aufrichtigkeit ist vergessen. Er wird mir vertrauen.“
    Ihr Lächeln war absolut unangebracht. Aus schmalen Augen fixierte er sie. „Das alles ist unnötig, Nike, denn ich habe bereits einen Mann gefunden, der mir den Kristall besorgt. Francis Dashwood. Vor den Sterblichen wollte Branwyn den Kristall niemals schützen, denn sie wissen nichts darüber. Sie können die Silberplatte mit dem Feenzeichen berühren und anheben.“
    Sie fiel in die Kissen zurück. Offenbar war er nicht der Einzige, der zu hölzernen Baldachinen aufblickte, wenn ihm die Weisheiten ausgingen.
    „Du bist eher bereit, einem Sterblichen zu vertrauen als mir? Dashwood ist Branwyns getreuer Diener. Würde etwa Saint-Germain dich verraten, sobald ein anderer kommt?“
    „Zum einen bin ich nicht irgendein anderer“, gab er ungeduldig zurück. „Zum anderen ist Saint-Germain ein Mann von großen Talenten. Er spielt virtuos Geige und hat etliche Sonaten auf mich komponiert. Ich hatte niemals Grund, an seiner Loyalität zu zweifeln. Du könntest ebenso gut einen Hasenköttel mit einer Perle vergleichen.“
    „Gerade darum wird Dashwood mit der Wahrheit herausplatzen und Branwyn warnen. Was sollte ihn daran hindern? Wir müssen ihm zuvorkommen. Branwyn hat keine Ahnung, dass ich mich im Tageslicht frei bewegen kann. Sobald ich den Talisman habe, kann ich ungestört den Kristall an mich nehmen. Während er schläft.“
    „Nein.“
    „Dashwood hat dir doch gewiss gesagt, wo der Talisman zu finden ist. Mit diesem Wissen kann ich schon morgen früh den Sarkophag öffnen. Danach kehre ich zu ihm zurück, verwahre den Talisman an Ort und Stelle und wiege ihn in Sicherheit, bis du ihn vor der Abordnung entlarvst. Es ist ganz einfach.“
    Das glaubte sie nur. Nach ihrem Plan würde sie mehrere Nächte mit Branwyn verbringen, und der Vampir würde seine Zeit keineswegs mit Schlaf vergeuden. Allein die Vorstellung drehte ihm den Magen um. Dieser Vampir sollte seine Schwester niemals berühren. Er sollte sie nicht einmal ansehen!
    „Nein“, fauchte er gereizt.
    „Du bist mein Bruder. Weshalb lehnst du meine Hilfe ab? Ein Mal in meinem Dasein will ich etwas richtig machen. Gib mir diese Chance. Ich werde dich nicht enttäuschen.“
    Abrupt setzte er sich auf. Die ersten Sonnenstrahlen drückten sich durch die breiten Ritzen der geschlossenen Läden und schienen sein Blut durch Blei zu ersetzen. Ein selten sonniger Tag brach über London herein. Das Schlafgemach drehte sich. Seine Antwort verhehlte seine rasend schnell zunehmende Müdigkeit.
    „Nike, ich verbiete dir, dieses Haus zu verlassen. Dashwood wird seine Aufgabe erledigen, und sollte ich mich in ihm irren, ist es mein Problem. Ich will dich auf keinen verfluchten Fall in der Nähe von Branwyn wissen. Das ist ein Befehl deines Goldenen. Hast du verstanden?“
    Aus geweiteten Mandelaugen sah sie ihn an. Er drohte, umzukippen, als sie endlich nickte.
    „Ich will es hören“, verlangte er.
    „Ja, ich habe verstanden.“
    Das reichte nicht aus. Er wollte einen Schwur. Das Gewicht des Tageslichts drückte ihn zurück auf den Rücken. Ein weiches Kissen schmiegte sich an seinen Hinterkopf. Blei in seinem Blut. Blei auf seinen Lidern. Er bewegte die Lippen. „Schwöre mir, dass du hierbleibst.“ Sein Bemühen, sich wach zu halten, scheiterte an einem Streifen Licht, der in seine Augen fiel. Bevor Berenike ihren Schwur leistete, wurde er von Dunkelheit überwältigt.

    Der ausklingende Tag verlieh der Lichtung eine bläuliche Färbung. Während die Bäume dunkelblaue Schatten auf den Waldboden warfen, setzte die untergehende Sonne rote Flecken in die Baumwipfel. Juvenal legte

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