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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Kristall wurde meiner Obhut übergeben. Er ist mein! Da du zu dem Vampir und dem Werwolf Kontakt hattest, musst du etwas über seinen Verbleib herausgefunden haben. Du willst meinen Schatz für dich und die Lamia. Wenn du daran festhältst, wirst du die Nächste sein, die für den Frevel büßt, der begangen wurde.“
    Die Stimme verkam zu einem Blubbern, als würde Wasser in die Lungen des Wesens steigen. Ein Instinkt warf Berenike zur Seite. Als ihre Finger die Vase streiften, zerbarst das Porzellan. Scherben trafen ihr Gesicht. Sie schützte ihre Augen mit den Händen und wich zurück. Das Mrs. Lamb-Ding war aufgestanden. Die Arme hatten sich in schmale, biegsame Tentakel verformt, die knochenlos wogten. Es roch durchdringend nach der Fäulnis von Brackwasser. Über eine Woche hatte Berenike mit dieser Kreatur in einem Haus verbracht. Der kalte Tee, die Wasserschüssel, in der die alte Frau ihre Füße badete – sie hatte an die Eigenheiten eines senilen Geistes geglaubt. Jederzeit hätte dieses Geschöpf sie angreifen und auslöschen können.
    Berenike wirbelte herum, stob aus dem Salon und hechtete die Treppe hinauf. Sie brauchte ihr Katana und ihre Armbrust. Das Rauschen einer Woge verfolgte sie. Ohne zurückzublicken, schlug sie ihre Zimmertür zu und schob den Riegel vor. Ehe sie den Schrank und ihre Waffen erreichen konnte, brach die Tür aus den Angeln. Splitter flogen durch den Raum. Berenike setzte über das Bett und duckte sich, um nicht getroffen zu werden. Der Schrank und ihr Katana waren zu weit entfernt.
    Auf der Schwelle standen drei Kreaturen und blockierten sich gegenseitig. Alle besaßen das faltige Gesicht und den hageren Körper einer alten Frau. Ihre Tentakelarme streckten sich in das Zimmer, verknoteten sich ineinander. Berenike griff nach dem Nachttopf neben dem Bett und warf ihn mit aller Wucht. Sie traf zwei der unheimlichen Gestalten. Sie zerstoben in einer Wasserfontäne. Die dritte rückte vor, während aus den Lachen am Boden Nebel aufstieg. Berenike nahm das nächste erreichbare Wurfgeschoss. Eine leere Waschschüssel. Anstatt sie zu werfen, drückte sie sie an ihre Brust. Es gab sehr vieles, von dem die Sterblichen nichts wussten, aber das, was sich vor ihr abspielte, war sogar für eine Lamia zu viel. Aus den Schwaden wurden feste Formen, und sie bildeten die überirdische Schönheit ihrer Mutter nach. Woher wusste dieses Ungeheuer, wie Selene aussah?
    „Wo ist der Spiegel der Sonne? Sag es mir, und ich gebe dich frei“, gurgelte es aus den erdbeerroten Mündern.
    Angesichts von Selene und ihrer bis zum Boden reichenden Tentakelarme wollte Berenikes Verstand blockieren. Gegendieses Grauen gab es keine Waffen. Sie warf sich zurück. Ihr Rücken zertrümmerte die Fensterscheibe. In einem klirrenden Regen aus Glassplittern stürzte sie in die Tiefe, drehte sich und kam mit den Füßen voran in einem Beet auf. Über ihr am Fenster zerfloss Selene zu einer unkenntlichen Masse und löste den nächsten Schub Entsetzen aus. Ohne den Blick lösen zu können, stürmte Berenike auf die Pforte des Hinterhofes zu. Eher als erwartet prallte sie gegen einen Widerstand. Eine Barriere aus Knochen und Muskeln war ihr in den Weg getreten. Die Wasserschüssel, die sie krampfhaft festgehalten hatte, rutschte aus ihren Fingern. Zwei kräftige Hände umfassten ihre Schultern und hielten sie aufrecht.
    „Man sollte stets nach vorn blicken, Lamia.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete sie, die Kreatur hätte sich abermals verwandelt und sie irgendwie überholt. Dann gewahrte sie den wachsamen Wolfsblick, die klaren, dunklen Augen. Juvenal de Garou vor sich zu sehen anstelle eines blubbernden Monsters erfüllte sie mit abartiger Erleichterung.
    „Wir müssen fort von hier. Schnell!“
    Seine Fingerkuppen bohrten sich in ihre Schultern. Er schüttelte sie so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. „Wenn du glaubst, mich ein zweites Mal hereinlegen zu können, irrst du gewaltig, Weib!“
    „Du blöder Hund! In diesem Haus ist …“
    „Blöder Hund?“, knurrte er bedrohlich leise.
    Sie holte mit dem Fuß aus, zielte auf sein Schienbein und verfehlte es. Sein Kopf krachte gegen ihre Stirn. Der Zusammenprall dröhnte in ihrem Schädel und zwang sie in die Knie. Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie kräftige Arme wahr, die sie auffingen und anhoben. Weit über ihr tanzten verblassende Sterne einen schwindelerregenden Reigen. Auch er war ein Ungeheuer. Mit einem Schädel aus Eisen. Sie

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