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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Dabei lag auf der Hand, dass ein Alphawolf ein überaus aktives Leben führte und von starken Leidenschaften geleitet wurde. Nach einiger Überlegung setzte sie auf ein Kompliment.
    „Du bist ein sehr erfahrener Liebhaber, und das wärest du kaum geworden, wenn du leben würdest wie ein Mönch.“
    Irgendwie münzte er diese Antwort in eine Beleidigung um. Seine Augen wurden schmal.
    „Verstehe, du teilst das Urteil deines Bruders über meine überbordende Triebhaftigkeit.“
    Das hatte sie weder gesagt noch andeuten wollen. Immerhin wusste sie nun, wodurch Mica ihn gegen sich aufgebracht hatte. Ihr Bruder gluckste in sich hinein. Instinktiv ahnte sie, was ihren Bruder antrieb. Er wollte den Tiefschlaf vermeiden und nutzte die Hitze eines Wortgefechts mit einem Werwolf, um wach zu bleiben. Zu ihren Ungunsten. Da jedes weitere Wort das falsche sein würde, zuckte sie mit den Schultern.
    „Es gibt Menschenkinder, die weitaus mehr über die Stränge schlagen als ich. Es ist keineswegs der Fall, dass ich mich auf jeden Weiberrock stürze, der mir über den Weg läuft.“
    „Es geht wohl eher um den Rock meiner Schwester, den du liebend gern hochschlagen würdest. Und zwar hier und jetzt vor aller Augen, wenn es sein muss. Ich sehe es dir an.“
    „Hör auf damit, Mica. Es ist genug“, warf Berenike ein.
    „Du verwechselst da etwas, Reißzahn“, knurrte Juvenal ihn dumpf an. „Was du für einen schnöden Trieb hältst, ist der Instinkt des Wolfes. Die Zeit der Markierung ist eine ernsthafte Angelegenheit, die du schamlos und wenig rücksichtsvoll unterbrochen hast.“
    „Instinkt oder eher das Verlangen nach ihren runden Brüsten und ihrem kleinen festen Hinterteil?“, schoss Mica die nächste Provokation ab und grinste lasziv.
    „Mica!“, stieß Berenike empört aus.
    Wie konnte ihr Bruder über ihre Brüste und ihren Hintern reden? Es löste das nächste Zittern bei Juvenal aus. Sein Zustand war bedenklich. Er schien echten, körperlichen Schmerz zu empfinden, wegen dieser überaus ernsthaften Markierungssache, die er hatte abbrechen müssen. Definitiv steckte dahinter etwas Gewaltigeres als die blanke Sehnsucht nach ihr. Es gehörte sich nicht, sich darüber zu mokieren.
    „Das ist eine infame Unterstellung!“, brauste Juvenal auf und wurde so laut, dass Grishan und Sancho ihre Unterhaltung einstellten.
    „Natürlich, du würdest auch verrückt nach ihr sein, wenn sie weniger exotisch wäre. Sie könnte die Haut einer Dörrpflaume besitzen, gelbe Zähne und einen Buckel, du würdest sie trotzdem wollen. Schon klar.“
    Ein peinlich berührter Blick aus schwarzen Augen huschte zu Berenike und sofort wieder zur Seite. Juvenal fühlte sich ertappt, obwohl es keinen Grund zur Scham gab. Schönheit war das wichtigste Gut des alten Volkes. Ohne diese Eigenschaft wäre es schwer, Blutquellen anzulocken und sie in Sicherheit zu wiegen. Anstatt Vertrauen würden sie bei jeder Nahrungsaufnahme Schrecken und Todesangst verbreiten, und dies wiederum würde den Geschmack des Blutes verfälschen.
    „Schönheit hat keinen Einfluss auf die Wahl eines Alphawolfes“, sagte Juvenal entschieden.
    „Dann waren all deine Affären wohl vom Zufall diktiert. Es waren stets schöne Frauen, die den Weg in dein Bett fanden.“
    Alarmiert horchte Berenike auf. Natürlich wusste sie, dass es Affären gegeben haben musste. Wie viele mochten es gewesen sein? Eigentlich war das gleichgültig. Jede einzelne war eine zu viel. Eifersucht kochte jäh in ihr auf. Sie biss sich auf die Unterlippe, um bloß nicht damit herauszuplatzen. Eine Nachfahrin der Mechalath stand über solchen Anwandlungen und machte keine Vorwürfe.
    Juvenal schlug sich mit der Faust an die Brust. „Vom ersten bis zum letzten Tag war ich meiner Gefährtin treu. Kein einziges Mal habe ich sie betrogen. Es kam mir nie in den Sinn, eine jener anderen Frauen zu markieren.“
    „Nun, wenn du das behauptest“, erwiderte Mica lax und schloss die Augen. „Ohnehin ist es von geringem Interesse. Für mich sind es schnöde Triebe, für dich eben Instinkt.“
    Das Gespräch schien damit beendet. Juvenal musste stark an sich halten. Sein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Schließlich versetzte er dem schmalen Bett einen heftigen Tritt, auf den Mica mit einem genervten Stirnrunzeln reagierte. Berenike musste lächeln. Es führte dazu, dass Juvenal seinen Unmut auf sie richtete.
    „Es ist kein Trieb!“, herrschte er sie an.
    „Ich habe das auch nie gesagt“,

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