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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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erinnerte sie ihn. „Wie immer du es nennen magst, letztendlich ist es Liebe.“
    Verblüfft maß er sie ab. Offenbar unsicher, ob auch sie in den Spott ihres Bruders einstimmen wollte. Mit einem leisen Aufstöhnen zog er die Beine an und legte die Unterarme auf die Knie. Ein wenig wirkte er wahrhaftig wie ein von Lastern getriebener Teufel mit seinem zerzausten, schwarzen Haaren. Einige Strähnen waren in seine Augen gefallen.
    „Du bist bezaubernd, Nike, doch wäre das alles, würde es den Wolf in mir kaltlassen. Für Schönheit allein ist er auf Dauer nicht empfänglich. Darin empfinde ich wie du.“
    Sie runzelte verständnislos die Stirn. Sie war überaus empfänglich für sein Äußeres und vermutlich wäre sein Reiz weitaus geringer, wäre er weniger ansehnlich. Sie liebte seinen schlanken, großen Körper, die straffen Muskeln und seine scharf geschnittenen Züge. Aber dies zugeben, hieße wohl, eine neue Auseinandersetzung herauszufordern. Scheinbar hielt Juvenal sein Aussehen für eine nichtige Nebensache.
    „Richtig“, log sie ihm um des lieben Friedens willen ins Gesicht.
    „Es sind andere Kriterien, die die Wahl eines Werwolfes nach einer Gefährtin beeinflussen“, fuhr er fort. „Einst kämpften unsere Gefährtinnen an unserer Seite. Ein Alphawolf braucht eine Gefährtin, die fähig ist, seinen Hort in seiner Abwesenheit zu schützen. Sie muss stark genug sein, um ihre Kinder und ihren Besitz zu verteidigen, auch ohne ihn. Fehlt die Fähigkeit, einen Kampf auf Leben und Tod auszutragen, ist sie ungeeignet. Daher wählen wir sehr selten Menschenkinder. Selbst wenn wir sie durch unseren Biss zu Wölfinnen machen, bleibt ihre Stärke gering. Obwohl es natürlich auch unter ihnen ganz besondere Frauen gibt.“
    „Heißt das, du hast mich gewählt, weil ich zu einem Mord fähig bin?“
    Er lächelte sie schief an. „Die Seinen zu verteidigen ist etwas vollkommen anderes als ein Mord.“
    „Nun, ich nehme das als Kompliment“, sagte sie gelassen. Schließlich war es das. Seitdem sie denken konnte, war ihre Schönheit gerühmt und bewundert worden. Alles andere hatte sogar ihre Mutter einer Erwähnung nicht für wert befunden. Es war gut zu wissen, dass Juvenal mehr an ihr schätzte. Rührung wollte sie übermannen. „Um ehrlich zu sein, ist dies das schönste Kompliment, das ich jemals erhalten habe.“
    Er seufzte auf, lehnte den Hinterkopf an die Wand und schloss die Augen. „Mica besitzt die Leidenschaft eines toten Fischs, daher hat er keine Ahnung, worum es geht“, stellte er bissig fest.
    Mica, der alles mit angehört hatte, öffnete ein Auge. Türkisgrüne Blitze schossen durch den Spalt seines Lides. Ehe die Auseinandersetzung erneut anheben konnte, sprang Berenike auf und rollte die schwere Decke nach oben, sodass Tageslicht hereinfluten konnte. Kühle Luft wehte herein und milderte den bittersüßen Geruch der Kräuter.
    „Das ist zu hell! Ich will nicht einschlafen, während die Asrai uns auf den Fersen ist.“
    „Es hat aufgeklart. Wir haben sie weit hinter uns gelassen. Du kannst getrost schlafen, Mica.“
    Zumal dadurch jede weitere Diskussion ein Ende fand. Als sie sich umdrehte, war er bereits in Tiefschlaf gefallen. Er war so schnell übermannt worden, dass sein Arm über die Bettkante baumelte. Berenike übernahm es, seine Arme über der Brust zu kreuzen und musterte sein Gesicht. Im Schlaf schien es aus weißem Marmor gemeißelt. Starr und steif lag er in der Haltung einer Statue. Dennoch fehlte jede Ähnlichkeit mit einem toten Fisch. Er kannte Leidenschaften und wusste sie zu schüren.
    „Auch du solltest Schlaf nachholen, Juvenal.“
    Er sah ihr wortlos in die Augen, musste es nicht laut sagen. Nach Schlaf sehnte er sich weitaus weniger als nach ihr. Dennoch gab er nach, legte sich auf die Seite und schloss die Augen. Sie wandte sich ab. Zum einen würde sein Zittern nachlassen, wenn sie Distanz hielt, zum anderen brauchte noch jemand dringend eine Pause. Sie berührte Grishans Schulter.
    „Komm in den Wagen, Grishan. Ich setze mich zu Sancho.“
    Sie tauschten die Plätze. Kaum hatte Grishan sich in die Kissen gelegt, schlief er ein. Sie musterte die drei schlafenden Männer. Jeder von ihnen war ihrem Herzen nah. Auf unterschiedliche Weise, aber ohne jede Ausnahme wichtig. Mit Juvenal würde sie ein Leben teilen, und Mica war von ihrem Blut. Grishan würde mit ihnen nach Spanien gehen und die Stelle eines Sohnes einnehmen. Ihr Hader über all die Veränderungen in

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