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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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anfassen lassen.“
    Zielsicher führte Micas Instinkt sie zu einer Köhlerhütte. Obwohl es nach Sterblichen roch, war die Hütte verlassen. Der Erdboden war schwarz von Asche und längst erloschenen Feuern. Bei jedem Schritt schüttelte Grishan seine Tatzen. In der Mitte der Hütte pflanzte er sich auf seinen pelzigen Hintern und putzte sich. Während Mica sich auf einem durchgelegenen Strohsack ausstreckte, ging Berenike vor Grishan in die Hocke. Zunächst kitzelte sie ihn nur vorsichtig mit einem Finger unter dem Kinn. Schon bald kraulte sie ihn mit allen zehn Fingern. Immer weiter reckte er den Kopf vor. Seine Nase berührte beinahe die ihre. Genüsslich blinzelte er sie aus seinen Goldaugen an. Sie fiel in sein tiefes, rollendes Schnurren ein.
    „Miezekater, Miezekater“, flüsterte sie ihm zu. „Wie viele Flecken sitzen in deinem Fell? Soll ich sie zählen? Soll Mama Nikedeine hübschen Flecken zählen?“
    „Nike, du redest zu ihm wie zu einem Kleinkind“, brummte Mica missbilligend. „Er ist ein Mann.“
    „Er ist ein zu groß geratener Junge, der noch Flaum hinter den Ohren hat“, korrigierte Berenike. „Süße Öhrchen sind es.“
    Vor lauter Wonne sank Grishan auf die Seite, fuhr die Krallen aus und rekelte sich. Sein Bauch streckte sich ihr auffordernd zu. Weißes Bauchfell, durchbrochen von wenigen, sehr hellen Flecken. Sie kraulte hindurch.
    „Sobald er sich zurückverwandelt, wird er vor Scham im Boden versinken, weil du seinen Bauch gestreichelt hast“, merkte Mica lakonisch an. „Ganz zu schweigen davon, dass Juvenal deine Begeisterung für seinen Pflegesohn missverstehen könnte.“
    „Unsinn! Grishan ist noch ein halbes Kind und kein Rivale. Juvenal weiß genauso gut wie ich, dass er Zärtlichkeit und Liebe braucht, nach allem, was ihm zugestoßen ist.“
    „Trotzdem ist es genug, Nike“, beharrte Mica.
    Sie zog die Hände zurück. Grishan rollte sich auf den Bauch und blieb mit unruhig peitschendem Schwanz liegen. Es lag an Mica, der ihn mit einem langen, mahnenden Blick bedachte. Mit einem Fauchen zeigte Grishan seine langen Reißzähne.
    „Es ist genug“, wiederholte Mica ruhig, doch bestimmt.
    Abrupt sprang Grishan auf, verpasste Berenike einen spielerischen Stoß, der sie auf den Hintern setzte und huschte in eine Ecke. Die Kehrseite zur Hütte gewandt, verwandelte er sich. Obwohl sie es genau beobachtete, konnte sie den Zeitpunkt, da er von einer Großkatze zum Menschen wurde, nicht bestimmen. Von einem Augenblick zum nächsten wurde aus geflecktem, goldbraunem Fell der haarlose Rücken eines Mannes. Grishan zog das Kleiderbündel zu sich und richtete sich auf. Bei seinem Anblick musste Berenike schlucken. Ihre Behauptung, er wäre noch ein Junge, wurde widerlegt. In der Ecke der Köhlerhütte stand ein Mann, dessen breiter Rücken sich in einem V zu seinen Hüften verschmälerte. Auf seinen Schulterblättern zeigten sich ähnliche Flecken wie in seinem Fell. Sie waren höchstens eine Nuance dunkler als der Rest seiner Haut, eine von der Natur geschaffene Markierung, die den Gestaltwandler verriet. Das dezente Muster verlieh seinem Körper eine seltene Schönheit. Unweigerlich stellte sie Vergleiche an. Juvenal besaß eine stärker ausgeprägte Muskulatur, wohingegen Grishan eher sehnig und schlank war. Er besaß die Biegsamkeit eines Tänzers und weniger die geballte Stärke eines Kriegers. Gleichwohl würde er dazu werden, auch wenn er mit der Hose kämpfte und auf einem Bein hopste, um das Gleichgewicht zu halten.
    Berenike streifte ihr Haar hinter die Ohren und blickte in eine andere Richtung, nur um Mica dabei zu ertappen, wie er Grishan eingehend musterte. Wortlos zeigte sie die Fänge. Der Appetit ihres Bruders für junge, gestählte Männer hatte zu schweigen. Ihr Versprechen galt. Jeder, der Grishan zu nahe kam, würde es bereuen. Mit einem übertrieben reuevollen Zwinkern schloss Mica die Augen und kreuzte die Arme über der Brust. Zwielicht drang durch die Ritzen der Bretterwände. Grishan schlüpfte in sein Hemd, drehte sich um und entdeckte Berenike. Er wurde blass und dann rot.
    „Hast du …?“ Die Frage blieb in seiner Kehle stecken. Er räusperte sich anhaltend.
    Sie hatte. Seinen Rücken bewundert, die langen Beine und sogar seinen festen Hintern, aber das würde sie nicht zugeben. Verlegen rieb er über seinen flachen Bauch und knöpfte schleunigst sein Hemd zu. Mica hatte recht. Grishan war peinlich berührt, dass sie ihn gekrault hatte. Sie stand auf

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